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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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bei mir gewesen. Das wusste ich. Aber als ich die Worte hörte, hatte ich das Gefühl, jemand hätte mir in den Brustkorb gegriffen und das Herz entzweigerissen. Ich machte einen tiefen Atemzug, und noch einen, und trotzdem fühlte sich meine Lunge an, als wäre sie kurz davor zu platzen. Ich habe Mom nicht einmal mehr sehen können. Noch nicht mal ein letztes Mal. Ich hätte da sein müssen.
    Ein paar Minuten lang konnte ich nicht sprechen. Schließlich wischte ich mir über die Augen, nahm das Taschentuch, das Dad mir hinhielt, und fragte: »Und Meredith?« Ich war auf das Schlimmste gefasst.
    »Ihr geht es gut«, antwortete Dad. »Sie wohnt jetzt bei deiner Freundin Tessa. Ich war gerade dabei, nach einer Lösung für Meredith zu suchen, weil außer ihr niemand mehr im Haus war, da kam Tessa vorbei, um nach dir zu fragen, und hat es angeboten. Und es schien mir auch das Beste.«
    Mein Magen überschlug sich. »Niemand sonst im Haus?«, fragte ich erschrocken. »Wo ist denn Drew?«
    Dad sah wieder auf seine Hände. »Ich weiß es nicht genau«, gab er zu. »Als ich wieder nach Hause kam, nachdem du … hier untergebracht warst, war er weg. Er hatte eine Nachricht hinterlassen, in der stand, dass er rüber aufs Festland wollte. Dass es da sicher jemanden gäbe, der etwas habe, das hilft. Und das würde er holen und hierherbringen. Es fehlen ein paar Teile von meiner alten Tauchausrüstung. Die muss er benutzt haben, um an den Patrouillenbooten vorbeizukommen.«
    Irrsinnigerweise war das Erste, was aus meinem Mund kam: »Er sollte sich doch um die Frettchen kümmern.«
    »Er hatte sicher das Gefühl, es sei wichtiger zu versuchen, dich und deine Mom zu retten, Kae«, entgegnete Dad. »Während der letzten Tage, die du bei uns zu Hause warst, konnte er keine Sekunde stillsitzen. Er hat mir nichts gesagt, aber ich habe gemerkt, dass er immer frustrierter wurde, weil er nichts tun konnte, um zu helfen. Wenn ich hier nicht gebraucht würde, hätte ich vielleicht dasselbe gemacht.«
    Eigentlich hätte ich erwartet, dass Dad richtig sauer wäre, doch stattdessen klang er einfach nur besorgt. Und vielleicht ein bisschen traurig, so als glaubte er, wenn er selbst mehr hätte tun können, dann wäre Drew niemals dieses Risiko eingegangen. Aber ich bezweifle, dass Drew sich zufriedengegeben und einfach abgewartet hätte, selbst wenn es Dad möglich gewesen wäre, heimlich zum Festland zu kommen, um Hilfe zu holen.
    Ich hoffe nur, dass es ihm gutgeht. Bitte, mach, dass es ihm gutgeht. Mach, dass er sicher nach Hause kommt.
    » Haben sie denn auf dem Festland ein Heilmittel gefunden?«, fragte ich. »Warum haben sie uns denn keinen Impfstoff oder neue Medikamente geschickt, wenn sie welche haben?«
    »Wir wissen nicht genau, was außerhalb der Insel los ist«, antwortete Dad. »Einen Tag nachdem ich dich ins Krankenhaus gebracht hatte, fegte ein Nordoststurm hier durch, und du weißt ja, wie die sind. Hat die Leitungen lahmgelegt, und die Satellitenantennen sind auch beschädigt. Wir konnten bis jetzt niemanden erreichen, der sie hätte reparieren können. Nur das örtliche Telefonnetz ist noch intakt.«
    »Dann sind wir also völlig von der Welt abgeschnitten«, stellte ich fest. Keine Möglichkeit, irgendwen auf dem Festland anzurufen, kein Internet. Nicht mal mehr Fernsehen.
    Dad nickte. »Wir haben versucht, über das Militär Kontakt herzustellen«, sagte er. »Einer der Männer, die hier bei uns helfen, hat sich angeboten, mit ihnen zu reden. Aber ein paar der im Hafen stationierten Soldaten sind krank geworden, und da sind die anderen wohl in Panik geraten.« Er zögerte und fuhr dann fort: »Sie haben ihn erschossen, noch ehe er sich dem Hafengelände überhaupt auf zehn Meter genähert hatte.«
    »Wie Onkel Emmett«, sagte ich. Die Last all dieser Informationen ließ mich zurück in die Kissen sinken.
    »Ein paar der Ärzte vom Gesundheitsministerium und der WHO arbeiten noch mit uns zusammen«, erklärte Dad. »Aber die meisten sind abgereist, bevor das Wetter schlecht wurde – wahrscheinlich sind sie der Ansicht, die Insel sei sowieso schon unter Kontrolle und dass es deshalb wichtiger ist, ihre Bemühungen aufs Festland zu konzentrieren. Vielleicht haben sie dort ja auch schon weitere Fortschritte gemacht, so dass bald ein Impfstoff oder eine neue Behandlungsmethode zu uns gelangen könnte. Wir haben nur keine Möglichkeit, den genauen Zeitpunkt zu erfahren. Einer der Freiwilligen versucht es mit der stärksten

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