Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wir sind bedient

Titel: Wir sind bedient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alena Schroeder
Vom Netzwerk:
geben sich oft sehr viel Mühe mit mir. Ich erwarte natürlich nicht, dass mich ein Gast zum Orgasmus bringt, aber wenn er es tut, dann freue ich mich, das macht das Arbeiten leichter. Und die Männer macht das ja auch an, wenn sie merken, dass ich auch Spaß an der Sache habe.
    Ich behalte immer die Kontrolle über das, was im Bett geschieht. Ich bin es, die die Situation lenkt, ich habe in der Hand, wann ein Mann kommt, ich kann mit seiner Lust spielen. In gewisser Weise übe ich eine Macht über die Männer aus, und das macht mir Spaß. Und den Männern gefällt das, wenn eine Frau die Initiative ergreift und sich nicht einfach nur flach hinlegt und ihn machen lässt. Das haben sie ja zu Hause, dazu müssen sie nicht in den Puff.
    Die meisten Männer stehen zum Beispiel total auf Analsex,
aber die wenigsten normalen Durchschnittsfrauen machen das. Ich mache es gern und biete das den Kunden auch an, wenn sie sich nicht trauen, selber danach zu fragen.
    Natürlich unterscheide ich zwischen privatem und beruflichem Sex. Zu Hause mit meinem Partner bin ich sehr kuschelig und romantisch. Natürlich wird mit den Jahren die Leidenschaft weniger, dafür wächst die Liebe. Und Sex mit Gefühlen ist schön, aber nicht so anregend. Hier im Puff habe ich wilden, versauten, sexy Sex, bei dem ich alles ausprobiere. Natursekt, Dildospiele, Analsex - hier lebe ich alle Fantasien aus, ohne mich zu schämen. Ich lasse mich gehen und tobe mich aus. Es gibt so Tage, an denen mich die Hormone richtig durchspülen, da muss ich gar nicht kuscheln. Hier ist mir egal, was die Leute denken, die kennen mich ja nicht. Aber zu Hause … da schäme ich mich manchmal zu sagen, was ich will. Da bin ich viel gehemmter, mal was auszuprobieren, alles um mich herum zu vergessen und richtig wild, laut und hemmungslos zu sein. Und das geht den Männern, die hier zu mir kommen, doch genauso.
    Es ist einfach etwas anderes, mit jemandem zu schlafen, mit dem man am nächsten Morgen zusammen frühstückt und vielleicht die Schulprobleme der Kinder bespricht. Und es gibt Sachen, die viele Männer ihren Frauen auch nicht zumuten wollen und dann lieber gar nicht erst darum bitten.
    Manchmal denke ich, wie schade das eigentlich ist, dass sich das so schwer vereinbaren lässt - eine langjährige Beziehung
und aufregender Sex. Dieser Konsenssex ist ja auch für die Frauen langweilig. Hinlegen, ein bisschen Rein-raus, da fühlt man sich doch wie ein Spülbecken für Sperma.
    Aber ich verstehe die Frauen, die ein Problem damit haben, wenn sie herausfinden, dass ihre Männer bei einer Prostituierten waren. Ich wäre auch verletzt, wenn ich wüsste, mein Mann erlebt so etwas mit einer anderen Frau, ich bin ja nicht aus Holz. Privat kann ich auch nicht in Swingerclubs gehen, dazu bin ich viel zu eifersüchtig. Aber wenn ich herausfinden würde, dass mein Mann im Bordell war, dann könnte ich ihm das eher verzeihen, als wenn er eine Affäre mit einer Kollegin oder der Nachbarin anfängt. Weil ich weiß, was er hier bekommt: eine physische Dienstleistung, für die er bezahlt. Ich verkaufe ja auch keine Gefühle, sondern nur meinen Körper.
    Beziehungen sind immer schwierig in diesem Job. Viele Kolleginnen führen ein richtiges Doppelleben und erzählen ihren Männern gar nicht, was sie machen. So weit gehe ich nicht, aber es ist natürlich kompliziert. Wir reden einfach nicht viel darüber. Mein Gott, welcher Ehemann hätte kein Problem mit meinem Beruf? Immer stehen diese unterschwelligen Vorwürfe im Raum.
    Natürlich ist es für einen Partner verletzend zu wissen, dass man mit anderen Männern schläft und auch noch Spaß daran hat - auch wenn es nur professionell ist. Andererseits verdiene ich so nun mal mein Geld, und er wusste das von Anfang an. Es fällt ihm schwer, aber er akzeptiert es. Das muss er auch. Ich bin finanziell unabhängig, und
ich tue nichts Verbotenes. Ich klaue nicht, ich verkaufe keine Drogen - es gibt wirklich schlimmere Berufe.
    Trotzdem wissen meine Eltern und mein Sohn nicht, was ich mache, sie glauben, ich arbeite immer noch als Krankenschwester. Das ist eigentlich meine größte Angst, dass sie es irgendwann herausfinden und mich dafür verurteilen.
    Ich rede auch mit meinen Kunden nicht über mein Privatleben. Dabei kann ich ja nur verlieren: Wenn sie fragen, ob ich Single bin, und ich sage Ja, dann habe ich

Weitere Kostenlose Bücher