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Wir sind doch Schwestern

Wir sind doch Schwestern

Titel: Wir sind doch Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gesthuysen
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berichten wissen? Demnach hat die Klägerin den Zeugen erzählt, und die beiden sind bereit, das vor Gericht zu beeiden, dass Sie, Fräulein Franken, nicht nur die beiden ungeniert zugedeckt haben, sondern sogar im Gegenteil, dass sie ins Zimmer gekommen sind, die Bettdecke hochgehoben und die beiden beobachtet haben.«
    Katty atmete aus, als hätte man ihr in den Magen geboxt, und die Zuschauer stöhnten auf. Der Anwalt war noch nicht fertig, seine Stimme wurde lauter und Anna Marias Gesicht verzerrte sich vor Abscheu.

    »Ist es nicht so, dass Sie sichergehen wollten, dass Heinrich Hegmann mit seiner Ehefrau ein Kind zeugte, da das in Wahrheit der einzige Grund war, warum er Sie nicht geheiratet hat? Weil Sie keine Kinder bekommen konnten?«
    »Herr Anwalt, bitte mäßigen Sie Ihre Lautstärke«, mahnte der Richter und sagte an Katty gewandt:
    »Fräulein Franken, uns liegt die eben zitierte Aussage der Düke-Brüder vor. Würden Sie bitte dazu Stellung nehmen. Die weiteren Mutmaßungen des Herrn Rechtsanwalt streichen wir aus dem Protokoll. Fräulein Franken, Ihre Antwort bitte.«
    Katty hatte die Hände vom Gesicht genommen. Diese Frau war einmal ihre Freundin gewesen. Wie hatte sie zu einem solchen Racheengel werden können? Sie hörte in Gedanken die Worte ihrer großen Schwester, die ihr die Antwort lieferte. Ja, dachte Katty, vielleicht habe ich diese Schande verdient, als Quittung für meine Hybris, aber ich werde nicht kampflos aufgeben. Sie richtete den Blick auf die Klägerin, als wollte sie diese durchbohren. Nicht mal eine Sekunde hielt Anna Maria ihrem Blick stand.
    »Ich weiß nicht, warum die Zeugen Düke eine solch unfassbare Geschichte erzählen. Ich kann darüber nur spekulieren. Falls aber die Klägerin ihnen tatsächlich so etwas erzählt hat, dann hat die Klägerin gelogen. So etwas ist niemals im Hause Hegmann passiert. Und wenn ich sicher sein kann, dass die Klägerin solche Lügen über mich verbreitet, so werde ich sie wegen übler Nachrede anklagen.«
    »Bravo«, irgendjemand auf den Besucherbänken begann zu klatschen, aber Katty hatte nicht den Mut, sich umzudrehen.
    »Ruhe bitte!« Der Richter schlug mit dem Hammer auf eine Holzschale und verbat sich jegliche Kommentierung aus dem Zuschauerraum.
    Katty war immer noch nicht als Zeugin entlassen. Nun musste sie zu den Behauptungen Stellung nehmen, die Heinrich aufgestellt hatte. Das fiel ihr leicht, denn natürlich hatten sie sich abgesprochen. Heinrich hatte, nachdem er wegen Verschuldens einer Scheidung beklagt worden war, Gegenklage eingereicht. Das hatte ihm nicht nur sein Anwalt empfohlen, sondern auch seine Parteifreunde. Mit Beginn des Scheidungsverfahrens hatte er sich in sämtlichen Verbänden, in denen er tätig war, vom Feuerwehrverband über den LandwirtschaftsVerband bis hin zum Landesverband der CDU , offenbart. In schier unzähligen Sitzungen hatte er seinen Kollegen immer wieder zerknirscht erklärt, dass seine Frau ihn verlassen habe und nun unter allen Umständen die Scheidung verlange. Jedes Mal hatte er anheimgestellt, ihm die Ämter zu entziehen, er habe dafür jedes Verständnis, da er verhindern wolle, dass sein Schicksal in der Öffentlichkeit für den gesamten Verband ein untragbares Bild abgebe. Alle Kollegen in allen Verbänden hatten ausnahmslos zu ihm gestanden. Nicht einer wollte seinen Rücktritt annehmen. Aber man bedeutete ihm, er müsse sich in der Öffentlichkeit von allen Vorwürfen reinwaschen. Er solle zusehen, dass ihm Recht und der pathologischen Ehefrau die Schuld am Zerwürfnis zugeschrieben werde. Also hatte Heinrich sich zwei teure Anwälte genommen, die ihn in dieser Sache vertraten.
    Geschlagene drei Stunden nachdem sie ihren Namen genannt hatte, wurde Katty auf alle ihre Aussagen vereidigt, dann war sie fertig. Sie hatte Mühe, aufzustehen, so sehr zitterten ihr die Knie. Außerdem begann nun, nach der Anstrengung, ihr Magen laut zu knurren. Sie hatte nicht gefrühstückt und fühlte sich, als hätte sie auf nüchternen Magen den kompletten Schweinestall ausgemistet, was ihr im übertragenen Sinne auch so vorkam.
    Sie wurde aufgefordert, im Gerichtssaal Platz zu nehmen, falls sich aus den anderen Zeugenaussagen noch weitere Fragen an sie ergäben. Katty war zu schwach, um zu protestieren, aberim Grunde war es ihr unerträglich, jetzt zwischen den Menschen zu sitzen, die gerade die abscheulichsten Behauptungen über sie gehört hatten. Sie hatte keine Wahl. Den Blick fest auf den Boden

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