Wir sind nicht schwul (German Edition)
die Betreuer den Blick des Tieres durch Zurufe auf sich aufmerksam machen konnten.
Am wenigsten Ärger gab es, als Einzelaufnahmen von dem Tier gemacht wurden. Mit Leckerbissen hat man die Großkatze zum Catwalk bewegen können.
Zwischendurch mussten immer wieder Pausen eingelegt werden, weshalb die Dreharbeiten länger dauerten, als man dachte. Es ist bereits Mittag, als wir die letzte Szene mit dem Tier vorbereiten.
In ihr soll die ganze Band, mit Katze und mir zu sehen sein. Es soll so aussehen, als würde die Band spielen, während ich mit dem Schmuser in der Mitte von allen sitze. Das ist ziemlich heikel, weil sich die Presonen um uns sehr viel bewegen.
Die Katze wird zuerst in die Mitte gesetzt. Ich sitze mit meinem Rücken „an“ ihrem. Die Band stellt sich erst danach um uns auf und nimmt die Instrumente zur Hand. Sogar Yuoi tut nur so, als würde er singen, um jede Art von unnötigem Lärm zu vermeiden.
Ich würde es Glück nennen, dass die Katze weder an den Kameras, die doch teilweise sehr nahe kamen, recht interessiert war, noch an den sich bewegenden Bandmitgliedern. Sie wirkte eher gelangweilt und hat sogar einmal lange gegähnt und sich geschüttelt.
Das war echt nicht weiter spektakulär. So gegen zwei Uhr Nachmittag ist alles im Kasten, was Gadeshi für das Video braucht. Zumindest, was den Teil mit der Großkatze anbelangt.
Anschließend geht’s weiter zur Teambesprechung.
Für die Aufnahmen mit dem Kätzchen (dieses Mal ist wirklich ein Kätzchen gemeint), müssten sie mich abschminken und mich neu stylen, was unnötig Zeit fressen würde, daher beschließen sie, dass heute alles fertig gestellt werden soll, was mit dem jetzigen Outfit gemacht werden kann und morgen kommt dann der Rest an die Reihe.
„Gut, dann machen wir weiter!“ Voller Tatendrang, der gleich von Oboyashis Lachen zerschmettert wird, stehe ich da.
„Nein. Jetzt gibt es erst einmal etwas zu Essen und dann könnt ihr weiter machen.“ Ein paar von den Jungs von Gadeshi freuen sich schon wie wild aufs Futter.
„Ich bin eh schon längst verhungert.“ Yuoi streckt sich und geht gen Ausgang.
Vor lauter Aufregung, wegen dem, was mir noch bevorsteht, habe ich gar keinen Hunger. Dass wir eine Essenspause einlegen müssen erscheint mir logisch, dennoch,… wenn es nach mir gehen würde, würde ich zuerst alles fertig machen wollen.
Also geht’s auf zum Catering.
Für all jene, die das nicht wussten: Es ist ziemlich normal, dass solche wie Gadeshi einen Koch haben, der für die sorgt. Trotzdem ist das irgendwie ungewohnt für mich. Das ist, als wenn man Bekannte besucht, die man gar nicht kennt, oder in einem Restaurant isst und dafür nichts bezahlen muss. – Mehr oder weniger zumindest, denn sicher wird das Küchenpersonal von Gadeshi bezahlt.
Gegessen wird draußen. Dort sind diese typischen Bierzelttische und Bänke aufgestellt worden. Reichlich viele, damit jeder vom Team mitessen kann. Akio erzählt mir, dass sie immer gemeinsam essen. „Allerdings erst dann, wenn wir das Freizeichen geben. Es scheint etwas ungerecht zu sein, dass sich alle nach uns richten müssen, aber wenn man es genau nimmt, hängt auch alles von uns ab. Da beschwert sich niemand.“
Wir holen uns unser Essen vom „Würstlstandl“ (es ist kein Würstelstandl, erinnert aber stark an diese Dinger, die in Österreich quasi überall zu finden sind) und setzen uns auf die Bänke. Natürlich, typisch Japan, sitzt nicht jeder dort, wo er will, sondern jeder hat seinen markierten Platz. Die Tontechniker sitzen bei dem einen, Gadeshi sitzt bei einem anderen und die Stylisten haben auch ihren eigenen Tisch. So ist das in etwa aufgeteilt. Das hat natürlich gute Gründe. Die einzelnen Gruppen kennen sich untereinander besser. Alle arbeiten in gewisser Weise miteinander, jedoch ist es irgendwie klar, dass sich die Stylisten untereinander mehr zu erzählen und mehr miteinander auszutauschen und zu besprechen haben, als ein Tontechniker und ein Stylist, nicht wahr?
Ich sitze am Tisch von Gadeshi, weil ich hier mehr Gast als Mitarbeiter bin. Und Gäste sitzen am Tisch der Gastgeber, mit Blick zur Tür. In meinem Fall habe ich die Lagerhalle im Blickfeld.
Reizend.
Eigenartige Sitten.
Yuoi und Akio sitzen neben mir, was ebenfalls klar war, weil sie Leader und Co-Leader sind. Der Gast sitzt immer neben den Bossen.
Hach ja.
Irgendwie komme ich mir ja schon blöd vor und wie im siebten Himmel.
Im Chor wünscht hier jeder jedem so was, was bei uns
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