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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie verkohlten in ihren Erdlöchern, die Giftpfeile noch in der Hand. Sapolàna ballte die Faust, als die Trommel ihm das meldete …
    Er schickte neue Krieger an den Rio Cada. Sie liefen in die Maschinengewehre der Weißen.
    Langsam bewegte sich die Truppensäule durch den Urwald, dem Rio Uva entgegen.
    In einem Panzerwagen an der Spitze saß der Kölner Bankier von Barthey.
    Nacht lag über Zapuare. Der Rio Guaviare rauschte durch die Stille. An dem dünnen Draht, der, auf einen Rahmen gespannt, vor den Fenstern stand, klebten Schwärme von Moskitos und Mücken. Es war kühl. Ein starker Blumenduft durchzog das nächtliche Zimmer.
    Mit offenen Augen lag Peter Perthes unter seiner Decke auf dem Feldbett. Er hatte seinen Anzug anbehalten und schaute in längeren Abständen auf seine schwach in der Dunkelheit blinkende Armbanduhr mit den Phosphorzeigern.
    Zwei Uhr morgens!
    Leise richtete er sich auf und blickte hinüber zu Dr. Cartogeno, der auf der Seite lag und ruhig atmete. Sein Bett war in der Dunkelheit nicht zu sehen, nur sein tiefer Atem füllte die Ecke aus, in der sein Lager stand.
    Vorsichtig, jedes Geräusch vermeidend, erhob sich Peter. Er tastete sich durch den Raum, auf Zehenspitzen, sogar den Atem anhaltend. Auf einem kleinen Tisch neben der Tür lag der Rucksack, den ihm Dr. Cartogeno vor einigen Tagen gepackt hatte. Man hatte seitdem nicht wieder von einer Abreise gesprochen. Es war, als bliebe Peter wirklich in Zapuare und ließe Herrn von Barthey allein nach Deutschland fahren. Im Inneren aber wußten die Freunde, daß die Stunde der Trennung greifbar nahe gekommen war. Daß sie nicht darüber sprachen, bewies nur, wie schwer ihnen der Abschied wurde – wenn auch ein klein wenig Hoffnung auf ein Wiedersehen immer da war …
    Leise nahm Peter den Rucksack vom Tisch und schlich zur Tür. Zentimeter um Zentimeter öffnete er sie, damit sie nicht knarre, schlüpfte dann auf die Veranda und eilte die Holzstufen hinab in den Garten.
    Dort blieb er stehen und umfaßte noch einmal mit dem Blick die wie ein schwarzer Fleck in der Dunkelheit liegende Blockhütte. In seinem Rücken wiegten sich die Kanus im Fluß. Die Taue knarrten. An die Bootswände klatschten die trägen Wellen. Vom Wald herüber tönte das Greinen eines aus dem Schlaf aufgeschreckten Affen.
    Peter setzte sich auf einen Baumstamm und packte aus dem Rucksack die beiden Revolver aus. In jede Tasche steckte er eine Waffe, eine zusammengefaltete Karte schob er unter das Hemd auf die nackte Brust.
    Dann wechselte er die Schuhe, warf die leichten Schuhe fort und zog die schweren, dicken Lederschuhe an, die allen Schlangenbissen trotzten.
    Er lächelte wehmütig. Fernando hatte an alles gedacht. Er wollte ihm den Abschied wirklich schwer machen …
    Noch einmal trat er an die Veranda heran. Abschiednehmend grüßte er das Haus mit der erhobenen Hand – das Haus mit dem schlafenden Freund.
    Dann wandte er sich rasch ab und rannte, so gut es seine noch immer ungelenken Beine vermochten, das Ufer entlang, dem schweigenden schwarzen Wald zu.
    Hinter dem Moskitodraht stand Dr. Fernando Cartogeno am Fenster. Er blickte Peter nach. Er sah ihn auch zurückkommen, das Haus grüßen – und ihn dann fortrennen. Ein Stich ging durch seine Brust, ein Schmerz, den er noch nie empfunden hatte …
    »Gute Reise«, murmelte er und starrte in das Dunkel, das Peter aufgesaugt hatte. »Ich warte auf dich, Peter. Ich werde die Station im Urwald ausbauen. Komm bald zurück …«
    Und er wußte schon, als er es noch leise aussprach, daß es ein Selbstbetrug war. Ein Betrug, um sich zu beruhigen. Er riß sich vom Fenster los, warf sich auf das Feldbett, rollte sich in eine Ecke und zwang sich zu schlafen. Da sein Wille allein dafür nicht ausreichte, nahm er ein Schlafpulver und kroch dann unter die Decke.
    Jetzt werde ich erfahren, was Einsamkeit ist, dachte er noch. Und ich hatte doch immer solche Angst, allein zu sein …
    Dr. Peter Perthes ging durch den Wald. Zapuare lag knapp hinter ihm. Im Schatten der Bäume ging er die Straße entlang bis zu der Stelle, wo sie in den Urwald mündet. Dort zweigte er ab und kroch auf allen vieren in das Unterholz, durch zentimeterhohe, verfaulte Blätter und über morsche, von Lianen erdrückte und gefällte Bäume.
    Nach einer knappen Stunde traf er auf einen Tierpfad und lief die enge Gasse durch die grüne, wogende Schlucht hinab. Der Leuchtkompaß zeigte ihm die Richtung. Der Pfad lief auf Raya zu, einer Siedlung östlich

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