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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eireann Nóc
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richtige Konzert und verlasse die Bühne. GierO spielt weiter, kaum dass ich die Bühne verlassen habe.
    „Nur ein Lied?“ Selbstgefällig und gehässig hält mich Sora gleich am Anfang der Schlange auf. Abrupt bleibe ich stehen und schiele den Stimmungsteufel an.
    „Ja“, versuche ich ihm ganz ruhig zu antworten.
    „Als würde sich der Aufwand lohnen“, schnauzt er weiter und schüttelt ungläubig den Kopf.
    Kibu hat ihn an der Schulter gefasst und wollte ihn, denke ich, ermahnen, doch ich seufzte leicht und setze ein Lächeln auf. „Schon gut.“ Kibu sieht mich verwirrt an. Schnell erlöse ich ihn von seiner Ahnungslosigkeit. „Sora … wenn du so unbedingt willst, dass ich auch einmal mit euch auftrete, dann hättest du das ruhig sagen können.“ Ja, ich weiß, provokanter hätte ich es nicht ausdrücken können. Und ja, ich weiß auch, ich mache es damit nicht besser und ja, ich weiß, dass das eigentlich nicht meine Art ist. Zu meinem Erstaunen läuft Sora puderrot an und zieht den Kopf zurück, anstatt wütend auf mich los zu gehen. Weil er nach einer Weile immer noch nichts sagt, kommt es mir erst, dass ich mit meiner Provokation genau den springenden Punkt getroffen haben muss. Oder zumindest den springenden Punkt gestreift?
    „Das sollte nicht … ich meine … ich wollte damit nicht sagen, dass ihr mich nötig hättet …“ Es wäre, mal wieder, besser gewesen wenn ich meine Klappe gehalten hätte. Ebenfalls errötend, starren wir uns an.
    „Du musst lockerer werden, wenn du vor hast, hier zu überleben.“ Soviel dazu, ich hätte den springenden Punkt getroffen. Jetzt frage ich mich eher, ob er nur nicht wollte, dass ich mich weiter vor allen anderen zum Affen mache.
    „Unfug! Das ist eben Finn! Und Finn ist nicht GierO. Dafür müsste er schon länger bei ihnen gewesen sein. Er war gut. Wirklich gut.“ Ich weiß nicht mehr so recht, was ich sagen soll. Eben noch kam ich mir so toll vor, weil alle um mich geschwänzelt sind und mir gesagt haben, wie begeistert sie von meiner Musik wären und dann ist da Sora, der mir sagt, dass ich das nicht überstehen werde, wenn ich nicht lockerer werde. Was soll ich noch glauben?
    Ich bin nicht gut, wenn ich mich nicht mindestens genauso gut wie sie bewegen kann! Und ich habe es so satt, schon wieder um alle Ecken herum zu erfahren, dass ich nur angelogen wurde. Dass niemand wirklich ehrlich war. Niemand hat mich wirklich kritisiert. Wie soll ich denn besser werden, wenn mir nie jemand die Wahrheit sagt? Aber ich will doch besser werden!
    Ich will so werden wie sie!
    So frei!
    So gelassen!
    Und das trotz des ganzen Rummels.
    „Nein …“ Ich schaffe es nicht, mein trauriges Gesicht zu verbergen oder zu verfälschen, während ich Zuuyos Hände von meiner Schulter schäle. „Danke, Sora. Und ich verspreche, dass ich besser werde! Ich weiß, ich habe bei dieser Probe nicht alles gegeben. Morgen werde ich bereits besser sein, das schwöre ich dir!“ Ich wünschte, ich wäre mir da wirklich so sicher, wie ich geklungen habe. Einige Augenblicke sieht mich Sora ausdruckslos an, ehe er ein ganz kleines Lächeln aufsetzt und mir mit der Faust gegen die Schulter boxt.
    Shit!
    Hat der Kraft!
    Ein Auge zukneifend reibe ich mir die Schulter und mache mich dann auf zu GierOs Kabine.
    Ich brauche Mikage.
    So unbedingt.
    In so vielerlei Hinsicht.
    Vielleicht bilde ich mir das nur ein, vielleicht auch nicht.
    Deprimiert lasse ich mich auf einen Stuhl nieder. Die Säulen, die teilweise aufräumen, teilweise nichts tun und teilweise quasseln, ignoriere ich und lehne geistesabwesend die Geige am Stuhl an.
    Jetzt hätte ich eigentlich Zeit, ihn anzurufen. Eine Weile starre ich auf meinen Rucksack, bis ich doch noch aufstehe und mein Handy heraus fische.
    „Ich bleibe in der Nähe“, gebe ich den Säulen noch Bescheid. Sie nicken mir zu. Ich verlasse die Kabine und gehe in den Gang hinaus. Jetzt, wo alle direkt hinter der Bühne stehen, habe ich den ganzen Gang für mich alleine und könnte mich in Ruhe unterhalten. Die Säulen der anderen Gruppen sind weniger störend, außerdem befinden sie sich hauptsächlich in den Kabinen der Künstler.
    Nervös stelle ich mich an eine Wand und wähle schnell Mikages Nummer, um es mir nicht doch noch einmal anders zu überlegen.
    Es läutet einmal, zweimal … dreimal …
    „Geh‘ ran“, murmle ich in mich hinein und übersähe meine Unterlippe mit Zahnabdrücken. Es läutet und läutet. Niemand hebt ab. Als sich der

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