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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Das Blut ist rein«, stotterte sie. »Rein, Fritze – das Gift ist aufgefressen! Das Gift ist weg. Das Gift …«
    Nun schlug sie die Hände vor die Augen und weinte. Ein Schluchzen schüttelte ihren Körper. Sie sank auf Benischeks Sofa und ließ sich in die Polster fallen. Benischek lief in die Küche, um neuen Kaffee zu kochen. Dabei sah er auf die Uhr. 1 Uhr 23 Minuten!
    Sonnabend, der 23. Juni 1951.
    Ein Tag, den er nie vergessen würde.
    Als er mit der Kanne frischen Kaffees zurück ins Labor kam, saß Angela schon wieder vor ihren Apparaten. Sie wiederholte den Versuch gewissenhaft zehnmal. Und zehnmal verschwand das Gift aus dem Blut.
    Ein Sieg! Ein voller Sieg!
    Der Tod durch das Gift der ›Schwarzen Witwe‹ gehörte der Vergangenheit an.
    Bis zum Morgen arbeiteten Dr. Bender und Fritz Benischek weiter. Sie berechneten genau die einzelnen Dosierungen des Serums, seine Zusammensetzung, seine chemischen Formeln, seine Beständigkeit bei Hitze und Kälte, seine Löslichkeit im Wasser, Alkohol, Äther …
    Der erste Weg war gegangen. Jetzt begann die Erprobung. An mehreren hundert Versuchen mußte festgestellt werden, wie hoch man dosieren durfte, mußte – wie man injizieren konnte, wie der Körper reagieren würde, wie die Begleiterscheinungen waren … Gab es negative?
    Dies zu erproben würde die Sache anderer Wissenschaftler sein. Für Angela Bender war das große Ziel erreicht. Sie konnte Peter Perthes die Heilung schicken! Sie konnte den einsamen Krüppel im Urwald von Amorua von seinen Krücken erlösen …
    Noch in derselben Nacht füllte Angela zehn Ampullen mit einer dreifachen Dosierung wie bei dem kleinen Affen in Ampullen und verschloß sie mit Wachs. Einen kleinen Karton legte sie mit Watte aus und bettete die Ampullen darein.
    Als der Morgen graute, gab sie Benischek die Hand.
    »Sie müssen mir jetzt eines versprechen. Fritze: Schweigen! Absolutes Schweigen! Was auch kommen mag, was man Sie auch fragen wird – Sie wissen von nichts!«
    Benischek nickte. »Ick weeß von nischt.«
    »Wenn mein Serum ein Sieg ist, dann werden Sie zu mir kommen, Benischek. Ich vergesse Sie nicht. Ohne Sie hätte ich es nie geschafft.«
    »Aber Frollein Doktor, ick habe doch bloß jepennt!«
    Fritz Benischek kratzte sich schüchtern und verlegen den Kopf. Sein langes Gesicht lag in tiefen Falten. Er sah Angela nach, wie sie, müde und nach vorn gebeugt, mit schleichenden Schritten den Raum, das Haus verließ.
    »Ein einmaliges Weib«, sagte er laut und wischte sich über die Lippen. »Ick möchte fuffzig Prozent von der haben!«
    Mit der Morgenpost ging das Päckchen per Flugzeug nach Zapuare in Kolumbien.
    Dr. Angela Bender erschien an diesem Tag nicht zur Visite.
    Professor Purr rief an, man schickte in die Wohnung. Dr. Bender lag mit schwerem Nervenfieber zu Bett. Ihr Puls ging schwach. Eine tiefe Ohnmacht hielt sie umfangen.
    Der Professor bat den Internisten der Universitätsklinik in Angelas Wohnung, der die erste Diagnose – akutes Nervenfieber – voll bestätigte. Dr. Bender wurde sofort in die Klinik eingeliefert.
    Nun lag sie in einem weißen, stillen Zimmer. Ihr Atem war kaum hörbar. Ihr Gesicht war wie die Maske einer Toten.
    Professor Dr. Purr kümmerte sich rührend um die Patientin. Immer wieder saß er an ihrem Bett. Um diese Frau war ein Geheimnis, ahnte er.
    Voll Staunen hörte er, daß Dr. Bender in ihrem Kurzurlaub gar nicht in Köln gewesen war. Drei Tage in der Dunkelheit …
    Der Professor schüttelte den alten Kopf. Es war ein Rätsel, das er nicht zu lösen verstand.
    Er beugte sich über die Bewußtlose und strich ihr die schweißverklebten Locken aus der Stirn.

XII
    Auch in Köln war man in diesen Wochen nicht untätig geblieben. Bankier Wolf von Barthey rüstete sich, selbst nach Kolumbien zu fahren. Die Wiederkehr Dr. Perthes', auch wenn sie solch einen tragischen Hintergrund hatte, erfüllte ihn mit Freude. Es ging ihm dabei nicht um die Rettung seiner fünfzigtausend Mark, sondern mitfühlend und rein menschlich ergriff ihn die Rettung des jungen Arztes, der ihm so ans Herz gewachsen war.
    Eine Lähmung, sagte er sich, ist zu ertragen. Es gab vom Krieg her ganz andere Verstümmelungen, mit denen die Menschen weiterlebten. Von Barthey ahnte aber, daß der sensible Arzt unter diesem Dasein litt, und hielt es daher für notwendig, selbst in Zapuare etwas von seinem Lebensmut an Dr. Perthes zu übertragen. Außerdem – und das war die geschäftliche Seite dieser Reise –

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