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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eireann Nóc
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Konzert überreichen, die mir noch geblieben ist.
    Ob er von jedem Bild und von jedem Video, das jemals von ihm gemacht worden ist, ein Duplikat, oder sogar das Original bei sich zu Hause hat? Ich denke daran, dass ich die Bilder von uns gerne hätte, vor allem, um mich immer wieder daran erinnern zu können, wie dämlich ich mich aufgeführt- und wie weh ich ihm getan habe (und er so nebenbei auch mir).
    Habe ich das wirklich?
    Die Bilder sehen so unwirklich aus, dass man kaum glauben kann, dass sie nicht gespielt sind. Nicht nur er sah hingestellt aus, sondern auch ich.
    Die Sonne ist über den Rand der Erde gerutscht und die Straßenlaternen gehen an, obwohl es immer noch hell ist.
    Und das führt mich unzusammenhängender Weise zu meinem Namen zurück.
    Finn.
    Finn.
    Finn…
    Ich liebe dieses Wort. Es erinnert mich an all das, was ich nicht bin. An das, was ich immer sein wollte und vor allem an Dinge, die ich nie hatte und nie erfahren durfte. Es war der erste „Klang“, der in meinen Gedanken wiederhallte. An den ich dachte, als ich damals im Bett gelegen bin und anstatt versucht habe, mir die Pulsadern aufzuschlitzen, beschloss, mich zu verändern. Finn bedeutet für mich Niedlichkeit (vor allem das), Freundschaft, Freiheit (in vielerlei Hinsicht), Gesundheit, Zusammenhalt und ein neues Leben! Seht ihr‘s? Und jetzt bin ich in Japan und muss feststellen, dass ich bisher nur mein Verhalten nach außen hin verändert habe, mich aber nicht überzeugend für mich selbst verändern konnte. Ich glaube nicht an das, was ich tu. Ich tu es immer noch, um irgendjemanden etwas zu beweisen, um anderen vorzumachen, dass es mir besser geht. Und dieser jemand bin nicht ich.
    Was ich so Schlimmes getan habe?
    Alles, was andere wollten.
    Ich habe nie auch nur irgendetwas angestellt, war immer das brave Kind und habe jedem, jeden Gefallen erwiesen, um den ich gebeten wurde. Jeder mochte mich, bis ich anfing mich nach dem zu richten, was ich wirklich wollte.
    Und das, was ich wirklich will, wonach mein Herz am meisten lechzt, ist der Wunsch, irgendwo dazu zu gehören und anerkannt zu werden.
    Hier gab mir jemand das Gefühl, wichtig zu sein, ganz gleich, ob es gelogen war oder nicht, denn ich fühlte mich wirklich … nun sagen wir … wichtig. Und diesen jemand habe ich mit einer dummen Aktion sofort wieder von mir gedrängt.
    Ja, ich sollte mich bei Mikage melden und um Verzeihung bitten. Ich nehme es mir fest vor, aber ich wette, dass ich es trotzdem nicht tun werde.
    Es geht einfach nicht.
    Vielleicht reicht es, wenn ich klein anfange und mich langsam hoch arbeite. Es muss nicht so radikal geschehen, wie damals, vor drei Jahren. Darum ist es das Beste, wenn ich in die Unterkunft zurückkehre, meinen Part in der Gruppe zu zweihundert Prozentig erledige und dann … dann das tu‘, wozu ich gerade Lust habe.

    Wieder auf den Beinen gehe ich zur Unterkunft zurück. Ich bin überrascht, dass ich den Weg noch weiß.
    Ob ich ihn weiß, weil ich ihn wissen wollte?
    Als ich bei der Unterkunft ankomme, ist es bereits dunkel. Bevor ich zu meinen Jungs gehe, möchte ich aber noch den Übungsraum aufsuchen. Meine Gitarre und meine Geige befinden sich noch dort. Was ich außer meinen Kindern noch dort unten vorfinde, entzückt mich weniger.
    „Noch gar nicht im Bett?“, frage ich Tsuto lächelnd, der sich nicht einmal nach mir umdreht, als ich bei der Tür zu ihm in den kleinen Raum sehe. „Stört es dich, wenn ich mich dazu setze?“
    Sein genervtes Ausschnaufen spricht Bände, aber ich fühle mich schlichtweg zu motiviert, als dass ich jetzt einfach aufgeben würde. Nicht jeder muss mich mögen. Es soll aber, angeblich, gewisse Vorteile haben, wenn man sich zumindest ansatzweise mit allen Mitgliedern der Band versteht, zu der man, wenn auch nur vorübergehend, gehört.
    „Außer uns beiden ist niemand hier … wenn du mich beschimpfen möchtest, dann tus bitte, wenn das dazu beträgt, dass es dir danach … besser geht?“ Ich schnappe mir meine Gitarre und schließe dir Tür hinter mir, damit nicht jeder hören kann, sollte um die Zeit noch jemand durch die Gänge schleichen. Tsuto antwortet mir aber eh schon wieder nicht. Also setze ich mich zu ihm auf den Boden und zupfe auf meiner Gitarre ein Lied von Gadeshi. Der Grund, warum er von seinem Notenblatt aufsieht und mich anstarrt. Ich höre sofort wieder auf zu spielen.
    „Wieso warst du neulich mit Akio unterwegs?“ Huh? Mit wem? Warum? Und wovon träumt er nachts? Mit

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