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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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Beschäftigung, um die Zeit rumzukriegen. Als ich später nach unten kam, um etwas zu Mittag zu essen, war das ganze Erdgeschoss mit buttrigem Vanilleduft erfüllt, der so gut roch, dass ich für einen Moment die Augen schloss und ihn einfach nur einatmete. Mom war in der Küche und buk Schokoladenkekse.
    »Ein bisschen was Süßes, um uns aufzuheitern«, sagte sie, doch die Sorgenfalten rund um ihre Augen wirkten doppelt so tief wie noch vor ein paar Tagen.
    Plötzlich fragte ich mich, wie die Mitarbeiter im Krankenhaus es wohl schafften, die Mahlzeiten für all die Leute, die sich mit dem Virus angesteckt hatten, zusammenzubekommen. Sie mussten doch genauso überfordert sein wie die Ärzte. Und es blieb garantiert nicht viel Zeit zum Backen.
    »Haben wir genug Zutaten, um noch mehr davon zu machen?«, fragte ich. »Vielleicht könnten wir auch ein paar Patienten damit aufheitern.«
    Am Ende haben wir noch sechs weitere Ladungen gebacken. Und als Dad nach Hause kam, hatten wir die Kekse bereits fertig in die Dosen verpackt, die noch von Weihnachten übriggeblieben waren. Ich befürchtete schon, er könnte unsere Unterhaltung vergessen haben, doch kaum hatte er seine Schuhe ausgezogen, gab er mir einen Packen Blätter.
    »Das ist eine Kopie der Telefonliste, mit der wir arbeiten«, sagte er. »Die Leute, die schon kontaktiert wurden, sind markiert. Und das hier ist der Text, den du verwenden sollst. Er enthält einen zusätzlichen Abschnitt für diejenigen, die sich krank anhören – wir möchten, dass du sie dazu aufforderst, zu Hause zu bleiben, und das vermerkst, damit jemand aus dem Krankenhaus sie abholen kann.«
    »Klingt gut«, antwortete ich.
    »Ich kann dir ’ne Datenbank einrichten«, bot Drew an. »Dann kannst du nachverfolgen, wen du erreicht hast, und Protokolle über die Leute mit Krankheitssymptomen generieren.«
    »Und wo du schon deine Hilfe anbietest«, sagte Dad zu mir und zog ein kleines Päckchen aus der Manteltasche. »Ich hätte da noch einen anderen Job für dich, wenn du willst. Das Virus greift anscheinend Nervenzellen an, aber die herkömmlichen Medikamente können ihm kaum etwas anhaben. Bevor die Quarantäne verhängt wurde, hatte ich angefangen, mir einige Behandlungsmethoden anzusehen, die sich noch im Versuchsstadium befinden, und bin dabei auf eine Substanz gestoßen, die in einigen Gegenden von Asien verwendet wird. Bei uns ist das entsprechende Präparat bisher noch nicht zugelassen, aber ich habe Samen für die Pflanze bestellt, aus der es hergestellt wird. Wir haben uns erst einmal vorrangig darum gekümmert, den Ansteckungsweg einzugrenzen, so dass sich bis jetzt noch keiner darum gekümmert hat, sie auszusäen. Was meinst du?«
    »Ich versuch’s mal«, erwiderte ich.
    »Diese Familie, die vor ein paar Jahren hierhergezogen ist«, sagte Mom. »Freedman heißen sie, glaube ich. Ich habe gehört, dass sie ein Gewächshaus auf ihrem Grundstück gebaut haben. Sie scheinen sich fürs Gärtnern zu interessieren. Vielleicht können sie dir ein paar Tipps geben.«
    In den fünf Sekunden bis mir einfiel, dass Freedman Tessas Nachname war, hörte sich der Vorschlag gut an. Doch was ihre Familie betraf, hatte Mom sicher recht – schließlich hatte ich Tessa ja gerade im Gartencenter einkaufen sehen. Selbst wenn sie nicht der Meinung war, dass es sich lohnte, sich mit mir abzugeben, ihre Eltern würden sicher helfen. Also suchte ich nach dem Abendessen ihre Telefonnummer raus.
    Tessa hob ab. Ich erkannte ihre ruhige Stimme.
    »Ich rufe im Auftrag von Dr. Weber und dem St. Andrew’s Krankenhaus an«, meldete ich mich, denn ich hatte das Gefühl, es wäre besser, offiziell zu klingen. »Kann ich bitte deine Eltern sprechen?«
    »Tut mir leid«, antwortete Tessa. »Die können im Moment nicht ans Telefon kommen.«
    Mir blieb das Herz stehen. Ich war so auf meine Aufgabe fixiert gewesen, dass es mir gar nicht in den Sinn gekommen war, dass es ihnen vielleicht nicht gutgehen könnte.
    »Sind sie krank?«, erkundigte ich mich.
    »Nein«, antwortete sie bestimmt, und obwohl ich nicht mal sicher bin, ob ich ihre Eltern überhaupt erkennen würde, wenn sie mir über den Weg liefen, war ich so erleichtert, dass ich beinahe angefangen hätte zu lachen. Doch dann sagte sie: »Trotzdem können sie jetzt nicht mit Ihnen sprechen. Sie sind beschäftigt. Wir wissen schon über die Quarantäne und über die einzuhaltenden Vorsichtsmaßnahmen Bescheid. Es ist wirklich nicht nötig, dass Sie noch mal

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