Wir sind nicht schwul (German Edition)
gereizt auf Deutsch. Ich habe mir wehgetan, bin total genervt, müde, stehe halb nackt im Gang, ich friere und Akio hat mich gesehen! Herrgott noch mal, ich habe das Recht dazu, scheiße drauf zu sein!
„Du setzt dich jetzt auf der Stelle hin!“, befiehlt er mir in einem scharfen Ton, der mir auf der Stelle das Mark in den Knochen gefrieren lässt. Keine Sekunde später sitze ich genau da, wo ich eben noch stand.
Akio verschwindet, kommt nach ein paar Minuten wieder und kniet sich, mit einem kleinen Kästchen in der Hand, vor mich hin. Derweilen habe ich mich an die Wand angelehnt – an eine, an der keine Kerzen am Boden stehen.
Ohne mich zu fragen grapscht er nach einer meiner Hände. Reflexartig entreiße ich sie ihm. „Fass mich nicht an!“
Seufzend sieht er von seiner Hand, die mich gerade noch packen wollte, in mein Gesicht. Mehr als Wut und Verlegenheit kann ich ihm gerade nicht bieten. Er wartet ein paar Augenblicke ab und greift dann ein weiteres Mal nach meiner Hand. Was denkt er eigentlich, wer er ist? Wieder entreiße ich ihm die Hand, was mir wohl mehr weh tut, als ihm. Nach dem dritten Versuch gebe ich auf. Es bringt sowieso nichts. Schweigend mustert er meinen Arm. Außerdem sieht er sich noch meinen anderen Arm und meine Beine an. Wenigstens hat er Anstand genug, meine anderen Körperteile in Ruhe zu lassen.
„Du machst einen Lärm, wie hundert Elefanten.“ Er öffnet das Kästchen, das er mitgebracht hat, und holt Desinfektionsmittel und ein Tüchlein heraus. Ich kann den Schmerz jetzt schon fühlen.
„Ich mag es nicht, wenn man Dinge mit mir macht, denen ich nicht zugestimmt habe.“ Ich sehe lieber nicht dabei zu, wie er meine aufgeschürften Handflächen desinfiziert. Es brennt auch so schon genug.
„Kein Grund, meine Kerzen zu ruinieren.“
Fassungslos starre ich ihn an. „Was?! Ich habe mich verletzt und mich verbrannt, weil der Herr es nicht für nötig hielt, zu erwähnen, dass die Treppe direkt hinter der Tür ist! Nicht jeder wohnt in einer Gruft, in der überall Gefahren lauern, solltest du das noch nicht gewusst haben!“
„Und der Boden ist jetzt auch versaut. Prima. Und wer soll das wieder gut machen?“ Ich kann nicht glauben, was ich da höre. Wieder versuche ich ihm die Hand zu entreißen, jedoch ohne Erfolg. Er hält sie mit eisernem Griff fest.
Dann wendet er sich meinen Füßen zu. „Kind! Was stellst du nur alles an?“ Jetzt reicht es. Kommt von ihm noch so etwas Bescheuertes, breche ich unmittelbar in Tränen aus, nur klar zu stellen, wozu ich fähig bin.
„Zum Glück ist es erst vier Uhr. Da bleibt uns noch genügend Zeit.“ Vier? Er weckt mich um vier Uhr auf? Hat er sie noch alle? Ich habe es bereits aufgegeben, mich zu beschweren. Dafür bin ich bereits zu tief gesunken.
„Bist du morgens immer so schlecht gelaunt?“, fragt er mich und ich könnte schwören, dass er sich an dieser Situation erheitert.
„Nur, wenn man mich entführt, in einem fremden Haus ohne Licht herumirren lässt, mich halbnackt findet und mir an den Kopf wirft, ich wäre ein unerfahrenes Kind.“
Auf seinem Gesicht formte sich ein seichtes Lächeln, das ich auch noch erkennen kann, als er sich dem anderen Fuß zuwendet. „Ich nenne das: Rücksicht auf andere nehmen.“
Verdattert gehe ich die letzten paar Minuten noch einmal gedanklich durch.
„Ich weiß nicht, was an alle dem rücksichtsvoll gewesen sein soll“, gebe ich resigniert kopfschüttelnd zu.
„Nun“, er schraubt das Desinfektionsmittel zu und packt es in das Kästchen zurück, „du warst absolut hinüber und hast geschlafen wie ein Baby. Yuoi hat versucht dich aufzuwecken und glaub mir, du willst nicht wissen, was er alles versucht hat.“ Oh mein Gott, das will ich mir nicht einmal vorstellen müssen! „Wir waren bereits mit deiner Karte und deinen Papieren vor deinem Hotel. Die haben uns nicht weiter in das Hotel gelassen, als bis in die Empfangshalle. Vielleicht war es ihnen peinlich, dass wir uns in so einem schäbigem Hotel sehen lassen.“ Zwischendurch gebe ich ein abfälliges Schnauzen von mir. „In die Zimmer wollten sie uns demnach nicht lassen. Also haben wir dich auschecken lassen. Sie haben uns deine Sachen gebracht – keine Sorge, es ist sicher alles da. Einer unserer Angestellten hat sich hinein gestohlen und das alles überwacht“, fügt er noch schnell an, ob meines Gesichtsausdrucks wegen. „Und wir haben beschlossen, dass es das Sicherste wäre, wenn du in der Zeit bei mir
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