Wir sind nicht schwul (German Edition)
voneinander und wir suchen unsere Kabinen auf.
Die Säulen sehen uns fragend an, weil wir um Stunden früher wieder in unserer Kabine sind, als wir, beziehungsweise, als meine Jungs angenommen hatten. Jetzt heißt es, Zeit tot zu schlagen. Aus diesen fünf Säulen sind bereits sieben geworden. Fragt mich nicht, woher die gekommen sind. Und jeweils zwei von ihnen befassen sich mit jeweils einem von uns. Manche haben demnach nichts zu tun und Uchin und ich suchen schon einmal selbst unsere Sachen zusammen und ziehen uns um. Puka war schon so gut wie fertig und die zwei Säulen, die bei ihm waren kümmern sich alsbald um Uchin.
Das alles ist fürchterlichst!
Und gewöhnungsbedürftig.
Wenn ich mir denke, wie Puka gewetzt hat, während eine der Damen sein Make-up aufgetragen hat. Es sitzt trotzdem alles so, wie es soll.
Respekt.
Und was für eine Geduld die haben muss!
Ich habe mich schon längst in mein Clownskostüm gezwängt und den Hut provisorisch aufgesetzt. Einen Schal rund herum gewickelt, die Schnallen angelegt und die bunt-gestreiften Strümpfe über meine Beine gezogen.
Und wieder denke ich dabei an Mikage.
Ich nutze den Tumult, der hinter mir herrscht, aus und krame mein Handy an seinem süßen Anhänger, den ich damals von Uchin erhalten hatte, aus meinem Rucksack.
Keine neue Nachricht.
Kein einziger verpasster Anruf.
Wartet er wirklich darauf, dass ich mich bei ihm melde?
Gedröhne von Kurenai reißt mich aus meinen Gedanken und ich lasse das Handy schnell wieder in meinen Rucksack verschwinden.
Als hätten sie schon längst wieder vergessen, was eben noch in der Kabine von Veil geschah, konzentrieren sie sich auf die Vorbereitungen. Mit Sora sollte man mal reden. Oder hat nur deshalb niemand etwas gesagt, weil er immer so drauf ist? „Ähm, was war eigentlich mit Sora los?“ Kurenai hat mich nicht gehört und die anderen wohl auch nicht, denn niemand antwortet mir. Kein Wunder, sie sind alle schwer damit beschäftigt, sich ihr Kostüm anzulegen.
Zwei Leute an einem Kopf? Das sieht echt verrückt aus. Irre, wie sie alle wissen, was ihre Künstler haben wollen und wie sie zusammenarbeiten müssen, damit es übereinstimmt. Manchmal geben sie ihren Senf dazu und bitten um gewisse Veränderungen. Nichts Großartiges, nichts weiter. Dabei fällt mir ein, dass ich eigentlich von keinem von ihnen den Namen kenne. Und da fällt mir wieder ein, dass das nicht notwendig ist, nachdem ich schon bald sowieso nicht mehr hier sein werde. Oh, ich schwöre euch, ich werde meine Jungs gelegentlich besuchen kommen. Wer weiß, wo ich landen werde und ob ich es dort aushalte, ohne auch nur einmal meine Bande sehen zu können.
Krass, wie sehr einem gewisse Leute in kürzester Zeit ans Herz wachsen können. Zu Hause hätte man mich niemals so schnell aufgenommen, alleine schon nicht wegen meines Äußeren.
Vielen ist das peinlich.
Hier sind alle davon begeistert und je verrückter man ist, desto besser – zumindest scheint es so.
Viele Japaner neigen dazu, ihr ausdruckslosestes Gesicht zu präsentieren. Japanische Sänger sind da nicht viel anders. Wenn man sich die Interviews und sonstige „Freizeitvideos“ von ihnen ansieht, dann sehen sie meistens sehr ernst und ausdruckslos in die Kamera und führen dabei trotzdem allen möglichen Unfug auf. Es dauert also nicht lange, bis irgendeiner anfängt zu lachen und alle anderen mitziehen. Ich könnte niemals so ernst bei dem bleiben, was die ständig aufführen. Nicht so lange.
GierO ist da nicht wesentlich anders. Kurenai ist sowieso meistens ernst und Tsuto … davon brauchen wir erst gar nicht zu reden. Sora und Tsuto sind sich gar nicht so unähnlich, wenn ich so darüber nachdenke. Puka fällt etwas aus der Reihe und lockert die Gruppe auf, obwohl das gar nicht notwendig wäre. Ich sehe doch, dass sie Spaß haben, ich sehe doch, dass sie alle sehr locker sind … es fällt nur nicht so auf, wenn man nicht direkt mit ihnen zu tun hat.
Ganz anders, als bei mir. Ich war noch nie besonders locker und genauso verklemmt sehe ich zeitweise auch aus. Es fällt mir schwer, mich der Coolness der Gruppe anzupassen.
Ich würd’ doch so gern‘!
Im Endeffekt dauert es doch ganz schön lange, bis zwei Säulen zu mir schwirren. Kurenai nimmt das alles kritisch in Augenschein und sieht mich fast noch genauer an, als die zwei Damen, die mir alles Mögiche und Unmögliche ins Gesicht schmieren. Immer wieder zwinkernd versuche ich den Überblick zu
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