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Wir sehen uns in Paris

Wir sehen uns in Paris

Titel: Wir sehen uns in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kolloch Elisabeth Zöller
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Stattdessen fragt sie: »Und dann kaufst du dir einen japanischen Comic auf Englisch ? Bist du ein so kluges Köpfchen oder gibst du einfach nur an?«
    Was soll denn das jetzt? Denkt sie wirklich, dass er hier mit seinem Comic sitzt, um ihr irgendwas zu beweisen? Als ob er das nötig hätte! John bemüht sich um einen etwas abfälligen Ton, als er antwortet: »Ich muss mich doch sehr über dich wundern. Sprachkenntnisse sind schließlich gut für den Weltfrieden.«
    Isabella mustert ihn irritiert. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«, fragt sie. »Und was ist mit meinem Handy? Ohne Pin kannst du doch sowieso nichts damit machen.«
    »Sorry. Ich hab es in die erstbeste Mülltonne gesteckt. Ich habe gedacht, wenn du eine OrtungsApp hast …«
    »Weggeworfen?« Isabellas Stimme klingt fast müde. »Du bist doch total verrückt. Was soll ich jetzt machen?« Die letzten Worte flüstert sie nur noch.
    Er sieht, wie sie sich verzweifelt bemüht, nicht zu weinen. Klar, ohne ihr Handy sind solche Mädchen total hilflos. Jetzt bloß keine Tränen! Ihre Wut gefiel ihm tausendmal besser. Vielleicht musste sie einen wichtigen Anruf mit ihrem Handy machen? Wenn ihm nur etwas einfiele, um sie aufzuheitern.
    Nach einer Weile sagt er: »Kennst du die Geschichte von dem Typen, der einer Frau ihr Handy geklaut hat und damit fleißig Fotos gemacht hat?« Obwohl Isabella nicht antwortet, erzählt John weiter: »Der Typ merkte nicht, dass die Fotos direkt in die Cloud geladen wurden. Die Besitzerin wusste so immer, was er gerade machte. Und sie hat seine Bilder im Netz veröffentlicht und mit lustigen Kommentaren versehen.«
    Die Geschichte scheint zu wirken und Isabella lächelt wieder ein bisschen. »Tja, schade, dass du meins weggeschmissen hast. Sonst hätte ich wenigstens noch was Lustiges zu tun gehabt.«
    John versucht zurückzulächeln, aber irgendwie sitzt da plötzlich ein Kloß in seinem Hals. »Keine Chance. So viel Lustiges gibt es in meinem Leben nicht. Damit könntest du bei mir nicht punkten.«

Im Wagen ist es mittlerweile ruhig geworden. Viele Lampen sind gelöscht, Gespräche verstummt.
    Da beugt sich ein Schatten über Isabella und John und eine Stimme sagt freundlich: »Guten Abend, ihr zwei. Ich glaube, eure Fahrkarten habe ich noch nicht gesehen.«
    Isabella fährt hoch. Das ist dann wohl das Ende ihrer Reise. Sie sieht, wie John ganz entspannt ihre Fahrkarte aus der Hosentasche zieht und vorzeigt. Sogar die Einverständniserklärung, die sie schon dazugesteckt hatte, hat er auf seinen Namen ausgefüllt und legt sie dem Schaffner vor.
    Jetzt müsste sie ihm die Karte aus der Hand reißen, jetzt müsste sie schreien, dass es ihre ist und dass er sie ihr gestohlen hat. Aber sie hält den Mund, denn sie weiß, dass sie, selbst wenn alle ihr glaubten, nicht mehr zu Clara kommen würde.
    Mieser Verräter! , denkt sie. Vielleicht kann sie den Schaffner überzeugen, dass sie ihre Fahrkarte verloren hat. Und dann?
    Der Schaffner nimmt den Fahrschein und sagt zu John: »Nach Paris? Dann sitzt du im falschen Teil des Zuges. Nur der vordere Teil fährt nach Paris. In Hannover kannst du aber umsteigen.«
    John stutzt. Er scheint angestrengt nachzudenken. Einen Augenblick später sagt er seelenruhig: »Ach, deswegen habe ich meinen reservierten Platz nicht finden können. Isabella hat mir schon gesagt, dass wir im falschen Zugteil sind. Sie hat auch Pech gehabt. Ihre Mutter sitzt im anderen Teil.« Dabei sieht er den Schaffner freundlich an.
    Wahnsinn, wie ihm diese Geschichte einfach so eingefallen ist! Isabella wirft John einen kurzen dankbaren Blick zu. Dann sagt sie zum Schaffner: »Meine Mutter und ich sind auf dem Weg zu meinem Vater und meiner Schwester. Sie leben in Paris. Auf dem Bahnhof in Berlin war ich vor der Abfahrt noch eben Brötchen holen …« Sie hält als Beweis die leere zerknüllte Tüte hoch. »Meine Mutter war schon eingestiegen. Und als ich vom Kiosk kam, hätte ich fast den Zug verpasst. Dann habe ich gemerkt, dass ich nicht in den vorderen Zug wechseln konnte. Und jetzt ist alles, auch meine Fahrkarte und mein Gepäck, bei meiner Mutter.«
    John schaut den Schaffner mit großen Augen treuherzig an, und auch Isabella versucht, so gelassen wie möglich zu wirken. Doch ihr Herz klopft bis zum Hals. Sie schaffen das niemals! Das glaubt so ein Schaffner doch nicht. Sie wartet darauf, dass er sein Handy zückt und die Kollegen im anderen Zugteil anruft und fragt, ob ihre Geschichte stimmt.
    Doch der

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