Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben
Nachbarn ein solches Auto kaufen können, wird ihnen allen das Gefährt nur noch durchschnittlich vorkommen.
Gewöhnung und soziale Vergleiche führen dazu, dass man sich nach dem Erwerb einer schönen Sache nach einer Weile nicht mehr glücklicher fühlt, obwohl sich die eigene Situation (im Vergleich zum Zeitpunkt vor dem Kauf) objektiv verbessert hat. Man kann sogar regelrecht unzufrieden werden. Die Forscher der bereits erwähnten Chicago-Studie beobachteten erstaunt, wie negativ manche Teilnehmer über ihre Häuser und Wohnungen sprachen. Manche beschwerten sich über den Mangel an Platz, obwohl sie über mehr als zwei Räume pro Familienmitglied verfügten. Die Vorstellungen von adäquatem Wohnkomfort, so das Fazit der Wissenschaftler, ist offenbar extrem variabel: »In unserer Kultur können Menschen mit einer Wohnsituation unzufrieden sein, die in den meisten Regionen dieser Welt als palastartig gelten würde.«
Haben, was man will
Das bringt uns zum zweiten Teil der »Glücksformel«: Glück ist zu haben, was man will. Dabei ist wiederum nicht das Haben, sondern das Wollen die interessante Größe. Die Dinge zu besitzen, die man sich wünscht, gelingt nur dann, wenn die Wünsche mit den eigenen finanziellen Möglichkeiten Schritt halten – zumindest wenn man sich auf legale Optionen beschränkt. Oder anders gesagt: Glücklich wird der, der sich nur die Dinge wünscht, die er sich auch leisten kann. Und dies ist für viele Menschen ein Problem.
Wünsche sind keine statischen Größen. Unzufriedenheit mit der momentanen Situation, aber auch steigender Wohlstand können dazu führen, dass die Ansprüche an materielle Güter im Laufe der Zeit wachsen. Das Wollen nimmt immer größere Dimensionen an. Statt der C-Klasse muss es dann die S-Klasse sein, statt einer Etagenwohnung ein Reihenhaus und schließlich ein freistehender Bungalow. Umfragen in den USA zeigen, dass die Erwartungen an ein »gutes Leben« in der Tat in Abhängigkeit vom Wohlstandsniveau variieren. Jene, die weniger als 30000 Dollar im Jahr verdienten, sagten, mit 50000 Dollar wären sie am Ziel ihrer Träume; wer dagegen auf ein Einkommen von 100000 Dollar im Jahr kam, träumte von 2500 00 Dollar, um glücklich zu sein. Und genauso steigt die Anzahl der Besitztümer, die Konsumenten für wünschenswert oder unerlässlich halten, mit der Zahl der Dinge an, die sie bereits besitzen.
Glücksforscher haben eine einfache Formel für den Zusammenhang zwischen Wünschen, Besitz und Glück aufgestellt.
Diese Relation bringt zum Ausdruck: Wenn meine Wünsche ansteigen, dann werde ich immer unglücklicher, obwohl ich das gleiche besitze wie vorher. Und selbst wenn ich immer mehr Besitztümer anhäufe, kann ich dennoch unzufriedener dabei werden, sofern meine Wünsche noch schneller wachsen als mein Besitz.
Dieses Auseinanderdriften von Wünschen und Besitz scheint auch einer der Gründe für die Unzufriedenheit materialistischer Menschen zu sein. In einer 2006 veröffentlichten Studie von Jeff Wang und Melanie Wallendorf zeigte sich, dass Materialisten ihre Wünsche gerne auf Güter richten, die jenseits ihres Budgets liegen. Schon länger weiß man, dass sie Statussymbole besonders schätzen. Wenn man materialistische Menschen nach ihren Lieblingsdingen fragt, nennen sie seltener als andere Erinnerungsfotos oder ein selbstgemaltes Bild. Sie hängen ihr Herz vielmehr an Dinge wie Designerklamotten oder Schmuck, mit denen sie ihr Ansehen zu steigern hoffen, bei denen es aber praktisch kein Preislimit nach oben gibt. Dieses Faible macht ihnen offenbar das Leben schwer. Sie kaufen immer neue und immer teurere Sachen. Doch schon beim Kauf sind sie unzufrieden, weil es noch teurere Sachen gibt, die mehr Prestige versprechen, aber für sie nicht finanzierbar sind.
Es gibt noch ein drittes Problem mit Besitztümern als Glücksspender: Sie verschlingen viel Zeit und Energie. Ein großes Ferienhaus, wie Karl Rabeder es einst besaß, will betreut und gepflegt werden. Das gleiche gilt für Autos, Gärten, Segelboote und viele andere Luxusdinge, von denen Menschen träumen. Und das Geld, um sich solche Dinge leisten zu können, muss erst einmal verdient werden. Wenn man nicht gerade erbt oder im Lotto gewinnt, bedeutet das meist: länger und härter arbeiten.
Überstunden schieben und seine Zeit mit dem Reparieren, Putzen oder Reorganisieren seines Besitzes zu verbringen, kann das Vergnügen an schönen Dingen nicht nur per se schmälern. Es hält auch von
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