Wir sind nicht schwul (German Edition)
Couch.
„Vermutlich schläft er. Wir haben ihm Schlaftabletten gegeben“, antwortet Akio bedrückt und ebenfalls besorgt, auch wenn er eben noch stark die Meinung, Renjis weiter arbeiten zu lassen, vertreten hat.
„Ah, ja. Er hatte mal angedeutet, dass er in letzter Zeit nicht mehr wirklich schlafen kann. Ich fragte ihn, ob ihm etwas auf der Seele liegt. Er wollte aber nicht darüber reden und ist mir dauernd ausgewichen. Hat er zu dir etwas gesagt, Shuu-kun?“
Ukage kann nur seinen Kopf schütteln. „Kein Sterbenswörtchen. Ich habe mir gedacht, dass vielleicht etwas mit seiner Familie ist, also habe ich sie angerufen. Bei denen ist alles okay, wie es sich angehört hat. Seine Schwester heiratet sogar.“
„Welche denn?“, fragt Akio neugierig nach.
„Die, die in Schweden ist.“
„Und daran, dass er nicht bei der Feier dabei sein kann, kann es nicht liegen?“
Ukage schüttelt erneut den Kopf. „Nein. Er findet es zwar schade, weil er sie schon Jahre nicht mehr gesehen hat, meinte aber, dass das einfach das Schicksal ist und er hätte sich bereits damit abgefunden.“
„Hey, Finn, wie heißt du eigentlich?“
Verdutzt blinzelnd starre ich Ukage an. „Ich? Finn?“ Ala, apropos Renjis Gesundheit, wie heißt du eigentlich, Finn?
Hä?
Was für ein toller Zusammenhang.
Ukage schüttelt lachend den Kopf. „Ja schon, aber ich meinte deinen richtigen Namen. Du kommst doch aus Österreich, oder? Da hast du sicher auch einen Nachnamen. Myuraa, habe ich gehört, soll ein sehr weit verbreiteter Name sein. Und Rukasu.“
„Heißt du zufällig Rukasu Myuraa?“, fügt Akio lachend hinzu. Ich habe eine Weile gebraucht, um herauszufinden, was für einen Namen sie eigentlich meinen.
„Lukas Müller.“
„Ja!“, rufen sie im Chor und klatschen in die Hände. „Genau den meinten wir.“
Vor Verlegenheit fange ich an zu lachen. „Ich muss euch enttäuschen, aber so heiße ich nicht.“ Meinen Worten folgt ein enttäuschtes Klagen der Jungs und ich lächle gleich noch mehr. „Ist mein Taufname denn relevant? Ich habe ihn schon Jahre nicht mehr benutzt. Eigentlich nennt mich niemand bei meinem alten Namen. Sogar in meinem Ausweis steht Finn.“ Fast gelogen. In manchen Ausweisen steht tatsächlich Finn, nur nicht ausschließlich.
„Ist das so? Wie geht das?“ Ukages Blick ist unangenehm prüfend.
„Es geht, sonst hätte ich es nicht machen können.“
„Oder willst du uns deinen Namen einfach nur nicht verraten?“, fragt Akio blinzelnd nach.
Errötend gestehe ich: „Das ist auch ein Grund. Hauptsächlich aber, weil ich meinen alten Namen nicht ausstehen kann. Er erinnert mich an Dinge, an die ich mich nicht erinnern will.“ Das scheinen alle ziemlich schnell zu verstehen und auch zu akzeptieren.
„Und wieso Finn?“ Um die Namenssache abzuschließen erzähle ich ihnen, warum ich den Namen gewählt habe, woran er mich erinnert, wie er für mich klingt, die ganze Leier eben.
„Aha. Cool, nicht?“ Ukage klatscht in die Hände. „Ich habe meinen Namen nicht nach irgendwelchen Kriterien oder nach einem Gefühl bestimmt. Ukage gefiel mir einfach.“
„Bad ist frei. Akio, zisch ab!“ Yuoi zischt aus dem Bad, zieht Akio von der Couch und nimmt stattdessen an seiner Stelle Platz. Akio verschwindet sofort im Bad, damit der Fluss erhalten bleibt. Sie sind bisher alle sehr schnell im Bad fertig gewesen. GierO hat immer viel länger gebraucht , erinnere ich mich.
Und ich brauche auch immer wesentlich länger … cough.
„Sag mal, Finn, wie dürfen wir dich eigentlich nennen?“ Noch so einer, denke ich mir schmunzelnd.
„Finn“, nehmen mir Ukage und Asuka die Antwort ab.
„Echt?“ Verdutzt starrt Yuoi seine Freunde an und zündet sich dann eine Zigarette an. Nein, er kommt nicht auf die Idee, dass er auf gewisse Nichtraucher Rücksicht nehmen könnte. Während den Proben musste ich feststellen, dass nur Ukage nicht raucht. Oder er raucht auch, nur nicht so oft, sodass ich es noch nicht bemerkt habe.
Was soll’s.
Sie sind alle alt genug, um selbst zu wissen, was gut für sie ist und was nicht. Wer weiß, vielleicht setzen sie es sogar darauf an, früher zu sterben, um dem ganzen Druck nicht ein normales Menschenleben lang ertragen zu müssen?
Das erinnert mich, weit entfernt, an Daisuke von Kagerou, der Mitte Juli 2010 „versehentlich“ Alkohol und eine Menge Schlaftabletten in seinem Körper miteinander in Verbindung gebracht hat. Eine schöne Ausrede, um sich nicht weiter
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