Wir sind nicht schwul (German Edition)
Worten mit. „Und warum verhältst du dich dann nicht dementsprechend, mein kleines Baby?“ Selbstgefällig grinst er mir ins Gesicht. Mit offenem Mund starre ich diesen arroganten Hintern an. „Das Hotel ist schäbig. Und du bist noch sehr jung und unerfahren und ich bin hungrig.“ Er dreht mir den Rücken zu und stellt den Kerzenständer auf die Kommode neben der Tür. „Deine Sachen liegen vor dem Bett. Das Bad ist die Treppe runter, dann rechts, vorbei bis zu der großen Vase im Flur, den Spiralgang entlang. Lass mich nicht zu lange warten.“ Das ist zu unwirklich. Ich bin richtig verdattert und fühle mich so überrumpelt, dass ich gar nicht daran denke, ihn zu fragen, wo er auf mich warten wird. Im Kerzenlicht lässt er mich zurück.
Die Atmosphäre in dieser Gruft ist einfach nur furchteinflößend. Was hat ihn nur dazu getrieben, in so etwas zu wohnen? Oder besser gesagt: Sein Gästezimmer so einzurichten. Niemand würde hier freiwillig übernachten wollen.
Der Raum ist rund, genauso wie das riesengroße, schwarz-weiße Bett, das mitten drin steht und mit Polstern überfüllt ist, die die gleiche Farbe wie das Bett haben.
Dann ist da noch der Wasserfall, der mir auffällt. Er ist in die Wand eingearbeitet und geht bis zur Decke. Er ist in Betrieb. Den Motor hört man gar nicht. Nur das Plätschern des Wassers.
Wie reich ist der eigentlich? Als er sich die Lampen kaufen wollte, ist ihm wahrscheinlich die Kohle ausgegangen, weil ich nämlich keine einzige sehen kann. Keine über mir und keine um mich herum. Das einzige, was hier ein klein wenig Licht spendet, sind die drei Kerzen am Kerzenständer. Und auch das vergitterte Loch in der Wand dient eher als Belüftungsschacht, als dass sich dahinter eine Lichtquelle verbergen könnte.
Ich hoffe nicht, dass sein ganzes Haus so aussieht.
Obwohl der Boden aus massivem, schwarzem Stein besteht, ist er das Einzige hier, das warm ist. Es hat hier bestimmt nicht mehr als fünfzehn Grad.
Meine Sachen hat er tatsächlich in meinem Koffer vor dem Bett abgestellt. Jetzt kann ich sowieso nicht mehr ins Hotel zurück. Sie haben mich bestimmt ausgecheckt und sich meine Sachen aushändigen lassen, wo auch immer da die Logik sein soll. Von wegen, sie hätten mein Zimmer nicht betreten dürfen, wären dafür aber in der Lage gewesen, mich mitsamt meinen Sachen aus den Hotel zu bringen. Genervt schnaube ich und räume alles aus meinem Koffer, was ich brauchen werde. Hauptsache ich komme schnell aus diesem Gruselkabinett heraus. Hatte ich bereits die Schwerter an der Wand erwähnt? Nein? Nun, hier hängen so manche. Wunderbar dafür geeignet, dem einen oder anderen Manieren beizubringen. Kaum daran gedacht, schlittere ich mitsamt meinen Sachen die ersten paar Stufen hinunter, die hinter der Tür versteckt liegen,. „Scheiße!“, fluche ich so laut auf Deutsch, dass es sogar mich erschreckt. Ich wäre sicher noch weiter geschlittert, hätte ich mich nicht am Geländer festgehalten, das wiederum über weiteren Kerzen hängt, in die ich geradewegs hineingerutscht bin. Das Kerzenwachs verteilt sich schön über den Boden und über meinen Beinen. Überall ist Wachs und … FEUER!
„Scheiße, Scheiße, Scheiße, ist das heiß!“ So schnell habe ich mir noch nie Hose und Oberteil ausgezogen. Hektisch versuche ich die kleinen Flammen mit dem Stoff zu ersticken – wohl gemerkt, mit dem Stoff, der bereits vom Feuer ruiniert ist. Dass hier sonst nichts anderes brennen kann, wundert mich nicht. Auch im Treppenhaus und im Gang besteht alles aus schwarzem Stein. Glatt und glänzend. Keuchend und mit pochendem Herzen sacke ich auf den Stufen zusammen. Meine Füße schmerzen. Für einen Tag war das bereits Aufregung genug. „Ich bin in der Hölle“, murre ich verzweifelt.
Kaum höre ich Schritte, springe ich hastig auf, sammle meine sieben Sachen vom Boden auf und versuche die Kerzen zu richten. Als ich mich wieder umdrehe, steht da bereits Akio an die Wand angelehnt und beobachtet mich. Sag’ nichts und geh einfach ins Bad , sage ich mir in Gedanken und dränge mich an ihm vorbei, um den Weg Richtung Badezimmer einzuschlagen. Ich humple etwas. Meine Beine, die die Steinstufen hinunter geknattert sind, sind sicher aufgeschürft. Trotzdem strecke ich den Kopf in die Höh‘ und ziehe eine eingeschnappte Schnute, um zumindest ein wenig meiner verkümmerten Würde zu bewahren.
„Setz dich hin und rühr dich nicht vom Fleck.“
„Ach, leck‘ mich doch sonst wo“, murmle ich
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