Wir sind nicht schwul (German Edition)
darüber. Die anderen meinten lachend, dass er Yuoi doch den Gefallen tun soll, weshalb Renji nachgibt und sich an Yuois Rücken hängt.
„Hee, Reiji, trägst du mich auch Mal, wenn ich krank bin?“ Asuka spielt den beleidigten Eifersüchtling.
„Eh? Dann müsst ich dich ja dauernd tragen.“ Man bedenke bitte, dass sie heute noch nichts getrunken haben! Will ich wirklich wissen, was passiert, wenn sie erst einmal Alkohol intus haben?
N…jain.
Asuka hat Yuoi einen Schups verpasst, sodass dieser zur Seite schwankt und wackelnd auf einem Bein hüpft.
„Nein, nein, nein, nein, bist du blöd? Ich fall fast um!“ Das wäre wohl wirklich passiert, hätte ihm Akio von der anderen Seite nicht einen Gegenschups verpasst. „Jetzt stehste wieder“, kichert er im dreckigsten Slang.
Wenn sie jetzt mehr und mehr damit anfangen, im Dialekt zu sprechen, verstehe ich bald gar nichts mehr.
Die Wohnung von Renji ist durchschnittlich groß, wie man sie aus Österreich auch kennt. Für japanische Verhältnisse ist sie wahrscheinlich schon eine der größeren Wohnungen, die man im Stadtzentrum ergattern kann. Es steht kaum etwas herum. Ein Esstisch, eine Couch, ein großer gepolsterter Sessel, dann einer dieser tollen, runden Sessel, mit einem Riesenkissen darin. Keine Dekoscheiße. Alles ist ziemlich … klinisch rein, wäre da nicht der Zigarettengestank. Renji wird kurzerhand auf die Couch verfrachtet und von Yuoi ausgezogen. Und das alles ohne den kleinsten Protest. Ich hätte schon längst zum zappeln und kreischen angefangen.
Ukage hat sich in irgendein Zimmer verzogen und wenn ich das richtig verstanden habe, ist Asuka bereits im Bad verschwunden.
„Kann ich irgendwie helfen?“, frage ich etwas deplatziert.
„Setz dich einfach hin. Wir machen das schon.“ Yuoi fuchtelt hinter sich mit seiner Hand und deutet mir, vermutlich, dass ich mich da irgendwo auf einen Stuhl setzen soll.
„Okay.“ Akio hat sich in die Küche verzupft und Wasser aufgesetzt. Nett, wie sie sich alle um Renji kümmern.
„Wo hast du den Tee?“ Akio lugt durch den Türschlitz.
„Oberes, rechtes Regal.“
Yuoi hat es derweilen geschafft, Renji in seinen Schlafanzug zu quetschen. „Duschen kannst du morgen auch noch. Das Bett kannst du ja überziehen.“ Yuoi dreht Renji den Rücken zu, packt ihn an den Armen und zieht ihn rücklings auf seinen Rücken. So trägt er Renji, der Yuois Rücken runter hängt und nicht gerade ein erfreutes Gesicht macht, in sein Schlafzimmer.
Sie sind eine wirkliche, kleine Familie, denke ich mir. Ich wäre froh drum, wenn ich jemals so behandelt worden wäre . Einerseits hätte michdiese Radikalität angezipft und andererseits wäre ich glücklich über so viel Zuneigung gewesen. Yuoi kommt nicht gleich zurück, sodass erst nachdem Akio den Tee ins Schlafzimmer gebracht hat. Ukage taucht auch irgendwann wieder einmal auf, mit einer dampfenden Matte unter dem Arm. Eine Wärmematte? Er trägt sie zu Renji ins Zimmer. Ich nehme an, dass man damit die Füße wärmt.
So süß!
Sie sind alle so süß!
Ich komme nicht drum rum, immer mehr zu lächeln und schon habe ich bereits vergessen, was mir Tsuto vor wenigen Stunden noch am Telefon gesagt hat.
Ukage, Yuoi und Akio setzen sich, gemeinsam aus dem Schlafzimmer kommend, zu mir an den Tisch und auf die Couch.
„Es wäre beschissen, wenn es ihm morgen auch noch so schlecht geht. Das geht jetzt schon ganz schön lange so. Vielleicht sollten wir eine Pause einlegen.“ Yuois fröhlicher Gesichtsausdruck ist verschwunden. Er ist sichtlich besorgt. War er eben nur so drauf, um Renji nicht zu beunruhigen?
„Wir werden erst einmal auf morgen warten. Morgen wird es sowieso ruhiger und außerdem hat Renji gesagt, dass er das durchziehen will“, meldet sich Akio, der Leader, zu Wort.
„Sicher. Wäre nur nicht toll, wenn er jemanden ansteckt. Dann hätten wir den gleichen Schlamassel noch einmal.“
„Dann tragen wir eben alle einen Mundschutz. Sind genügend da.“ Akio besteht richtig darauf, dass ohne Verzögerungen weiter gearbeitet wird.
Das Musikgeschäft ist hart.
„Shi-chan war noch nie lange krank. Das geht sicher bald vorüber“, meint sich Ukage.
Ukage und Renji kennen sich bereits seit ihrer Kindheit. Es ist nicht verwunderlich, dass ihm Renjis Gesundheit wesentlich mehr am Herzen liegt, als seine Kariere.
Asuka kommt wenig später aus dem Bad und Yuoi verschwindet darin. „Was macht Shi-kun?“, fragt er und wirft sich zu Akio auf die
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