Wir sind nicht schwul (German Edition)
bewirken Wunder. Erm, worüber habe ich gerade noch nachgedacht?
Der Radioturm ist so groß, wie immer (ja, ne), und ich frage nicht, wohin wir gehen. Den Weg werde ich mir in meinem Leben nicht merken können, außerdem bin ich viel zu sehr von den Bildern an der Wand abgelenkt.
Amazing, kann ich da nur sagen! Darunter sind auch einige sehr skurrile Gestalten. Wie die wohl aussehen, wenn sie nicht unter der Maske waren?
„Ich freue mich auf das Wasser.“ Tsuto öffnet irgendeine der weißen Türen, die genauso aussieht, wie alle anderen Türen hier auch und tritt ein. Uchin hatte schon seinen Manga hervorgekramt, da waren wir noch nicht einmal richtig im Gebäude. Und er liest immer noch, als wir vor der Kabinentür stehen. Da wundert es niemanden mehr, dass er gegen den Türrahmen rennt – und das, ohne einen Ton von sich zu geben! Er wendet sich einfach ab, geht durch den offenen Türspalt und schließt mit seinem Fuß die Tür hinter sich. Niemand beachtet ihn und er uns genauso wenig. Ich habe trotzdem gesehen, wie er sich durchnässt auf der ebenfalls weißen Couch niedergelassen hat.
Der Raum ist mir für meinen Geschmack zu sauber und zu klinisch rein. Ein weißer, kleiner Tisch, weißer Teppich, weißes Sofa, es riecht nach Krankenhaus und … hey, ist das da eine Orchidee auf dem Fensterbankerl? – Ebenfalls weiß. Sogar der Untertopf.
„Wo zum Teufel sind wir? Und was machen wir hier?“ Der Raum ist nicht besonders groß und erinnert stark an den Aufenthaltsraum eines Arztes.
„Den Raum haben wir heute zugeteilt bekommen. Man setzt viel Wert darauf, dass sich die Gäste wohl fühlen und nichts an ihrem Umfeld auszusetzen haben.“ Erklärt mir Kurenai und verschwindet hinter einer Tür, wobei ich schwören könnte, dass die Tür vorher noch nicht da war! Und die Bilder mit den weißen Blumen an der Wand ebenso wenig. Schon einmal probiert, weiße Bilder zu malen?
Das hier ist ein schlechter Traum – Und, hey, ich renne selbst gerne in purstem Weiß herum! Kein Wunder, dass niemand etwas an diesem Raum aussetzen würde. Es gibt hier nichts, was man bemängeln könnte. Taktisch sehr klug, wenn man bedenkt, was für seltsame Eigenarten gewisse Stars haben.
Puka bemüht sich sofort darum, dass dieser Raum so aussieht, wie ihre Unterkunft in Yokohama und verteilt den Inhalt seiner Tasche quer über den ganzen Boden – also nicht dort, wo die anderen ihre Sachen haben fallen lassen. Schon schält er sich aus seinem Shirt und wirft es auf den Tisch. Halbnackt läuft er durch den Raum und setzt sich freizügig auf die großzügig breite Fensterbank. Ich bange um die Blume.
Er ist sehr zierlich. Und gut trainiert zugleich. Kommt das allein vom Schlagzeug-Spielen? An der ungesunden Nahrung, die sie zu sich nehmen, kann es auf jeden Fall nicht liegen. Es ist gar nicht so einfach, ihn nicht anzuglotzen.
Tsuto packt gleich wieder seine Tasche und verschwindet hinter derselben, unscheinbaren Tür, hinter der auch Kurenai verschwand.
„Wo gehen sie hin?“
„Bad.“ Hier ist ein Bad? Praktisch. Nur … sie sind da beide drinnen? Was soll’s, es geht mich nichts an, außerdem lenkt gleich etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich.
Es geschieht, als ich mir meinen Mantel ausziehen will. Es klopft jemand an die Tür.
„Ja?“ Nachdem Puka zu sehr damit beschäftigt zu sein scheint, aus dem fünften Stock nach unten auf die Straße zu starren und Uchin nur Augen und „Ohren“ für seinen Manga übrig hat, gewähre ich dem Störenfried Einlass.
Moment mal! Das Mädchen kenne ich doch!
„Ja?“ Ihre langen, blonden, gewellten Haare schmiegen sich seidig um ihre Schultern, als wäre es noch nie von Extremklebstoff vergewaltigt worden. Sie steht leicht nach vorn gebeugt da und hat die Hände hinter ihrem Rücken verschränkt. Die großen, blauen Augen ihrerseits starren mich voller Erwartung an.
„Ah! Oni! Nicht wahr?“ Uchin horcht kurz auf und sieht zur Tür. Nicht lange und sein Blick landet wieder zwischen den Bildern seines Mangas.
„Du willst bestimmt zu GierO. Puka und Uchin sind da, wenn die dir reichen.“ Schmunzelnd öffne ich die Tür weiter, um ihr Einlass zu gewähren. Puka schielt über seine Schulter hinweg zu dem Mädchen, das nun gut sichtbar auf der Türschwelle steht.
„Hallo.“ Hallo? Fällt ihm dazu nichts Besseres ein? Obwohl … er sieht sie schon irgendwie eigenartig an. Kennen die sich überhaupt? Wenig später werde ich es erfahren.
Es zupft mich etwas am
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