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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eireann Nóc
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von der ich denke, das Miauen gehört zu haben.
    Hier war wirklich ein Depp am Werk!
    Unter einem Strauch finde ich in einer verschlossenen Kiste drei kleine Kätzchen. Sie wurden natürlich ausgesetzt. Wenn der Scheißer sie wenigstens offen hingestellt hätte, damit sie andere sehen können und sich ihrer annehmen, dann müssten die Kätzchen nicht in diesem Schuhkarton verhungern. Jedoch scheinen sie noch in einem relativ gutem Zustand zu sein. Sie wirken recht munter und sind nicht zu dünn. Zumindest machen sie auf mich einen guten Eindruck, auch wenn ich von Katzen eigentlich nicht den blassesten Dunst habe.
    Seufzend ziehe ich den Karton aus dem Gebüsch und öffne die eine Hälfte des Deckels, damit mir die Kätzchen nicht heraus springen. Sie sind so süß! Eines ganz besonders. Es ist grau-weiß gestreift und hat eine schwarze Nase und weiße Ohrenspitzen. Katzen mochte ich schon immer sehr, habe aber leider nie eine bekommen, weil Kaasan meinte, dass sie dann auf der Katzen sitzen bleiben würde, sobald ich ausgezogen bin. Nachdem ich nach Japan ging, hätte sie damit sogar Recht.
    Das andere Kätzchen sieht irgendwie dreckig aus. Es ist weiß und hat ein paar ungeordnete, graue Flecken, die stark an Hausstaub erinnern. Die Pfoten sind schwarz, als wäre es durch Ruß gerannt. Das dritte Kätzchen ist fast einheitlich grau, bis auf ein kleiner Teil der Schwanzspitze und der Pfoten, die weiße Flecken aufweisen. Ich überlege gar nicht lange, was ich mit den Kätzchen tun soll. Ich kann sie nicht mit in die Unterkunft nehmen, also muss ich neue Besitzer für sie finden. Einfach Leute anzusprechen, ob sie ein Kätzchen haben wollen, dürfte ebenfalls keine all zu gute Idee sein, darum gehe ich erst einmal in einen Laden und kaufe etwas Wurst. Die Kätzchen sind bestimmt schon alt genug, um feste Nahrung zu sich nehmen zu können … laut meiner Theorie zumindest. Zum Schluss setze ich mich schlicht auf eine Bank in einer Einkaufsstraße, öffne den Karton und füttere die Kätzchen.
    Es dauert nicht lange, da höre ich schon ein kleines Kind rufen: „Mama, guck mal, der hat Kätzchen!“
    „Ahja?“ Die Mutter bleibt mit dem Kind stehen, das ihre Hand los lässt und zu mir und den Kätzchen läuft. Das zieht die Aufmerksamkeit von anderen Kindern auf sich, die ebenfalls stehen bleiben und neugierig zu mir und dem Kind schauen, das mich fragt, ob es auch ein Kätzchen füttern darf.
    Der Junge ist richtig niedlich. Ganz vorsichtig nimmt er ein Wurstplättchen in die Hand und hält es einem Kätzchen hin, das erst lange daran schnuppert, bis es ihm die Wurst aus der Hand frisst. Die Mutter ist dem Kind gefolgt und sieht in die Kiste mit den Kätzchen.
    „Die sind aber süß. Wo haben Sie die denn her?“, fragt sie mich lächelnd und schon ist ein anderes Kind näher gekommen, um mich zu fragen, ob es eines streicheln darf. Natürlich erlaube ich es dem Kind, bevor ich der Frau antworte. „Ich habe sie unter einem Strauch gefunden. Man hat sie ausgesetzt. Ich hoffe, ich kann eine Familie für sie finden, sonst muss ich sie in einem Tierheim abgeben.“
    „Ausgesetzt? Das passiert leider immer öfter. Die Leute haben in ihren kleinen Wohnungen keinen Platz mehr für Katzenbabys.“ Sie scheint Interesse zu haben, denn auch sie sieht auf die Kätzchen und streichelt kurz eines der drei.
    „Schade, dass wir keine Tiere in unserer Wohnung haben dürfen, nicht wahr, Shousuke?“ Das Kind nickt traurig und drückt eines der Kätzchen an sich, das sich schreiend beklagt.
    Dann studiert mich die Frau. Mir fiel das gar nicht so auf, weil ich noch einem weiteren Kind erklären sollte, woher ich die Kätzchen habe und was ich damit vorhabe.
    „Entschuldigen Sie die Frage, aber sind Sie nicht Finn-san? Der österreichische Musiker, der jetzt bei dieser Band spielt … mir liegt es auf der Zunge …“
    „GierO en Borarion. Ja, das bin ich.“ Ich frage mich ja schon kurz, ob sie mir das wirklich glaubt, da sie ihren Kopf schüttelt und dann vollkommen deplatziert meint: „Ich finde es wunderbar, dass sich auch einmal bekannte Persönlichkeiten um so kleine, unwichtige Dinge, wie Straßenkatzen kümmern. Aber … ganz alleine? Ohne Security? Ist das nicht gefährlich?“
    Bekannte Persönlichkeiten? Ich könnte mich schlapp lachen. Stattdessen winke ich nur verlegen ab. „Unfug. Ich bin alles andere als bekannt.“
    Sie unterbricht mich sofort. „Man spricht von Ihnen, seit Sie in Japan angekommen sind. GierOs

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