Wir neuen Großvaeter
sehen. Manfred findet sein Glück auf Reisen mit dem Kreuzfahrtschiff, Joachim liebt Sylt und ist oft dort. Natürlich haben wir unsere altersbedingten Wehwehchen und viele von uns auch Probleme mit den Widrigkeiten des modernen Alltags. Manche wollen einfach nicht einsehen, dass Wissenschaft und Technik in unserem Jahrhundert feste Bestandteile unserer Kultur geworden sind.
Unser weltweites Zusammenleben hat eine neue digitale Dimension erhalten. Das Internet ist die wohl gröÃte technische und kulturelle Innovation seit der Erfindung des Buchdrucks. Ich hole mir E-Mails so selbstverständlich aus dem
Netz wie die Zeitung aus dem Briefkasten, schaue auch schon mal bei YouTube vorbei und weiÃ, wer sich hinter Facebook oder Twitter verbirgt, obwohl ich mich noch nicht angemeldet habe. Manchmal treffe ich Politiker, Vorstandsvorsitzende oder andere wichtige Menschen, die damit kokettieren, dass sie einen Computer nicht verstehen und auch nicht verstehen wollen. Manche der in die Jahre gekommenen Journalistenkollegen bedienen sich sogar noch immer der alten Schreibmaschine, weil sie einen PC für die Erfindung des Teufels halten. Auch eitle Klagen, dass man sich auÃerstande sehe, den Videorekorder zu bedienen, finden Beifall.
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Schon allein unserer Enkel wegen sollten wir nicht alle der angebotenen Techniken verschmähen. Unser Leben steckt voller kleiner und groÃer Rätsel, und es ist einfach spannend, sich mit dem logischen Funktionieren solcher Maschinen zu beschäftigen. Mit meinem Rechner â er heiÃt übrigens »Beethoven« â drucke ich Tickets für Bahnreisen aus, lege ich Fotogalerien an, surfe durch die Nationalbibliothek von Weimar und beobachte den Winterschlaf einer trächtigen Bärin in ihrer Höhle. Die Geburt ihrer Babys im Frühjahr wurde übrigens auch im Internet übertragen.
Hin und wieder schaue ich mir auf der Webseite der NASA die aktuellen Bilder ihrer weltweit installierten Teleskope an und beobachte mit ihrer Hilfe die Geburt einer fernen Sonne.
Der Sternenhimmel wird noch magischer, wenn man sich mit Astrophysik befasst und begreift, welche ungewöhnlichen Welten sich hinter den einzelnen hellen Punkten verbergen, die wir am Nachthimmel sehen.
Für mich an der Schwelle zum »Greisenalter« ist das alles ungleich erfüllender, als mir den Kopf über die Pointen des Unterhaltungsfernsehens zu zerbrechen. Vor einigen Jahren landete ich per Internet mitten in einem kleinen computerisierten Kunstwerk einer Primärschule im Luxemburgischen Consdorf. Darin stellen die Kinder ihre Schule vor, präsentieren in einer Bildergalerie eigene kreative Arbeiten, machen sich Gedanken über ökologischen Gartenanbau und umweltfreundliche Müllentsorgung und testen in einem Quiz die Kenntnisse ihrer elektronischen Besucher über Europa. Besonders gelungen finde ich die Darstellung unseres Sonnensystems im Weltall. So können die Schüler in Consdorf als »Onliner« mit ihren Altersgenossen aus USA, Japan und Europa zu einer eigenen Hightech-Kultur verschmelzen, in der Aussehen und Status der Teilnehmer keine Rolle spielen. Einzige Voraussetzung zum Mitmachen: die Beherrschung entsprechender Technik und der englischen Sprache.
Einer der prominentesten Onliner ist übrigens Präsident Barack Obama, der monatlich mehr als 100.000 elektronische Botschaften erhält.
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Mehr als jede andere Erfindung in der Geschichte aber hat das Internet eine Diskussion über Chancen und Gefahren der technologischen Umwälzung ausgelöst. Denn es gibt auch Irrwege: Gewalttätige Darstellungen und rechtsradikale Parolen konnten trotz groÃer Anstrengungen der Gesetzgeber bisher nicht aus den Datennetzen verbannt werden. Doch die Chancen überwiegen. In einem Punkt sind sich Gegner und Befürworter jedenfalls einig: Die Informationstechnologie verändert unser Denken, unsere Kultur und damit unsere Gesellschaft.
Kommunikation ist Kooperation. Und Kooperation ist die Basis unserer Entwicklung. Entsprechend angewendet kann
die neue Technik ein selbstbewusstes, angstfreies Menschenbild formen. Aus Unwissenheit entsteht Unsicherheit, aus Unsicherheit Angst und aus Angst Aggressivität, Machtstreben und Egoismus. Wissen â gewonnen aus Information â vertreibt die Furcht voreinander und gibt Sicherheit.
Ãber die Risiken müssen GroÃväter mit ihren Enkeln sprechen. Das setzt jedoch voraus, dass
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