Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eireann Nóc
Vom Netzwerk:
weiter geht? Wir verfolgen seinen Werdegang mit großem Interesse und auch die Fans freuen sich schon auf Produktionen.“ Produktionen? Huh? Ich würde verdammt gerne „Produktionen produzieren“, nur wie?
    Der Moderator ist wenigstens ausgesprochen nett. Er spricht langsam und mit den einfachsten Worten, ohne lange um den heißen Brei zu reden.
    „Ich nehme alles, was ich bekommen kann und werde das Beste daraus machen!“
    Meine Gruppe lacht und Kurenai fügt an: „Wenn Finn nur etwas länger bleiben würde, hätten wir ihn gerne in die Produktion des Musikvideos zum neuen Song mit eingebunden. Schade also, dass er uns bald wieder verlassen wird. Wir vermissen ihn jetzt schon.“ Die Gruppe stimmt sofort zu. Wir kennen uns noch nicht lange und trotzdem fühle ich mich vollkommen akzeptiert und dazugehörig. Unabhängig davon, dass ich ihren Musikgeschmack immer noch nicht teile. Immerhin habe ich mich schon etwas daran gewöhnt. Kurenai greift zu mir zurück und verpasst mir einen leichten Klaps auf den Bauch. Schmunzelnd übergibt er dann wieder der Moderatorin das Ruder.
    Während des Interviews werden sogar breitgefächert die Beziehungen innerhalb der Gruppen hinterfragt. Vor allem geht es darum, wie sich die Mitglieder untereinander verstehen und wie das mit anderen Freunden außerhalb des Szenelebens zu vereinbaren ist.
    Meine nicht vorhandene Beziehung zu Mikage spricht dieses Miststück an Moderatorin natürlich auch an. Der Moderator wiederholt die Frage noch einmal verständlich für mich. Auch er hat den faulen Braten gerochen, den die Moderatorin ungeniert unter den Anwesenden verteilt.
    „Stimmen die Gerüchte, dass Mikage und Finn zusammen ausgehen? Und wird sich Finn deshalb mit Mikage zusammenschließen, um ein gemeinsames Ding durchzuziehen?“ Ich überlege kurz, ob ich diese Frage überhaupt beantworten soll, allerdings passiert mir in diesem Moment das zweite.
    Gut, eigentlich kann ich nichts dafür!
    Mein Magen knurrt ganz fürchterlich.
    Also gut! Schön! Ich kann doch etwas dafür. Das letzte Mal, als ich etwas gegessen habe, war ganz am Anfang, als ich nach Japan kam. Und das war das Curry.
    Yummy.
    Wieder lachen sie alle über mich. Tsuto schwingt den Arm um meine Schulter und tätschelt kindlich meinen Kopf, wobei er Babygeräusche von sich gibt. „Da denkt wohl jemand an dich, Finn-chan.“
    Verlegen versuche ich mich von ihm zu befreien und verneige mich schnell, um mich anstandsgemäß zu entschuldigen. „Heute ist nicht mein Tag. Es tut mir so, so, so leid!“ Das Gute an der ganzen Sache ist, dass ich meine Beziehung zu Mikage nicht weiter erklären muss.
    Aus dem weiteren Gespräch heraus, erfahre ich, dass Kurenai (wen wundert’s?) bis vor kurzem eine Freundin gehabt haben soll. Es scheiterte daran, dass er einfach keine Zeit für sie hatte und die Band für ihn immer am wichtigsten war. Ich kann mir gut vorstellen, dass das der Grund schlechthin ist, weshalb die meisten Beziehungen von solchen Künstlern in die Brüche gehen … oder erst gar nicht zustande kommen können. Wenn ich da an Mikage, schon wieder, denke, dann bin ich wirklich der Meinung, dass er für immer alleine sein wird. Nicht alleine alleine sondern ohne jemanden, dem er sich ganz und gar öffnen und lieben kann … und von dem er ebenfalls kompromisslos geliebt wird.
    Warum?
    Weil Mikage ein Kamerafanatiker ist. Er ist nie ohne unterwegs. Nie ohne Kameras, Fotografen und einem Teil seines Personals, wovon der Großteil seine sogenannten „Freunde“ sind. Mikage steht so derartig im Rampenlicht der Welt, und vor allem Japans, dass da einfach keine Frau mehr Platz hat. Seine Fans würden ihm dafür den Kopf abreißen. Und ihr auch.
    Oder ihm? – Nein, wenn er laut Oni tatsächlich nicht an Männern interessiert sein sollte.
    Das Interview dauert eine satte halbe Stunde, bis wir endlich erlöst werden. Vor allem ich. Keiner außer mir hat sich lächerlich gemacht und nachdem keine Frage zweimal aufgenommen worden ist, bin ich der festen Überzeugung, dass es sehr wohl live war. Oder sie zumindest hatten keine Lust dazu, das alles noch einmal zu filmen.
    Like a press converence.
    Eeesh!
    Die erste Person, die von der Bühne geht, bin ich, während ein Großteil der anderen zurückbleibt, über Kleinigkeiten redet und sich bedankt. Taku verlässt ebenfalls bald die Bühne, was mir die ultimative Chance gibt, ihn abzufangen.
    Ich stehe im Umkleideraum vor dem Studioraum, als er an mir vorbei schlendern

Weitere Kostenlose Bücher