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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eireann Nóc
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einmal zu einer Sauna, einmal zu einem Dampfbad und einmal zu einer Infrarotkabine führen, dürfte wohl selbstverständlich sein. Das WC befindet sich ein paar Schritte vor dem Badezimmer. Eine schlichte Tür, neben der „WC-Schuhe“ stehen. Wenn man aufs Klo geht, zieht man der Hygiene wegen meist andere Schuhe an. Alles eine Sache der Gewohnheit, sage ich mir immer wieder.
    Jetzt fühle ich mich noch viel kleiner und unbedeutender. Akio hat in seinem Leben schon so viel geleistet. Er hat schon so lange, so hart gearbeitet, um sich ein solches Leben zu ermöglichen.
    Wer bin ich, dass ich gegen ihn meine Stimme erheben darf? Mein Blick sackt deprimiert zu Boden, wo ich zwei Paar Badeschlapfen vorfinde, ein dunkelgrünes und ein dunkelblaues. Auf dem einen liegt ein Zettel.
    „Für Finn“, steht darauf geschrieben. Seufzend hebe ich den Zettel auf und schlüpfe in die Schlapfen. Auf den Stufen zum Bad liegt ein großes Handtuch zusammengefaltet für mich bereit. „Gute Entspannung, Finn!“, steht auf einem weiteren Zettelchen, das auf dem Handtuch liegt.
    „Toll hast du das gemacht, Finn, ganz toll! Kaum arbeitest du mit ihnen zusammen, hast du es dir auch schon wieder versaut“, tadle ich mich, entledige mich meiner Short und der Bandagen um meinen Oberkörper und flutsche in die warme, duftende Badewanne. Waschzeug steht bereit.
    Akio hat gesagt, er würde nicht zu lange auf mich warten wollen, darum beeile ich mich und wasche mich schnell in der Badewanne, aber bitte verpetzt mich nicht an ihn, nachdem man sich normalerweise nicht in der Badewanne wäscht. Irgendetwas, um das Wasser auslaufen zu lassen, finde ich nicht, daher lasse ich es wie es ist, schlüpfe ich meine frischen Klamotten und verlasse das Bad wieder.
    Kein Make-up, kein Haarspray, denn das Zeug müssten die für den Dreh erst mal wieder weg machen, bevor sie mich stylen können und das wiederum würde unnötig Zeit fressen. Ich irre nicht lange durch die Gegend. Akio wartet am Ende des Schneckenganges auf mich und hält bereits Pflaster, sockenähnliche Dinger und eine Desinfektionsfalsche in die Höh’. „Setzen“, befiehlt er mir lächelnd.
    „Hier?“
    Er zuckt nur gleuchgültig mit den Schultern.
    Ich setze mich. Er setzt sich und ich lasse alles noch einmal über mich ergehen. Er zieht mir sogar persönlich die Socken aus, um sich um meine aufgeschürften Fersen zu kümmern. Es ist nicht wirklich schlimm. Der Schock war das Unangenehmste. Bevor er mir die Socken anzieht, kommen noch sockenähnlichen Dinger darüber, die die Zehen gar nicht mit Stoff bedecken, wie ich sehe.
    „Soll ich deine Wunde am Rücken auch gleich versorgen?“, fragt er mich fürsorglich.
    „Welche Wunde?“ Das hat man wohl davon, wenn man Lügen erzählt. Man merkt sie sich nicht.
    „Die, weshalb du den Verband trägst. Muss doch heftiger sein, als du gesagt hast, nachdem du ihn nicht abnimmst.“
    „Zum Baden habe ich ihn abgemacht.“
    „Sicher“, lächelt er und fragt nicht weiter nach. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich ihnen erzählt habe, damit sie meinen Verband in Ruhe lassen.

    Anschließend führt mich Akio durch sein Haus. Es sind dutzende Räume, an denen wir vorbei gehen. Ich hätte zu gerne gewusst, was das für Räume sind und wie sie aussehen. Bevor wir in die Küche und den Essbereich kommen, gehen wir durch seine „kleine“ Bibliothek. Die Bibliothek in meiner kleinen Heimatstadt in Österreich hat nicht einmal ansatzweise so viele Bücher, wie er, in diesem Raum. Und Manga hat sie schon gar nicht. Ich bleibe einen Moment stehen, um die hohen Eichenholzregale anzusehen.
    Nicht einmal in der Bibliothek könnte man angenehm lesen. Es hängt ein Kristallluster von der Wand, der nur spärlich Licht spendet und die kleinen Lampen neben den Sofas und den großen, weichen, absolut geilen Sesseln, bringen’s sicher auch nicht zu recht viel mehr. Er hat sogar so einen stylischen Halbkreissessel, in den man sich kuscheln und verschwinden kann.
    Er liest bestimmt gerne, sonst hätte er diesen Raum nicht extra schön herrichten lassen. Auf dem großen Glastisch in der Mitte steht eine Vase mit einem großen Blumenstrauß, der vor roten und weißen Rosen geradezu strahl.
    „Finn-san?“ Akio reißt mich aus meinen Gedanken.
    „Tut mir leid. Ich habe noch nie so viele Bücher gesehen. Hast du die alle gelesen?“
    Er hebt verwirrt eine Augenbraue. Ich habe mich ja schon gefragt, ob er damit sagen will, wer schon so blöd wäre, so viele

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