Wir sind nicht schwul (German Edition)
Brücken und Tunnel, bei mir auslösen.
Meine Jungs waren schon oft hier im Radioturm und wissen genau, wohin sie gehen müssen – nachdem sie kurz nachgefragt haben, in welchem Studio sie heute sind. Die Reporterin und das Kamerateam treffen wir vorher schon und machen uns miteinander bekannt, damit das Interview später locker ablaufen kann. Gaman no Gambou soll schon hier sein, meinte sie und wuselt dann gemeinsam mit uns zur Maske. Ein paar Frauen und Männer arbeiten gerade an diversen Jungs. Sie begrüßen sich nur flüchtig, weil die Zeit knapp geworden ist. Mir werden sie ebenfalls erst später vorgestellt. Auch gut.
„Ich nicht“, dankt Kurenai ab, als sich zwei der Visagisten an ihn ran machen wollten. Was bin ich froh darum! Ich dachte allen Ernstes, ich muss diese Leute an mich und mein Gesicht heran lassen – was ich sowas von gar nicht ausstehen kann! Berührt zu werden ist schon etwas Eigenartiges und dann soll man auch noch an sich basteln lassen? Nicht mit mir!
„Mh, ich auch nicht. Gebt mir einfach etwas weißes Puder, ähm und … weißes Zeug … einfach, und ich bin happy.“ Keine Ahnung, wie die Make-up-Utensilien auf Japanisch heißen.
Kurenai hat sich einen x-beliebigen Sessel geschnappt und erledigt sein Tagewerk selbstständig. Ich folge etwas unbeholfen und peinlich berührt seinem Beispiel, nachdem mir eine Frau geschäftig die Utensilien in die Hand gedrückt hat, die sie zur Verfügung hatte. Die Sache ist schnell erledigt, genauso wie die Frisuren. Quasi mit einem Schups werden wir ins Studio befördert. Gaman no Gambou pflanzen sie zu erst auf eines der Sofas. Dann kommen wir an die Reihe. Kurenai, Uchin und Puka setzen sich auf das andere Sofa und Tsuto und ich stellen uns dahinter auf. Herum wippend versuche ich mir die Zeit zu vertreiben. Die letzte Band ist noch nicht eingetroffen, dafür jemand, den niemand erwartet hätte und obendrein ist er schon vollständig gestylt.
Taku von Crash Head! Der kommt mir sehr gelegen. Sobald das alles hier erledigt ist, kann ich ihn fragen, ob er mir ein Autogramm für Hazel geben kann. Was wird die sich freuen!
„Hoi, Leute!“, grüßt der alte Knabe, dem man sein Alter nicht wirklich ansehen kann.
Wie immer sieht er aus wie ein Zombie.
Grufti? Ay, das ist das bessere Wort, um ihn zu beschreiben. Schwarzes, langes, wildes Haar, vollkommen weiße Haut mit einer künstlichen, blutigen Narbe im Gesicht, roten Kontaktlinsen, schwarzer Lippenstift (sieht so aus, als wären seine Lippen rissig und faulig, obwohl er für Fäulnis ausgesprochen gut riecht) und dann noch dieses wilde Vampirkostüm mit Umhang. Wahrhaftig filmreif.
„Oh, welch seltener Gast“, fährt ihn einer der Jungs von Gaman no Gambou frech an. Der große Mann zögert gar nicht lange und verpasst ihm ein schmerzhaftes Schenkerl.
Locker drauf. Sogar noch der, der geschlagen wurde. Sicher hat er gewusst, worauf er sich da einlässt, wenn er Taku anfährt, der übrigens inne hält und das nicht, weil das Personal noch damit beschäftig ist, für ihn einen extra Platz zu organisieren, sondern, um mich anzustarren.
Noch so einer.
Wenn er mir auch noch Probleme machen will, werde ich ihm Probleme bereiten! Rein … theoretisch, versteht sich. Starr erwidere ich seinen Blick. Irgendwann rührt er sich und wendet sich an Kurenai, wobei er auf mich zeigt. „Der ist neu, oder? Wer ist das?“ Noch nie war ich so froh darum, nicht erkannt zu werden. Dumme Fragen bleiben trotzdem nicht aus.
„Hättet ihr euch auch nur ansatzweise mit den Leuten beschäftigt, mit denen ihr morgen ein Konzert gebt, dann wüsstest du jetzt, wer das ist.“ Der Junge, der Taku zuerst angefahren hat, reagiert, bevor Kurenai den Mund aufmachen konnte. Er scheint wirklich empört zu sein – der Junge, der noch keinen Namen hat. „Hey, hallo?! Das ist Finn! Die Drogen tun euch nicht gut. Vor allem dir nicht.“ Wow! Der sollte seine schlechte Laune lieber nicht an diesem Gruselpaket auslassen. Da läuft’s einem ja eiskalt den Rücken runter. Taku bleibt, irritierender Weise, ganz ruhig und nimmt mich etwas genauer in Augenschein.
„Ja, ich glaube, ich hab da etwas gehört, aber war nicht die Rede von einem Jungen?“ Sarkasmus? Ganz ehrlich gesagt, habe ich nicht das Bedürfnis dazu, dieses Missverständnis aus den Weg zu räumen und mich zu erklären oder mich gar zu verteidigen. Nach Lächeln ist mir genauso wenig zu mute. Ich ignoriere die Worte dieses eigenartigen Kerls einfach und
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