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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eireann Nóc
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Katze, die ihre Barthaare verloren hat, stehe ich da und stiere hauptsächlich zu Tsuto. Ich werde einfach seinem Beispiel folgen und zustimmen, wenn er es tut.
    Bisher habe ich nicht einmal mitbekommen, worum es in etwa in diesem Interview geht! Grob weiß ich es natürlich schon … es geht um das Konzert und wer was machen wird, ob wir Überraschungen parat haben und wie wir danach weiter vorgehen wollen. Wann sie was wen fragt, geht aus dem Gespräch für mich gar nicht hervor. Hätten wir das gewusst, hätten sie mich garantiert zu Hause gelassen, was ich sehr geschätzt hätte. Oder ich wäre spazieren gegangen … musizieren. Vielleicht sogar etwas singen, wenn Tsuto schon meint, dass meine Stimme großen Widererkennungswert hat. Ein wenig gelangweilt von dem Ganzen, sehe ich mich unkonzentriert im Raum um – nur mit den Augen, versteht sich. Immerhin kann ich verstehen, was der Mann sagt, was leider nicht besonders viel, geschweige denn, wichtig ist. Er stimmt ihr nur manchmal zu und stellt kleine Zwischenfragen, wie die Abfrage von Daten.
    Bis der erste peinliche Moment in diesem Gespräch anbricht.
    Wie lange sie mich wohl schon schweigend angesehen haben, bis ich es kapiert habe? Offensichtlich wurde ich etwas gefragt und habe es nicht mitbekommen. Kurz verlegen lachend, kratze ich mich mit der Hand am Hinterkopf. Ich weiß … ist eine blöde Angewohnheit.
    „Tut mir leid, ich habe die Frage nicht ganz verstanden“, gestehe ich und versuche süß und verlegen auszusehen. Die anderen lachen daraufhin sicher nur deshalb, damit mir das nicht all zu peinlich ist.
    „Finn ist auch noch komisch!“ Ja, soweit habe ich sie noch verstanden, aber dann schwafelt sie erneut so seltsames Zeug zusammen, das ich wieder nur schweigend hinnehmen kann.
    „Verzeihung … ich kann Sie nicht verstehen.“ Jetzt habe ich mich so lange und so intensiv mit der japanischen Sprache beschäftigt und dann kommt so eine dumme Zicke daher und fischt sonstige Fachbegriffe und fantastische Wortverschleierungen aus ihrem Wortschatz hervor, damit ich ja nichts verstehen kann! Das ist garantiert beabsichtigt, um mich schlecht da stehen zu lassen! Was ist das überhaupt? Altjapanisch? Ich vermute, dass sie in „Höflichkeitssprache“ spricht. Etwas, das wir im Studium nur kurz angeschnitten haben. Dreckiges Miststück! Vermutlich noch dazu eine halbe Koreanierin.
    Die Blicke der anderen ruhen eisig auf meiner erhitzen Haut und ich sehe hilfesuchend zu Tsuto.
    „What did she say?“ Dieses Miststück von Moderatorin hat mich so derartig aus der Verfassung gebracht, dass ich mich jetzt sogar schon sicherer fühle, wenn ich Englisch spreche. Nicht, dass sie noch auf die Idee kommt, mein Japanisch zu verbessern. Ich würde es ihr zutrauen! Wie viel die wohl dafür einkassiert hat, um mich im Dunkeln tappen zu lassen? Das Dreifache? Vierfache? Geld regiert die Welt, nicht wahr?
    Immer noch!
    Tsuto stellt sich an meine Seite, im übertragenden Sinne, weil er bereits neben mir steht, und ergreift meine Hand. Ein herrlicher Schutz, das kann ich euch sagen. Klar, es ist Tsutos verschwitzte Hand, die nach mir gegriffen hat, aber es ist wesentlich besser, als gar nichts.
    „She asked you, what you want to do, after you will have left with GierO en Borarion. “ Ist das nicht verdammt süß, wie er da gerade probiert, mir auf Englisch zu erklären, was sie mich fragen wollte? So süß. Und es hörte sich so unbeholfen an. Unendlich dankbar lächle ich ihn an, drücke kurz seine Hand und lasse sie anschließend sofort wieder los. Er hat sich hier gerade mit mir bloßgestellt, weil sein Englisch nicht wirklich nach Englisch klingt, sondern wie … wie … irgendetwas anderes. Sehr komisch. Das R kann er beispielsweise nicht richtig aussprechen. Diverse andere Worte hat er wiederum genauso ausgesprochen, wie sie auf dem Papier stehen, oder wie man sie in Katakana geschrieben hätte. Ultra komisch. Hinreißend. Am liebsten hätte ich ihn jetzt … Hingegen zu seinem absolut zuvorkommenden Verhalten, schockiert es mich umso mehr, dass sie etwas eigentlich recht banales furchtbar schwierig ausgedrückt hat.
    „We’ll see. Don’t know yet.“ Antworte ich deshalb nur knapp bemessen. Und wenn schon, es geht sie schließlich überhaupt gar nichts an. Ich weiß, das ist kindisch und egoistisch von mir, weil eigentlich die Fans wissen wollen, was ich vorhabe und nicht die Moderatorin.
    „Also dürfen wir Finn wieder einladen, wenn er weiß, wie es

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