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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eireann Nóc
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weiter? „Ich habe an einer Hochschule ein paar Jahre Deutsch studiert und“, ach du heilige Scheiße! Neulich bin ich nur gelegentlich auf meinem Dreck ausgerutscht, aber jetzt versinke ich immer mehr in dem Häufchen, das ich selbst produziere, „ich wollte Finn-sama nur fragen, ob er vielleicht ein einsamer Engel ist?“ Engel? Einsam? Sind doch dauernd Leute um mich herum. Außerdem klingt das gerade sowas von abgedroschen.
    Leise und nervös lachend lehne ich mich zurück und sehe sie lange an, bevor ich ihr antworte. „Ich verstehe nicht, wie das mit dem Engel gemeint sein soll, aber nein, einsam ist man hier ja nie. Gerade das stört mich. Privatsphäre ist gleich zero.“
    Die Dame lächelt leicht, immer noch mit beiden Händen die Tasse festhaltend. „Ich kann Finn-sama beruhigen. Es wird nicht immer so sein. Die Medien rennen den Neuen nur für wenige Wochen hinterher. Wenn nicht sogar nur Tage. Und sie statten ihnen dann nur noch angekündigte Besuche ab, es sei denn, Finn-sama erlaubt es ihnen, ein spontanes Interview zu geben. Er braucht keine Angst um seine Privatsphäre zu haben. Nicht, solange er nicht plötzlich wahnsinnig berühmt wird.“ Dieses er braucht nicht und Finn ist dies und das macht mich noch ganz verrückt. Ein einfaches Du hätte gereicht. Ihre Worte beruhigen mich dennoch sehr, weshalb ich meine verschränkten Arme etwas lockere und mich ein wenig entspanne. „Das ist … gut. Danke.“ Die Frau lächelt sacht und trinkt von ihrem Tee. „Und was soll das mit dem Engel bedeuten? Der Reporter meinte ebenfalls so etwas.“
    Die Frau lächelt mich gleich noch viel freundlicher an. „Gerade deshalb. Die Medien berichten viel und darunter auch viel Unfug. Mikage-sama hat von seinem Engel gesprochen, als er über Sie, Finn-sama, berichtete, und alle haben das sofort übernommen.“ Mikage war das? Alles läuft bei ihm zusammen. Er steht gerne im Rampenlicht und vor der Kamera.
    Ich nicht.
    „Ich habe Finn-sama noch etwas mitgebracht.“ Sie öffnet ihre Umhängetasche. Neugierig verfolge ich den Vorgang. Was es wohl ist?
    Es sind die Fotos von heute Vormittag. Sie schiebt sie mir über den Tisch zu und legt sie vor mir auf. Ich muss richtig dumm aussehen, so wie ich mit offenem Mund da sitze.
    Ich bin geschockt!
    Die Fotos sind wunderschön. Sie wurden vorher bearbeitet und dann auf glänzendes A4-Papier gedruckt.
    Es sieht keinesfalls so aus, als wäre das alles passiert, weil ich die Nerven verloren habe, sondern als wäre es ein Shooting gewesen. Ob Mikage deshalb zugelassen hat, dass diese Bilder veröffentlicht werden? Genau weiß ich es natürlich nicht, obwohl ich, zumindest laut österreichischem Gesetz, erst mein Einverständnis geben müsste, bevor auch nur irgendjemand überhaupt Bilder von mir machen darf.
    „Mikage-sama weint nicht oft. Er scheint Finn-sama sehr zu mögen. Das freut mich riesig für ihn, wenn er endlich doch jemanden gefunden haben sollte, der ihm wirklich etwas bedeutet.“
    Wer ist es, der da den Strang an meinem Herzen noch enger gezogen hat? Zur Hölle mit ihm! „Mikage kennt mich nicht. Es wäre lächerlich zu behaupten, er würde mich mögen.“
    Die Frau sieht mich entgeistert an und sammelt schnell die Fotos ein. Es sind Großaufnahmen von ihm und von mir, wie wir uns schweigend in den Armen liegen und weinen. Wir sehen so aus, als wären wir alte Freunde, die gerade eine furchtbare Nachricht erhalten haben. Als würden wir uns gegenseitig trösten. Und darunter stand etwas wie: „Mikages Engel mit dem Herzen aus Glas.“ Bewegende Worte, wenn auch absolut falsch.
    „Finn-sama betrachtet das vom falschen Blickwinkel aus.“
    „Sie würden es mir sehr erleichtern, wenn Sie Du zu mir sagen würden und nicht Finn-sama. Das ist irritierend.“
    Sie nickt schnell und fährt fort: „Ich bin zwar nicht Mikage-samas Angestellte, aber es ist doch offensichtlich, dass er dich sehr mag.“
    Seufzend unterbreche ich sie erneut. „Was wollen Sie eigentlich wirklich? Bestimmt nicht mit mir über meine Probleme mit ihm reden, nicht wahr? Da gibt es nichts zu bereden. Sie haben selbst gesagt, dass sie eine Weile Deutsch studiert haben, also nehme ich stark an, dass sie zumindest halbwegs verstanden haben, was ich gesagt habe. Da gibt es nichts mehr zu besprechen! Schon gar nicht, wenn sie eigentlich nichts mit Mikage zu tun haben.“
    Die Frau verneigt sich tief. Ich frage mich ernsthaft, wie blöd man sich anstellen kann. Noch dazu, da sie wesentlich

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