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Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Champignons auf meinen Teller.
    „Ich glaube, die meisten Frauen würden Ihnen nicht darin beipflichten, daß es nicht der Rede wert gewesen sei. Weitaus geringere Anlässe würden genügen, um der durchschnittlichen Frau für lange Zeit Gesprächsstoff zu liefern.“
    Toll, wie versessen er daraufwar, mir zu sagen, daß ich anders sei als andere Frauen! Ob er wohl diese Taktik auch der anderen gegenüber anwandte? Sie war auf alle Fälle hübscher als die meisten anderen Frauen, so viel hatte ich gesehen.
    Im übrigen hatte ich das deutliche Gefühl, es würde schwierig werden, wenn wir weiterhin von mir und meinen Angelegenheiten redeten. Weshalb ich eine Kehrtwendung machte und mich auf das Gebiet der Malerei stürzte und insbesondere auf Yvonnes Leistungen.
    „Sie wird es einmal zu etwas bringen“, sagte Steneng überzeugt. „Sie können sich darauf verlassen: In einem Jahr hat sie ein Stipendium für eine Studienreise. Was werden Sie dann machen?“
    Sieh mal einer an. Da waren wir schon wieder bei meiner Wenigkeit angelangt.
    „Strümpfe stopfen und Kinder hüten“, entgegnete ich ohne Zögern. „Oder, wenn ich in der Lotterie gewinne, fahre ich mit Yvonne nach Paris. Ich würde es gern kennenlernen.“
    „Paris zu kennen lohnt sich“, sagte Dr. Steneng. Nun kamen wir endlich auf ein neutrales Gebiet. Er erzählte von Versailles, dem Eiffelturm, dem Louvre und allem, wovon meine verschiedenen Freundinnen immer sprachen, aber das hier war anders, amüsanter, tiefer schürfend. Als wir mit dem Nachtisch fertig waren – Obstsalat mit Kirschlikör – hatte ich tatsächlich eine unbändige, unbezwingliche Lust, nach Paris zu fahren.
    „Das kommt sicher,“ sagte Steneng ruhig. „Wenn Sie sich etwas eindringlich genug wünschen – dann bekommen Sie es. Ich meine es tatsächlich. Das hat nichts mit Aberglauben zu tun. Es ist ganz leicht zu erklären. Wenn man sich etwas sehr dringend wünscht, dann arbeitet man immer mehr oder weniger bewußt daran, es zu bekommen. Und wenn man nicht abläßt, daran zu arbeiten, so muß das ja notwendigerweise früher oder später zum Ziel führen.“
    Es kam mir vor, als sehe er mich so sonderbar an – so bestimmt, so fest. Ich mußte mich furchtbar zusammenreißen und scharf an die Dame auf seinem Nachttisch denken…
    „Sie haben wohl nicht zufällig die Absicht, mich zu einer Tasse Kaffee bei sich zu Hause einzuladen?“ fragte Steneng, als wir wieder auf der Straße standen.
    Die Dame auf dem Nachttisch, dachte ich.
    „Das würde ich gern tun,“ sagte ich wahrheitsgetreu, „aber ich finde, eigentlich muß ich jetzt zu Wencks zum Kaffee gehen. Können Sie nicht statt dessen morgen kommen?“
    „Doch gern, vielen Dank,“ sagte Steneng. „Wenn Sie so spät noch Kaffee trinken – ich kann erst Viertel nach sechs. Früher geht es nicht wegen der Sprechstunde.“
    „Das paßt ausgezeichnet,“ sagte ich. Und dachte in meinem Innern: zu dieser Stunde muß ich Yvonne im Hause festzuhalten suchen und wenn ich gezwungen sein sollte, ihr zu sagen, weshalb.
    Ich begann zögernd, das Gespräch darauf zu bringen, als wir zu Bett gegangen waren. Es ist viel leichter, heikle Dinge zu besprechen, wenn es finster ist.
    „Du – lach bitte nicht,“ begann ich stockend. „Aber ich muß dir etwas beichten.“
    „Das kannst du dir sparen, mein Goldkind,“ sagte Yvonne. „Daß du in Doktor Steneng verliebt bist, weiß ich längst, jeder Kommentar erübrigt sich. Wenn ihr euch etwa verlobt habt, dann schieß los.“
    „Nein,“ sagte ich, „ich denke nicht daran. Ich bin in einer gräßlichen Zwangslage, denn wenn – wenn…“
    „Was wenn? Heraus mit der Sprache! Ich habe einen breiten Buckel und kann sowohl die eigenen als auch die Sorgen anderer auf mich nehmen.“
    „Ja, das ist wahr,“ pflichtete ich ihr bei. Dann erzählte ich ihr alles, die Dame auf dem Nachttisch einbegriffen.
    „Hm,“ machte Yvonne. „Zu dumm. Natürlich könnte ich dich damit trösten, daß die Dame seine alte Tante oder seine verstorbene Schwester sein wird, aber ehrlich gesagt, ich glaube, das ist wenig wahrscheinlich. Und wenn die Dame das ist, was du annimmst, dann ist er ein richtig abscheulicher Schürzenjäger. Es ist gemein, es auf dich anzulegen, wenn eine andere ihm immerhin so viel bedeutet, daß er das Konterfei auf dem Nachttisch stehen hat. Aber andererseits möchte man ja vermuten, daß das Geheimnis eines Tages gelüftet wird; es hat also wenig Sinn, daß du deinen

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