Wir sind nicht schwul (German Edition)
Reisen.“
„Österreich hat wohl nicht nur GierO einen Engel geschickt, sondern auch noch Japans Straßenkatzen. Wir danken Finn-san für das Statement.“ Der Reporter wendet sich von mir ab und ich verneige mich flüchtig gen Kamera.
„Das waren die Kurznachrichten vom Starchannel aus Yokohama. Wir wünschen Finn-san und den Kätzchen noch viel Glück und danke, dass sie uns zugesehen haben. Wir schalten zurück ins Studio.“
Und ich habe endlich wieder etwas Ruhe. Die Frau, mit der ich am Anfang bereits gesprochen habe, lächelt mir zu.
Manche der Leute sind bereits weiter gegangen. Nur eine Frau steht wartend bei den Kätzchen und sieht mich geduldig an.
„Kann ich Ihnen helfen?“
Sie deutet auf zwei der Kätzchen. „Ist es okay, wenn ich zwei davon mitnehme? Ich habe ein Haus an der Stadtgrenze. Dort wären sie gut aufgehoben.“ Mein Tag ist gerettet. Wenn ich schon Pech haben muss, dann soll zumindest ein bisschen Glück für die Kätzchen übrig bleiben. „Bitte! Sicher doch, suchen sie sich einfach welche aus.“
„Ach, und könnten Sie mir noch ein Autogramm für meinen Sohn geben?“ Für ihren Sohn also … aha.
„Nein, tut mir leid. Ich gebe keine Autogramme.“ Die Frau sieht mich verständnislos an. Im Endeffekt nimmt sie dann auch keines der Kätzchen mit. Da haben wir wieder diese falsche Freundlichkeit und Unehrlichkeit, die mich hier so anwidert.
„Alles klar … sonst noch jemand?“, murmle ich auf Deutsch in mich hinein.
„Manche wissen es einfach nicht zu schätzen, was Sie hier tun, Finn-chan. Aber Sie können sich sicher sein, dass ich eines der Kätzchen mitnehmen werde, auch ohne ein Autogramm dafür zu verlangen. Ich wohne zwar nur in einer Wohnung, aber auch das ist immer noch besser, als das Tierheim oder die Straße. Die Süße wird es sehr gut bei mir haben“, erzählt mir eine alte Dame, die wild mit ihrem Stock herum fuchtelt. Eines der Kätzchen nimmt sie so grob zu sich, dass ich befürchte, sie könnte ihm sämtliche Knochen brechen. „Einen schönen Abend noch.“ Hoffentlich hat es das Muzi wirklich gut bei der Alten.
„Ihnen auch.“ Schnell wird mir klar, dass die meisten Japaner einfach keinen Platz für eine Katze haben und es dauert bis zum Abend, bis endlich alle Katzen einen neuen Besitzer gefunden haben.
Müde von den vielen Fragen und Antworten suche ich zuerst ein Lokal auf, bevor ich mich weiter auf den Heimweg machen will. In die Unterkunft kann ich jetzt unmöglich schon zurück. Nicht, solange ich nicht davon ausgehen kann, dass zumindest Tsuto tief und fest schläft.
Ein Gasthaus ist schnell gefunden. Erleichtert ausatmend werfe ich mich auf eine Sitzbank und bestelle mir eine große Kanne grünen Tee. Ich habe immerhin vor, etwas länger zu bleiben.
Aber lange bleibe ich auch dieses Mal nicht alleine. Eine Frau in Schwarz kommt auf mich zu und verneigt sich tief. Wie die mich nur immer alle finden?
„Ich bin Oboyashi Misaki. Hat Finn-sama einen Moment Zeit? Ich kann sehen, dass er sehr erschöpft ist. Erweist er mir trotzdem die Ehre?“ Wenn es denn nicht zu lange dauert.
„Setzen Sie sich doch. Was kann ich für Sie tun, Frau Oboyashi?“ Müde lächle ich sie an. Der Kellner dürfte gesehen haben, dass ich nicht mehr alleine bin und bringt statt nur einer Tasse gleich zwei. Eine davon schiebe ich der Frau zu und schenke ihr ein.
„Oh, danke, sehr freundlich.“ Anstandsgemäß wünscht sie mir Gesundheit und ein langes Leben und trinkt anschließend ein wenig von ihrem Tee. Ich hingegen halte die Tasse nur in meiner Hand und sehe sie abwartend an.
„Ich möchte nicht unverschämt sein, aber …“
„Ich gebe keine Autogramme und schon gar keine kurzfristigen Interviews mehr“, fahre ich ihr gehetzt dazwischen, um das Schlimmste zu vermeiden. Man kann sich zu viel damit verderben. Die Frau errötet und stellt die Tasse nachdenklich ab. Beschämt sieht sie auf den Tisch, obwohl sie das gar nicht müsste, wie ich gleich erfahren werde.
„Also eigentlich bin ich wegen der Sache vom Radioturm hier.“ Sind die Videos und Fotos jetzt schon veröffentlich worden? Beziehungsweise: Hat Mikage nicht dafür gesorgt, dass nichts davon der Öffentlichkeit gezeigt wird?
Meine Hände werden vor lauter Nervosität schon schwitzig. „Aha“, stammle ich unsicher.
„Ich war zur gleichen Zeit im Raum, als Finn-sama die Kostüme mit Mikage-sama anprobiert hat und habe natürlich die Auseinandersetzung mitbekommen.“ Oh. Okay. Und
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