Wir sind nicht schwul (German Edition)

…“
    „Unser nächstes Ziel, du Depp.“
    Akio bleibt bei uns im Zimmer und pflanzt sich vor sein Futter, das die Zimmerdame natürlich auch in dieses Zimmer gebracht hat. Der Rest der Truppe verschwindet kichernd, grinsend und lachend.
    Unsicher sehe ich zu Yuoi hinüber und kaum lächelt mich dieser zurückhaltend an, ist mein Morgen auch schon wieder wunderschön. Ein Küsschen gibt’s nicht. Nicht, wenn Akio daneben ist. Kann ich gut verstehen, irgendwie ist mir auch nicht gerade danach, dass er das sieht.

    Dass wir eigentlich schon im Stress sind, bekomme ich zu spüren, als plötzlich das gesamte Personal im Onsen aufläuft und uns quasi herauszerrt. Damit, dass wir weniger Zeit hätten, als gedacht, hat niemand gerechnet. Wir haben uns alle auf Akios Uhr verlassen, die, wie wir erst zu spät festgestellt haben, stehen geblieben ist.
    Lustig war’s trotzdem. Oboyashi wäre fast einem Herzinfarkt unterlegen, weil erst mit dem Aufbau in Kumamoto begonnen wurde, als wir schon längst hätten fertig sein sollen. Dafür ist der Soundcheck äußerst knapp ausgefallen und jeder hat schlichtweg darauf gehofft, dass schon alles gut gehen wird. – Was dann auch der Fall war.
    Dass das Mikrofon gleich zwei Mal während der Show ausfällt, ist nicht unsere Schuld. Es war ein ausgeliehenes Gerät und, wie wir erfahren haben, nicht mehr das Neueste.
    Die Fans fanden es lustig.

    In Oita hat das Gejammer der Band schlagartig zugenommen. Einerseits, weil sie schon ziemlich erschöpft sind, andererseits, weil die Tour bald zu Ende geht und sie danach wohl wieder eine Weile in Tokyo und Yokohama, wie Umgebung, bleiben werden, bis die Welttournee los geht.
    Was in Oita noch absolut geil war, war, dass mich Yuoi überrascht hat und mich dort zu einem Miyavi-Konzert geschleppt hat, der zur selben Zeit dort war, wenn auch in einer anderen Halle. Wir hatten sogar ein Backstage-Ticket und haben uns ein wenig mit meinem Allerliebsten-Lieblingsgitarristen unterhalten können und nun bin ich stolzer Besitzer eines Miyavi-T-Shirts, das persönlich von ihm signiert wurde.
    Viel Zeit haben wir nicht mit ihm verbracht, weil auch er bald darauf weiter musste. – Aber das war einfach so unglaublich!
    Renji und Asuka sind zwar auch gut, aber gegen Miyavi haben sie nicht den Hauch einer Chance.
    Natürlich habe ich in der Zeit wieder mit Tsuto telefoniert, um ihn auf dem Laufenden zu halten, was natürlich nicht das Problem mit Mikage löst, was auch Tsuto deutlich zu verstehen gibt.
    Schlimmer noch.
    Tsuto hat mir erzählt, dass Mikage immer öfter bei GierO vorbei schaut und ihnen damit auf den Wecker geht, wie sehr er sich darauf freut, mich endlich bald wieder sehen zu können. Wenn ich nur daran denke, verknotet sich mein Darm.
    Ob ich es nicht schon längst Mikage gesagt habe? – Natürlich nicht! Nicht nur, weil ich feig bin, sondern weil ich das über das Telefon nicht erledigen möchte. Wenn es ihn sehr treffen sollte, möchte ich direkt dabei sein, um ihn persönlich trösten zu können. Aber, um ehrlich zu sein, eigentlich habe ich mehr schiss davor, es ihm zu sagen. Egal, ob es jetzt persönlich, per Telefon oder Internet ist. Und je näher wir Tokyo kommen, desto nervöser werde ich.
    Yuoi hält immer öfter meine Hand. Vielleicht, weil er meine Anspannung spürt, vielleicht aber auch nur, weil er gerne mit meinen Fingern spielt. Auf jeden Fall versichert er mir immer und immer wieder, dass bestimmt alles gut gehen und Mikage sicher nicht allzu lange sauer sein wird.
    Für alle neugierigen Nasen, die das unbedingt schon wissen wollen: Nein, wir haben bis heute nicht miteinander geschlafen. Nicht, weil wir keine Zeit hatten, um Verhütungsmittelchen zu kaufen, sondern weil wir es langsam angehen lassen wollen. – Unglaubwürdig, wenn man „langsam angehen lassen“ und „Yuoi“ zusammen in einem Satz verwendet, oder?
    Ich bin schon recht stolz auf ihn. „Dreizehntausend Zuschauer und ein paar Zerquetschte finden sich heute Abend im Budokan wieder. Ist das nicht ein Höllenwahnsinn?“ Akio hat seinen Laptop aufgeklappt und uns die Daten durchgegeben.
    Wir haben einen Nachtflug zurück nach Tokyo gewählt, damit wir um die Mittagszeit herum noch schlafen können, während das Team die Veranstaltungshalle vorbereitet. Wir sollten schließlich halbwegs frisch für unseren finalen Abend aussehen, der eine gute dreiviertel Stunde länger dauern wird, als die vorigen Auftritte, während der Tour, weil dabei Videomaterial