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Wir sind bedient

Titel: Wir sind bedient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alena Schroeder
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»Kann-Gesetz«, das heißt: Ich muss niemanden aufschreiben. Wenn jemand nett und freundlich ist, sich belehren lässt und auch noch einsichtig ist, dann lass ich den auch mal ziehen.
    Wenn ich einen guten Tag habe, ist meine Strategie: Je unverschämter mein Gegenüber, desto freundlicher werde ich. Und irgendwann ändern die auch ihren Ton und sind dann hinterher ganz baff, wenn sie einfach ins Auto steigen und wegfahren können, ganz ohne Strafzettel.
    Am schlimmsten sind die Beifahrerinnen. Ich glaube, viele Frauen können das nur schlecht ertragen, wenn eine andere Frau ihrem Mann erklärt, dass er was falsch gemacht
hat. Die Männer sind dann oft ganz einsichtig, und dann keift die Ehefrau los: »Draußen laufen Mörder frei herum und Sie kümmern sich hier um solche Lappalien!«
    Grundsätzlich kann man vorher nicht sagen, wie die Leute auf Politessen reagieren. Ich bin mal von einem Anzugträger total angeblafft worden, da kamen zwei Punks vorbei und haben gefragt: »Tut der dir was? Sollen wir dem eine aufs Maul hauen?« Und ich hab gesagt: »Danke, Jungs, aber ich komm schon allein klar!« Da hab ich mich schon gewundert, normalerweise sind wir für die linke Szene ja die totalen Hassfiguren, aber man sollte eben nie alle über einen Kamm scheren.
    Der Ton macht die Musik, das gilt natürlich auch für uns Politessen. Man darf sich nicht provozieren lassen, selber aber auch nicht provozieren. Gerade bei einigen männlichen Kollegen, die als Quereinsteiger dazugekommen sind, gibt es den Typen »Deutscher in Uniform«. Die fühlen sich plötzlich mächtig, glauben, jetzt seien sie wer, weil sie eine Uniform anhaben. Und da eskalieren dann völlig harmlose Aktionen so stark, dass die Polizei gerufen werden muss und das Ganze vor Gericht landet. Da musste ich schon oft Kollegen oder auch Kolleginnen zur Seite nehmen und sagen: »Jetzt komm mal wieder runter!«
    Es gibt auch Leute, die reagieren dermaßen aggressiv auf mich, mit denen lege ich mich nicht an, die lasse ich einfach fahren. Weil ich genau weiß: Irgendwann ist der dran! Dann gerät er an einen Kollegen, der ihm verbal und körperlich mehr gewachsen ist, und dann bekommt
er seine Strafe. Bevor es für mich gefährlich wird, mache ich lieber einen Rückzieher.
    Es gibt natürlich auch so etwas wie Stammkunden, die erwischt man immer wieder. Darunter einen Gemüsehändler, der jeden Morgen mit seinem Lieferwagen die Busspur blockiert. Oder Nachbarn, die sich ständig gegenseitig anzeigen wegen angeblicher Ruhestörung. Da wird man dann fast wie eine Privatpolizei missbraucht.
    Ich bekomme natürlich keine Provision, wie viele glauben. Aber es gibt schon ein bisschen Druck von oben, wenn wir zu wenig Anzeigen bringen. Im Sommer zum Beispiel, zur Ferienzeit, sind viele Leute weg, und dann gibt es für uns natürlich viel weniger zu tun. Da wird schon mal nachgefragt: »Ja, warum gibt es diesen Monat denn so wenig?«
    Das Schöne an meinem Job ist: Ich bin den ganzen Tag draußen unterwegs. Daher bin auch fast nie krank, weil ich eben so viel an der frischen Luft bin. So ein Bürojob wäre nichts für mich. Klar, wenn ich am Tag meine Kilometer runtergelaufen habe, dann will ich auch nur noch nach Hause auf die Couch. Und wenn es dreißig Grad draußen hat oder in Strömen gießt, dann macht es auch keinen Spaß. Aber so ein knackig kalter Wintertag, wenn die Luft ganz klar ist, da genieße ich meine Streife.
    Schön ist auch immer der Frühlingsanfang. Da sind die Leute gut drauf, und man kann mit allen ganz vernünftig reden. Manche flirten auch mal, das entschädigt dann für die ganzen dummen Sprüche, die man sonst zu hören bekommt.

    Es gibt auch Tage, die sind langweilig, weil absolut nichts zu tun ist: Alle Hunde im Park angeleint, niemand im Halteverbot, alle Behindertenparkplätze frei. Ist natürlich gut, wenn sich alle an die Gesetze halten, aber die Zeit geht so langsam vorbei! Bei Großveranstaltungen, wenn man hintereinanderweg falsch geparkte Autos umsetzen lassen kann, vergeht die Zeit wie im Flug.
    Was ich gar nicht leiden kann, ist, wenn Erwachsene uns vor ihren Kindern anpampen oder abfällig über uns Politessen reden. Wenn wir sie zum Beispiel darauf hinweisen, dass sie, wenn sie schon in zweiter Reihe parken, um ihre Kinder zur Schule zu bringen, die Kinder dann doch bitte

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