Wir sind nicht schwul (German Edition)
ausgesehen hat, dann hat sie sich so was von gewaltig geschnitten! Hoffentlich hört sie nie wieder auf zu bluten! Eingeschnappt zieht sie die Lippe hoch, wirft sich das goldene Haar zurück und geht auf eine Art und Weise den Gang entlang, die mich dazu veranlasst, sie als Tussi abzustempeln. Schlampe?
Schlampe.
Miststück.
„Scheiße noch mal! Gibt es hier keine normalen Leute?“ Kopfschüttelnd wische ich mir mit der Hand über den Mund und verschwinde schnell in der Künstlerkabine. „Uäh, gebt mir irgendetwas zum desinfizieren!“
Kurenai hat das Badezimmer bereits verlassen und sich zu Uchin auf die Couch gesetzt. Puka deutet gen Bad und grinst immer mehr, bis er sich vor lachen nicht mehr halten kann und prustend von der Fensterbank fällt.
„ Was ?!“, fahre ich ihn an. Den da , der zu wissen scheint, was passiert ist. Hat doch jemand zugesehen?
„Was denn?“ Kurenai fragt für mich noch einmal Uchin, der gerade eine Seite seines Mangas umblättert.
„Oni war da und hat nach Finn gefragt“, erklärt dieser knapp.
Genervt lege ich den Kopf in den Nacken und reibe mir die Augen. „Wieso habt ihr mich nicht vorgewarnt, wenn ihr alle wisst, was sie für ein Luder ist? Das war das Dreckigste, das mir jemals passiert ist.“
Kurenai korrigiert mich auf unangenehmste Weise: „Du meinst, abgesehen von dem, was Mikage mit dir gemacht hat, nicht wahr? Das wolltest du doch sagen.“ Onis Fischgeschmack hat leider den Grandiosen, Würzigen von Mikage voll und ganz von meinen Lippen und aus meinem Gedächtnis gelöscht. Und warum greife ich mir dann an die Lippen?
„J… ja… das wollte ich natürlich sagen …“
Mikage und dreckig?
Schmierig?
Mikage war zärtlich.
Besitzergreifend, aber zärtlich und unglaublich liebevoll.
Das Mädchen hingegen ist der Albtraum eines jeden Mannes, der noch alle Tassen im Schrank hat.
Bevor ich zu lange darüber nachdenken kann und sich etwas in meinem Inneren rührt, das gerne abgewaschen werden möchte, schnappe ich meinen Rücksack und verschwinde im Bad.
Genau genommen sind es zwei Bäder. Darum sind Tsuto und Kurenai also hinter derselben Tür verschwunden. Tsuto kommt mir wenige Augenblicke später entgegen. Mit einem Handtuch rubbelt er sich gerade das nasse Haar trocken.
„Alles klar?“, fragt er mich neutral.
Nichts ist klar, goddammit! Das war es noch nie und am liebsten würde ich jetzt schlafen und wieder aufwachen und … feststellen, dass ich gerade erst in Japan angekommen bin und alles anders machen kann, als ich es bisher gemacht habe.
Vergessend, Tsuto zu antworten, steuere ich auf eine der beiden anderen Türen zu, die zu den wirklichen Waschanlagen für Menschen führen sollten. Weit komme ich nicht, da packt mich schon wieder etwas … jemand. Tsuto hat mich am Handgelenkt gefasst, wobei mir der Rucksack aus der Hand gerutscht ist.
Erschrocken fahre ich herum und durchbohre ihn mit wütenden Blicken. „Und was willst du jetzt von mir?! Glaub mir, ich bin gerade so was von gar nicht in der Stimmung dazu, mir noch irgendwelche Absurditäten und Lügen anzuhören!“ Mist! Die anderen draußen haben mich sicher gehört. Ich will nicht dafür verantwortlich gemacht werden können, auch noch anderen den Tag verdorben zu haben, als denen, die es verdient haben.
Sein ruhiger, verständnisvoller Blick, der in seinem Gesicht ziemlich fremd aussieht, brennt sich förmlich durch meine Seele und legt seltsamerweise einen beruhigenden Schleier auf mein Gemüt, das protestlos verstummt. Schnell vergesse ich, dass ich beinahe geweint hätte.
Schon wieder.
„Ich habe dir verraten, was mich belastet. Nun sag du mir, was dir Schmerzen bereitet.“ Oh nein, das ist gerade nicht wirklich Tsuto, mit dem ich da rede. Irritiert sehe ich ihn an.
„N… nichts… nichts ist. Es ist genauso, wie es sein sollte, wenn ein Österreicher nach Japan kommt und dort versucht… versucht, ein neues Leben zu beginnen.“
Das, was dann kommt, gibt mir den absoluten Rest. Tsuto sieht mich keinen Moment zu lange schweigend an. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen tritt er einen Schritt näher an mich heran, um die Lücke zwischen uns zu füllen, legt behutsam seine Hand auf meinem Hinterkopf auf und drückt mir einen zarten Kuss auf die Stirn.
Eine Weile verharrt er ruhig, streicht mir beruhigend mit der Hand über den Hinterkopf und durch das nasse Haar. Erstarrt lasse ich es über mich ergehen und betuche dabei seine Socken mit ausdruckslosen, leeren
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