Wir sind nicht schwul (German Edition)
ich zu den Weibern zurück, über Mikages Schulter blicke, wundert mich gar nichts mehr. Der Großteil hat wegen dem Fanservice, der ihnen gerade geboten wurde, vor Begeisterung verheulte Augen. Manche vielleicht auch vor Verzweiflung, weil Mikage sich wohl nie für eine von ihnen interessieren wird.
Damit ist die Sache aber nicht erledigt, denn Mikage setzt nun sogar dazu an, mich auf den Mund zu küssen. Bevor das Gekreische unerträglich wird und noch bevor er mich wirklich küsst, wendet er sich ab und bettet kichernd seine Stirn auf meine Schulter. Augenrollend schiebe ich Mikage von mir weg und gehe zurück gen Garderobe. Renji folgt mir, ohne den Fans auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Mikage hingegen wirft ihnen noch so manche Luftküsse zu, dreht sich ein paar Mal galant um die eigene Achse, verneigt sich hier und dort und hüpft uns anschließend hinterher.
Er scheint gute Laune zu haben.
Zumindest so lange, bis er im Aufenthaltsraum angekommen ist, wo auch schon die restlichen Bandmitglieder, und ein paar vom Personal total erschöpft lungern. Zumindest so lange , bis er Yuoi sieht, der noch mit nassen Haaren und einem Handtuch auf seinem Kopf auf einem Sessel sitzt und raucht.
Mir war schon mulmig im Magen, als Mikage plötzlich stehen blieb, kaum als er Yuoi erblickt hat. – Als er herein kam, ohne die anderen auch nur zu grüßen, oder sie zumindest anzusehen.
Er hat Yuoi erblickt und ich hatte das Gefühl, er würde ihn am liebsten sofort , qualvoll mit Blicken töten wollen.
Selbstverständlich riecht der Getötete den Braten, legt die Zigarette ab und erhebt sich.
Qualvoll, für meine Nerven, langsam, geht er auf Mikage zu, hebt die Hand und klopft ihm langsam und sachte auf die Schulter. Richtig freundschaftlich. Er lächelt dabei nicht einmal. Vielleicht um zu zeigen, dass er ihn nicht verarscht, sondern dass er es ernst meint.
„Schön, dass du wieder gekommen bist. Und, siehst du? – Keine Ketten mehr. Ist doch gut, oder? Die ganze Show über, ebenfalls ohne Ketten. Zumindest fast ganz ohne. Auf jeden Fall ohne Schloss. Ist jetzt also wieder alles in Ordnung, Kumpel?“
Zähneknirschend hört sich Mikage Yuois „Entschuldigung“ an. „Bleibt mir ja eh nichts anderes übrig“, knurrt er und lässt Yuoi nicht aus den Augen, als er ihm die Hand reicht.
Ein erleichtertes Durchatmen dringt durch den Raum.
Es hat zumindest ein paar Augenblicke lang den Anschein, als hätten sie sich wieder vertragen. Hier herrschen echt die Stimmungsschwankungen einer Schwangeren vor! Einmal haben sie sich furchtbar lieb, wenige Augenblicke später möchten sie sich am liebsten töten. Einen Tag später vertragen sie sich wieder und wenige Augenblicke später überflutet der Tsunami, in Form von Mikage und Yuoi, das Land.
Wo und wann? – Wenige Augenblicke später.
Denn kaum haben sie sich die Hand gereicht, lächelt Yuoi Mikage freundschaftlich zu, kurz bevor er sich mir zuwendet. Der Einzige, der sich wohl etwas dabei denkt, ist Mikage, denn, was soll Yuoi schon großartig von mir wollen? Vielleicht geht es nicht einmal um mich, sondern mehr darum, sich an Mikage zu rächen. Warum auch immer, aber ich weiß ja nicht, was zwischen den beiden schon alles vorgefallen ist.
Mikage scheint gewaltig mit sich zu ringen, denn Yuoi bettet nicht nur sanft mein Kinn in seine Hände, sondern küsst mich sogar zartbittersüß.
Und sowas von demonstrativ!
Auf die Lippen.
Genauso gut hätte er Mikage gleich eine Heiratsurkunde, von mir und Yuoi unterschrieben, unter die Nase halten können. Die chemische Reaktion daraufhin wäre dieselbe gewesen.
Er musste nicht einmal wild mit mir knutschen, denn dieses einfache, schon beinahe freundschaftliche und dennoch liebevolle Küsschen reicht aus, dass sich Mikage alle möglichen und unmöglichen Mordmöglichkeiten durch den Kopf gehen lässt.
Renji und Asuka reagieren schneller als erwartet und halten Mikage auf, bevor sich dieser auf Yuoi werfen kann.
Ukage ist zu sehr damit beschäftigt, alles zu filmen, also springen zwei vom Personal ein, um das Tomatengesicht namens Mikage zurückzuhalten.
Ich hätte niemals gedacht, dass er jemals so toben und schreien könnte. Er verwendet so viele Wörter, die ich noch nie in meinem Leben gehört habe und bei denen ich mir totsicher bin, dass ich auch niemals erfahren möchte, was sie bedeuten.
Entsetzt und mit Tränen in den Augen, starre ich Mikage an.
Yuoi lässt von mir ab und meint selbstgefällig:
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