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Wir neuen Großvaeter

Wir neuen Großvaeter

Titel: Wir neuen Großvaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Holbe
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Wandern in Österreich oder während einer Safari durch die Sahara. Nur Julia und Miriam waren zu Hause geblieben.
    Â»Wir haben in den Ferien einen Psychothriller gedreht«, erklärten sie. Und weil das ja wirklich eine tolle Sache war, wollten die Klassenkameraden den Film auch mal sehen. So kam es, dass eines Tages alle Klassen der Grundschule zu Hostert im Gemeindesaal zusammenkamen, um sich bei dem Film Sechs Kinder und ein Hund so richtig zu gruseln.
    Großen Erfolg hatten Julia und Miriam auch mit ihrem Anschlussprojekt Abba bitte mit Sahne , einer Parodie auf die
schwedische Kult-Band ABBA und ihre Musik. Miriam verwandelte sich dafür in den blonden Björn, während Julia die Partie der Annafrid mit Show-Auftritten erfüllte.
    Eine Gastrolle übernahm Thomas Gottschalk, der zu dieser Zeit ein Kollege bei Radio Luxemburg war. Er spielte einen Fernsehmoderator.
    Zum Finale sangen ABBA bei Sonnenuntergang auf Axels Terrasse »Thank you for the music«. »Zuckerstückchen« war wieder dabei; diesmal spielte sie eine Reporterin. Heute ist Kim eine taffe Managerin im Disney-Konzern, reist öfter mal um die Welt und erzählt auf Wunsch vom Beginn ihrer Karriere als »Zuckerstückchen« bei Sechs Kinder und ein Hund .
    Inzwischen haben wir die beiden Super-Acht-Filme auf DVD überspielen lassen. Das Kino im »Maison sur les collines« ist für immer geschlossen und der knatternde Projektor mitsamt der Riesenleinwand an einen Sammler verscherbelt worden. Aber an Weihnachten wird Sechs Kinder und ein Hund immer mal wieder vor der versammelten Verwandtschaft gezeigt. Leo, Max und Ferdinand haben inzwischen akzeptiert, dass die munteren Mädchen auf dem Bildschirm ihre Mütter von heute sind.
    Vielleicht können Julia und Miriam ihre Söhne zu einem Revival überreden. Heute wäre das technisch viel einfacher. Für einen Camcorder muss sich niemand teures Filmmaterial besorgen. Schnitt und Nachvertonung werden mühelos am Computer erledigt, und die passende Musik lässt sich über eine spezielle Software einspielen. Was fehlen wird, ist der Zauber des guten alten Heimkinos, in dem langsam das Licht verlischt und der Projektor zu rattern beginnt.

    Ich war zehn Jahre alt, als ich für meine Freunde aus dem Sachsenhäuser Hinterhof die ersten Kasperlestücke inszenierte. Mein Schreiner-Cousin Ernst zimmerte mir eine Bühne, Mutter war für den Vorhang und die Kostüme der Darsteller zuständig. Wir weichten Zeitungspapier in Leim ein und formten aus der Pampe Köpfe und Gesichter, die wir nach dem Trocknen mit Wasserfarben bepinselten. Die Handlung mag schlicht gewesen sein, verfehlte aber nicht ihre Wirkung: Aus einem gelandeten Raumschiff bahnten sich ruchlose Außerirdische einen Weg in die Welt der Menschen. Schon damals war ihr Ziel die Eroberung der Erde. Gestoppt wurden sie schließlich von Kasper und Seppl, den Helden des klassischen Kasperletheaters.
    Â»Drum schonet mir an diesem Tag, Prospekte nicht und nicht Maschinen«, lässt Goethe seinen Theaterdirektor im Faust sagen. Diese Aufforderung gilt auch für das gute alte Kasperletheater.
    In der Pause verteilte Muttern ihre typischen Marmeladenbrote (ohne Butter oder Margarine!) und für jeden Zuschauer ein Tässchen Kakao. Bevor das Publikum das Theater verließ, musste sich auf Anordnung meiner Mutter jeder einer Kontrolle der Hosentaschen unterziehen. Dies war zwar unüblich, aber durchaus effektiv. Manches meiner Spielzeugautos kam dadurch wieder zum Vorschein.
    Â 
    Inzwischen habe ich mich noch einmal zum Direktor einer respektablen Theaterbühne erkoren. Kasper, Hexe und Räuber sind »miniature«-Kopien der berühmten Hohensteiner-Puppenspiele. König, Prinzessin und Gretel habe ich aus dem Fundus meiner Töchter übernommen.

    Den ersten Auftritt nach der langen Pause hatte ich, als Leo und Max mit einer Schar ihrer Anhänger ihren jeweils zweiten Geburtstag feierten. Natürlich kamen Krokodil und Räuber zum Einsatz. Doch statt vor Schreck in die Windeln zu machen, stürmte das Publikum die Bühne, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
    Inzwischen bereiten Leo und Max ihre eigene Premiere vor. Ferdinand wird zu seinem dritten Geburtstag die Kumpels aus der Krabbelstube einladen. Mal sehen, wie die auf Kasperle und Co. reagieren werden?
    Â 
    PS: Die Moral von der Geschichte: Wenn sich Großväter irgendwie in

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