Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
Vom Netzwerk:
»Aber Gav kriegt das schon hin, und sein Freund Warren kann wirklich gut organisieren. Und ich helfe auch mit.«
    Er blickte mich mit dem Anflug eines Lächelns an, und ich hatte das Gefühl, wir wären uns langsam einig.
    Eine halbe Stunde später tauchte Gav auf. Da wurde mir klar, dass es vielleicht schwieriger werden könnte, als ich gedacht hatte. Er kam herein, sah Dad an seinem Laptop herumfummeln und erstarrte.
    »Ich glaube, ich komme lieber später noch mal wieder«, sagte er und wollte schon einen Rückzieher machen.
    »Warte!«, rief ich. »Gav, das ist mein Dad. Ich möchte, dass du dich mal mit ihm unterhältst.«
    Er blieb stehen und sah Dad misstrauisch an, und mir kam der Gedanke, dass er ihn wahrscheinlich mit denen von der Regierung, der Stadtverwaltung und all den anderen Verantwortlichen, die uns im Stich gelassen hatten, in einen Topf warf. Schließlich ist Dad Wissenschaftler, ein Spezialist, und er hatte es nicht geschafft, das Virus rechtzeitig in den Griff zu bekommen.
    Aber Gav vertraut mir. Jedenfalls ist er schon einmal zu mir gekommen, als er wissen wollte, was los war, und Hilfe brauchte.
    Dad erhob sich langsam und nickte ihm zu.
    »Gav«, sagte er. »Ich habe schon viel davon gehört, was du alles für unsere Stadt getan hast. Respekt!«
    »Ich versuche mein Bestes«, erwiderte Gav. Seine Schultern waren immer noch verkrampft, aber er blieb immerhin im Türrahmen stehen.
    »Es gibt eine ganze Menge Freiwillige, die jetzt schon im Krankenhaus helfen«, erklärte ich in der Annahme, je eher er meinen Plan verstand, desto besser wäre es. »Einige von ihnen würden sich bestimmt gerne alle paar Tage die Zeit nehmen, Lebensmittel in der Stadt zu verteilen.«
    »Wir können euch auch noch mehr Fahrzeuge organisieren«, sagte Dad. »So viele ihr braucht.«
    »Einfach so?«, fragte Gav ungläubig. »Ohne irgendeinen Haken an der Sache?«
    »Hier in der Klinik machen sich alle genauso große Sorgen um den Rest der Insel wie ihr«, versicherte Dad. »Der einzige Grund dafür, dass wir noch nicht mehr unternommen haben, liegt darin, dass wir einfach alle Hände voll zu tun haben. Wir bieten euch gerne jede Unterstützung an, die euch die Aufgabe erleichtert.«
    »Du und Warren, ihr würdet die ganze Aktion immer noch leiten«, versicherte ich ihm. »Du musst den Leuten einfach nur sagen, wie sie helfen können.«
    Gav kam langsam wieder zurück ins Zimmer. Sein Blick wechselte zwischen uns beiden hin und her und blieb dann bei Dad. »Stimmt das?«, fragte er. »Keiner wird hier plötzlich auf die Idee kommen, den Boss spielen zu wollen, bloß weil Sie uns ein paar Autos geliehen haben? Wir machen das schon seit Wochen – unser System funktioniert gut.«
    »Vielleicht wird man euch ab und zu ein paar gute Ratschläge geben«, antwortete Dad. »Wenn den Mitarbeitern hier im Krankenhaus auffallen sollte, dass irgendetwas effektiver gehandhabt werden könnte. Aber ehrlich gesagt, uns fehlt die Zeit, um eine so große Sache selbst in Angriff zu nehmen, auch wenn wir es wollten.«
    Sie standen sich einen Augenblick gegenüber, Gav mit zusammengepressten Lippen, während Dad ihn nur ruhig ansah. Dann verwandelte sich Gavs Gesichtsausdruck in eine etwas verlegenere Version seines typischen Lächelns. »Einverstanden«, sagte er. »Das hört sich gut an.« Und ich fing an zu grinsen.
    Wir redeten noch eine Weile weiter darüber, was man für die erkrankten Menschen tun könnte, die noch zu Hause waren, und für die Kinder, die ihre Eltern verloren hatten. Wenn wir das Virus daran hindern wollen, sich weiter auszubreiten, ist die Klinik immer noch der beste Ort für die Kranken, auch wenn sie schon jetzt überfüllt ist.
    »Mit den zusätzlichen Autos wäre es kein Problem, die Leute hierherzubringen, wenn wir sie finden«, sagte Gav.
    »Die gesunden Kinder wollen wir hier natürlich nicht haben«, beeilte ich mich zu betonen. »Aber wenn wir sie alle beisammenhätten, bräuchten wir weniger Leute, um uns um sie zu kümmern.«
    »Ich wüsste da vielleicht jemanden, der bereit wäre, ein Heim für die Waisen aufzumachen«, sagte Dad.
    Am Ende der Unterhaltung saß Gav völlig entspannt mit uns zusammen, als wäre das die normalste Sache der Welt. Dann stand er auf, nickte Dad zu und sagte: »Dann sehen wir mal zu, dass wir das Ding zum Laufen kriegen.«
    Er zögerte einen Moment und knuffte mich anschließend in die Schulter. Sein Gesicht sah aus, als wollte er sich bedanken, aber es schienen ihm die

Weitere Kostenlose Bücher