Wir sind nicht schwul (German Edition)

herauslockt. Oder so ähnlich.
    „Alle?“, gebe ich schlicht und fragwürdig schluckend als Antwort.
    „Ach, wirklich? Und warum, wenn alle dieser Meinung sind, hat uns dann niemand gesagt, dass wir das nicht tun sollen?“
    Eh?
    „Ehm, ich glaube, ich habe dich nicht richtig verstanden. Könntest du das noch einmal wiederholen? Bitte.“ Ich meine, er kann doch nicht wirklich gesagt haben, dass ihnen niemand gesagt hat, dass sie das nicht tun sollen, oder? Das wäre ja vielleicht schwachsinnig.
    „Niemand hat uns gesagt, dass wir nichts aufbauen dürfen. Klar haben wir gesehen, dass niemand etwas aufbaut, darum haben wir bis zum Schluss gewartet. Bis zum Schluss hat niemand etwas gesagt. Weder zu uns, noch zu unseren Angestellten. Darum haben wir am Ende doch noch unser Zeug aufgebaut. Natürlich haben wir die Chance ergriffen, nachdem niemand etwas dagegen zu haben schien. Beim Aufbauen selbst hat auch niemand etwas gesagt, also, warum sollte es jetzt auf einmal nicht okay sein, dass wir uns breit machen? Dass wir genau das tun, was wir immer auf unseren Konzerten tun? Und für wen hältst du dich eigentlich, hier und jetzt, wo schon alles erledigt ist, für alle anderen zu sprechen? Woher nimmst du dir dieses Recht? Noch dazu erlaubst du dir, für Leute zu sprechen, die du zum Großteil nicht einmal beim Namen nennen kannst. Oder irre ich mich da etwa?“
    Shit, ich fühle meine Beine nicht mehr. Seine unheimliche Maskerage und seine dunkle, rauchige Stimme macht das alles noch viel unheimlicher. Ihr könnt euch wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie beschissen es mir gerade geht. Auf der anderen Seite wundert es mich nicht, dass ihm seine Fans aus der Hand fressen, selbst wenn er vorher darauf gepisst haben sollte. Unheimlich, aber verdammt anziehend und attraktiv. – Zumindest solange er geschminkt ist. Und Gott weiß, dass es genügend Idioten gibt, die auf so etwas stehen.
    Oh mein Gott! An was denke ich da gerade?
    „Ich stehe hier und sage euch das, weil ich davon ausgegangen bin, dass man schon einmal mit euch darüber gesprochen hat. Eigentlich wollte ich euch nur überreden, es euch noch einmal anders zu überlegen, der anderen wegen, aber nachdem … ihr anscheinend keine Ahnung hattet … ist das alles natürlich etwas anders …“, stammle ich.
    Das Gruselpaket wirft die Arme in die Luft und dreht mir den Rücken zu. „Das ist doch nicht zu fassen!“
    Taku packt das Mitleid, erhebt sich und versucht seinen Kollegen zu beruhigen, indem er ihm die Hände auf die Schulter legt „Meinst du nicht, dass es einen Grund gibt, warum Finn zu uns gekommen ist? Er macht das doch sicher nicht zum Spaß, oder um uns zu ärgern.“ Hah! Da hat er so was von Recht. Das Gruselpaket seufzt schwermütig, dreht sich mir zu und meint schlicht, ich solle mit der Sprache heraus rücken. Aberwitzig, wenn man bedenkt, dass ich mein Anliegen eigentlich bereits an den Mann gebracht habe.
    Ich atme noch einmal tief durch, nicke Taku dankend zu und wiederhole mich: „Bitte verwendet euer Bühnenbild nicht. Ich weiß, es ist blöd, weil ihr es bereits aufgebaut habt, aber offensichtlich hat sich hier jeder auf den anderen verlassen und im Endeffekt hat es niemand getan. – Also, euch darüber zu informieren, dass niemand ein Bühnenbild verwenden soll, damit es für alle gerecht bleibt. Wenn ihr dadurch finanziellen Schaden erleidet, dann tut es mir leid und ich versuche dafür aufzukommen.“ Was zum Geier labere ich da gerade? „Aber bitte tut mir den Gefallen und sagt niemanden, dass ich mit euch gesprochen habe und … und bitte lasst euer Bühnenbild an der Decke.“ Nervös und mit Bauchschmerzen kaue ich auf meiner Unterlippe herum und starre in die Runde. Schön, dass sich nur zwei von Crash Head am Gespräch beteiligen. Zumindest bisher. Das Gruselpalet Nummer eins sieht mich lange an, bis er seine Gruppen zusammenpfeift, um die Lage zu besprechen. Sie beratschlagen sich eine Weile, während ich angespannt warte, was mich nur noch nervöser macht, da GierO bald mit ihrem Auftritt fertig sein dürfte.
    Gen Ende kommt es mir länger vor, als es eigentlich dauert und das Gruselpaket dreht sich mit einem dreckigen Grinsen auf den Lippen zu mir um.
    „Wir haben einen Vorschlag.“
    Sofort richte ich mich auf und stelle mich dem Feind. „Ich höre.“
    Das Gruselpaket macht ein paar Schritte auf mich zu und legt mir mit einer seltsamen Geste den Arm um die Schulter, weshalb ich mir gar nicht mehr so sicher bin,