Wir sind nicht schwul (German Edition)
beleuchten.“
Ich wende ihr nicht direkt das Gesicht zu, da ich nicht weiß, ob meine Augen gerötet sind. „Klingt logisch.“
„Alles okay? Besorgt dich etwas?“ Weibliche Intuition?
Goddammit!
„Es liegt vielleicht an der Melodie und am Texz. Es ist schon heftig“, nicke ich ihr zu. Damit lüge ich nicht einmal. „Ich habe jemanden gefragt, was ich denn für das Video tun muss, also … was ich darstellen muss und er meinte, dass man das doch aus dem Lied heraushören kann. Ehrlich gesagt, hat er mir damit keinen Mut gemacht.“
Ihre Antwort nimmt mir zumindest eine Last von den Schultern. „Yuoi wollte dir das heute Abend erzählen, wenn ihr etwas Trinken geht. Aber wenn du ihm nicht sagst, dass ich dir etwas erzählt habe, können wir gerne darüber reden, Finn-san.“ Einerseits sprechen sie mich meistens mit „Finn-san“ an und siezen mich, aber manchmal duzen sie mich auch. Schon eigenartig.
„Meine Lippen sind verschlossen.“ Ich drücke mit den Fingern meine Lippen zusammen. Wir lächeln uns an und schon geht es mir wieder etwas besser.
„Also schön.“ Es scheint so, als hätte sie es sowieso unerträglich gefunden, dieses dumme, kleine Geheimnis für sich zu behalten. „Das Meiste ist eigentlich keine große Sache. Du wirst die Rolle des Mädchens im Song übernehmen. Wie du dir denken kannst, wirst du dafür mit Yuoi ein paar nette Szenen drehen. Solche Dreharbeiten sind immer recht witzig, das kannst du mir glauben.“
Und ob.
Ziemlich peinlich stelle ich mir das ebenfalls vor.
„Das große Geheimnis ist die Sache mit den Katzen. Unspektakulär sind die Szenen, in denen man dich mit einem Kätzchen sehen wird, mit dem du spielst. Wirklich aufsehenerregend wird es erst, wenn die Großkatze zum Einsatz kommt.“
Eh?
EEEH?!?
Großkatze?
„Das ist das erste Mal, dass wir ein solches Tier für unsere Videos einsetzen und dafür haben wir einen zahmen schwarzen Panther anschaffen können. Nicht wirklich zahm, weil so Tiere nie zu hundert Prozent zahm werden, aber du weißt sicher, was ich meine, Finn-chan, nicht?“ Mit dem „Finn-can“ wollte sie mich sicher nur beruhigen. Mir bleibt erst einmal die Spucke weg und Gott bin ich aufgeregt!
„Und ich muss was machen?“, frage ich nach.
Oboyashi grinst immer vergnügter. „Keine Angst, du musst nicht mit dem Tier spielen. Das wäre zu gefährlich, auch wenn die Betreuer des Tieres immer dabei sein werden. Du wirst sie ein bisschen kraulen, sie umarmen, mit ihr ein bisschen herumlaufen. Das war’s dann auch schon, sofern alles gut geht.“ Sofern alles gut geht?!? Da hat wohl jemand in der Witzkiste geschlafen!
Sie fährt sofort lachend fort, als mir der Mund aufklappt: „Ich meine nicht, sofern sie dich nicht frisst, sondern nur, sofern die Katze überhaupt mitspielen wird. Mit einem Tier darf man nicht zu lange arbeiten, musst du wissen.“
Ich atme gespielt erleichtert aus. „Ach, wenn’s weiter nichts ist.“
Sie beißt sich leicht auf die Unterlippe und fragt mich, ob mir das Angst mache. Nein, sie fragt nicht, ob ich es überhaupt machen will, sondern nur, ob mir das Angst macht. Dass ich es sowieso machen muss, ist gar keine Frage.
„Das werde ich schon hinbekommen. Die Betreuer wissen sicher, was man mit der Katze alles machen kann und deshalb bin ich da zuversichtlich. Mulmig ist mir trotzdem.“
Oboyashi zuckt wie so oft mit den Schultern. „Und sollte sie dich doch fressen, werden wir sie schon dazu bringen, dich wieder auszuspucken.“
„Eh, wehe es fehlen dann Teile von mir. Und ganz will ich danach auch wieder sein. Stellt schon mal einen Kübel Klebstoff bereit.“ Wir sehen uns eine Weile lang an, bis wir losprusten. Galgenhumor, aber es ist schön, dass wir uns so gut verstehen.
Im Hintergrund kann ich schon hören, wie sie sich gegenseitig für die gute Arbeit loben und sich alle bei allen für die Arbeit bedanken. Es geht also dem Ende zu.
„Wir sind fertig. Alles im Kasten.“ Schwer zu sagen, ob sie müde aussehen. Keiner lächelt so wirklich, dafür gähnt Ukage hin und wieder.
„Gute Arbeit, alle zusammen“, lobt sie Oboyashi, verteilt die Getränke und Handtücher. Kaum sind sie bei uns angekommen, fangen sie an, sich den Kleber aus den Haaren zu kämmen.
„Ich bin fix und fertig.“ Renji lässt sich stöhnend auf seinen Sessel fallen und reibt sich die Augen.
„Du wirst heute zu Hause bleiben, Shi-kun. Ehrlich, wenn es dir morgen beschissener geht als heute, bringt das alles
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