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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eireann Nóc
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Wundervoll! Hier kommt meine Chance. Während sie sich streiten, kann ich verschwinden. Langsam erhebe ich mich und wackle an den Tischhockern vorbei, zur „Küche“. Toller Ausweg, ne? Der Weg war bestückt mit zahlreichen Dingen, die nicht auf den Boden gehören, was mir meinen Abgang nicht gerade erleichtert.
    „Ich muss gestehen, dass das wirklich nicht besonders nett war. Finn ist neu hier und kennt sich in der Szene noch nicht wirklich aus.“ Kurenais Worte habe ich nur halbwegs mitbekommen, aber er sprach so langsam und eindringlich, dass sogar ich den Sinn verstanden habe.
    „Wir konnten ja nicht wissen, dass er nachts in den Übungsraum geht und du ihn dort findest. Sollte etwas Derartiges noch einmal vorkommen, sehen wir uns dazu gezwungen, dir den Schlüssel abzunehmen. So dankbar wir dir auch sind und auch, wenn du unser Freund bist.“
    Was wollte ich eigentlich bei der Küche? Bevor ich nichts tu, kralle ich mir mein Glas von gestern und trinke etwas.
    „Wann müssen wir zu den Proben?“ Normaler als so kann ich nicht klingen, als ich an Kurenai vorbei streife, Richtung Bad.
    „Es ist erst sieben Uhr. Du hast nicht zu lange geschlafen, Mikage hat dich früh genug aufgeweckt.“
    Ich weiß, dass sie mich alle ansehen, dafür muss ich mich nicht umdrehen. „Aha.“ War das zu zickig? Ich wollte teilnahmslos und unbekümmert klingen, auch noch, als ich im Bad verschwunden bin. Dort kann mich jetzt wenigstens keiner mehr beobachten oder gar überfallen, darum wasche ich mir gründlich den Mund aus. Hiervon soll Hazel nie etwas erfahren, geschweige denn meine Eltern oder Chris. Von der gesamten Situation nicht. Lange, lange, lange Zeit (keine Minute) stehe ich am Waschbecken, die Hände links und rechts davon abgestützt. Mir ist so derartig nach Kotzen zumute und zu meinem Übel, lässt sich nicht einmal Schleim herauf würgen. Verratet es niemanden, aber die feuchten Perlen die meine Wangen hinunter plätschern sind Tränen. Als könnte ich jemals jemanden erklären, warum ich weine. Es müsste mir egal sein. Das Video bekommt in Österreich, hopefully!, niemand zu sehen. Hazel eventuell, die umgibt sich dauernd mit Interviews und Liveaufnahmen von japanischen Sängern. Was soll ich ihr sagen? Ich kann nur hoffen, dass sie es doch nicht zu sehen bekommt. Jetzt bin ich vorgewarnt. Ein zweites Mal wird mir das nicht passieren. Der Kuss selbst war nicht so tragisch, eher warum er es getan hat und dass es gefilmt wurde.
    So etwas ruiniert mein Image.
    Mikage.
    Mikage.
    Angestrengt nachdenkend streiche ich mir die Tränen vom Gesicht und als ich unter der Dusche stehe und mir den Dreck vom Leibe wasche, den er symbolisch auf mir hinterlassen hat, fällt es mir wieder ein und ein dreckiges Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. Gleichzeitig löst sich ein Seil in meinem Inneren, das die schweren Steine zu Fall bringt, die sich auf meinen Schultern abgesetzt hatten.
    „So-so, Mikage also.“ Kichernd rubble ich meinen Körper ab, steige aus der Dusche, um mich abzutrocknen und föhne mein Haar. Ich erinnere mich an fast jedes Video, das ich von ihm gesehen habe. Eines alleine hätte gereicht, um mein Gewissen zu erleichtern!
    Fertig hergerichtet, geschminkt, gestriegelt und in meinem vollen Most-beloved-Kostüm, trete ich wesentlich selbstsicherer, und vor allem grinsend, aus dem Badezimmer. Die Fratzen die meine Jungs gezogen haben, hättet ihr sehen müssen, als sie mich gesehen haben.
    Köstlich!
    Mikages Blick hingegen hat mich ein wenig gestört. Wieso der überhaupt noch da ist, ist mir ein Rätsel. Verführerisch hat er sich in Pose geworfen und sich auffordernd über die Lippen geleckt. Eigentlich hat er sich nur leicht schräg hingestellt und die Hand auf seiner Hüfte abgestützt, aber das reicht bei seinem Äußeren schon aus, um unverschämt hinreißend auszusehen. Woher er all diese Gesten wohl hat? Wer weiß, vielleicht sieht er sich in seiner Freizeit zu viele Pornos an, oder Hentais (Pornos im Manga-Format).
    Oder übt er gar stundenlang vor einem großen Spiegel?
    Ich würde ihm alles zutrauen!
    Kurenai packt mich an den Schultern, bevor Mikage über mich herfallen kann, und schüttelt mich einmal ganz leicht. „Alles in Ordnung? Du hast extrem schlecht ausgesehen, als du aufgestanden bist.“ Nett, dass er sich doch Sorgen um mich macht, nachdem er so gleichgültig getan hatte, während die Kameras liefen. „Es ist wichtig, dass du das nicht zu ernst nimmst. Das ist nur Mikage, er

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