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Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben

Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben

Titel: Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Schaefer
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Jahren für post-materialistische Werte auf die Straße gingen, scheinen in den letzten Jahrzehnten Karriere und Einkommen wieder im Ansehen gestiegen zu sein. In einer 2009 durchgeführten Befragung von jungen Deutschen zwischen 18 und 35 Jahren gaben 72 Prozent an, dass es für sie erstrebenswert sei, später viel Geld zu besitzen.
    Allerdings sind auch die Stimmen lauter geworden, die an den Glücksversprechungen der Werbebotschaften zweifeln und vor den psychologischen, gesellschaftlichen, humanitären und ökologischen Gefahren der Überflussgesellschaft warnen.
    Mehr Wohlstand, mehr Zufriedenheit?
    Der Bildband Material World des amerikanischen Fotografen Peter Menzel ist eine faszinierende Dokumentation der materiellen Ungleichgewichte in dieser Welt. Das Buch zeigt dreißig statistisch durchschnittliche Familien aus dreißig Ländern, die mit ihren gesamten Besitztümern vor ihren Behausungen abgelichtet sind. Frustration über die Gier und Oberflächlichkeit der amerikanischen Konsumgesellschaft inspirierte Menzel zu diesem Projekt. Die Aktion stellte sich als schwierig heraus. Man braucht sich nur in den eigenen vier Wänden umzusehen und sich vorzustellen, wie ein Fotografenteam den gesamten Hausstand auf die Straße schafft, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie außerordentlich mutig – vielleicht auch leicht verrückt – Menzels Plan war.
    Der Aufwand hat sich gelohnt: Herausgekommen ist ein Buch mit unglaublichen Bildern. Jeder weiß, dass es sehr reiche und sehr arme Länder gibt. Doch die Fotos von Menzel machen es in einer kaum zu überbietenden Deutlichkeit klar. Die Abdullas, eine durchschnittliche Familie in Kuwait, besitzt vier Autos, darunter eine Mercedes-Limousine, während die Delfoarts in Haiti froh sein können, einen Esel mit Sattel ihr Eigen zu nennen. Das Ehepaar Ukita aus Tokyo und ihre beiden Kinder kann man inmitten des meterhohen Berges, zu dem ihr Hausstand auf der Straße aufgetürmt ist, kaum sehen. Die sechsköpfige indische Familie namens Yadav dagegen steht gut sichtbar neben ihrem Hab und Gut, das aus zwei Betten, einem Holzstuhl, einem verrosteten Fahrrad, einer Leiter, zwei religiösen Bildern sowie ein paar Körben, Schüsseln und Decken besteht. Und während die mongolische Familie Regzen in einem einfachen Zelt lebt, wie es bei der nomadischen Landbevölkerung üblich ist, residiert Familie Skeens aus Texas in einer typisch amerikanischen Vorstadt in einem großzügigen Haus, zu dem eine private Auffahrt, eine Doppelgarage und ein eigener Garten gehören.
    Eines allerdings verraten die Fotos nicht: Was geht in den Menschen vor? Ist die Familie im afrikanischen Mali, wo die Eltern jeweils hundert Stunden die Woche arbeiten müssen und dennoch nur ein paar Hundert Dollar im Jahr verdienen, wirklich so entspannt und fröhlich, wie die Gesichter der Erwachsenen und Kinder glauben machen? Warum schaut der Vater der englischen Familien ähnlich sorgenvoll wie der Vater aus Sarajevo, obwohl Ersterer in einer komfortablen Doppelhaushälfte lebt und sich ein eigenes Segelboot leisten kann, während Letzterer arbeitslos ist und Abfall als Brennmaterial sammelt. Und inwieweit trägt die Menge von Spielzeug, die man auf den Fotos der deutschen und japanischen Familien sieht, zu einer anregenden und befriedigenden Kindheit der kleinen Eigentümer bei?
    Die vermeintlich einfache Frage, ob Menschen, die viel besitzen, glücklicher als mittellose Menschen sind, hat sich in den letzten Jahren zu einer der am heißesten diskutierten Themen in der Psychologie entwickelt. Und nicht nur dort: Auch Ökonomen, Soziologen, Konsumforscher, Politologen und Demografen versuchen herauszufinden, welche Wirkung materieller Wohlstand und Wohlstandsstreben auf das Wohlbefinden von Menschen haben. Das Unterfangen hat sich als erstaunlich schwierig herausgestellt.
    1974 machte der amerikanische Volkswirt Richard Easterlin auf ein merkwürdiges Phänomen aufmerksam, das seitdem seinen Namen trägt. Wenn man einen bestimmten Zeitpunkt betrachtet, dann gilt die Gleichung: Mehr Wohlstand gleich mehr Zufriedenheit. Statisch betrachtet sind Wohlhabende im Schnitt glücklicher als arme Menschen. In den USA beispielsweise bezeichnete sich in Umfragen aus dieser Zeit nur ein Viertel der Einkommensschwächsten als sehr glücklich, während dieser Anteil unter den Reichsten fast doppelt so hoch lag. Überraschenderweise gilt der Zusammenhang aber nicht im Zeitablauf. Easterlin stellte fest, dass in den USA das

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