Wir sollen sterben wollen Todes Helfer Ueber den Selbstmord - Warum die Mitwirkung am Suizid verboten werden muss Warum der Staat mit dem neuen Paragraphen 217 StGB die Mitwirkung am Suizid foerdern will
des Hippokratischen Eides, die jede Beteiligung an der Tötung oder Selbsttötung eines Patienten kategorisch ausschloss. 41
In der Praxis lassen sich Sterbehilfeorganisationen leicht in vermeintlich altruistisch handelnde Vereine oder Stiftungen umetikettieren, wie dies Roger Kusch mit seinem Verein Sterbehilfe Deutschland jüngst vorexerziert hat. Es ist leicht, die Absicht, Gewinne zu erzielen, durch hohe Verwaltungskosten zu verschleiern. Deshalb reicht es nicht, nur eine gewerbsmäßige Förderung des Suizids unter Strafe zu stellen. Der Gesetzgeber müsste zumindest der organisierten Beihilfe zur Selbsttötung insgesamt einen strafrechtlichen Riegel vorschieben, wie dies im Mai 2012 der 115. Deutsche Ärztetag in Nürnberg gefordert hat. 42 Denn jede Form von Suizidassistenz, die künftig im Strafrecht nicht ausdrücklich als verboten aufgeführt wäre, könnte geradezu das Privileg ihrer rechtlichen und moralischen Billigung für sich beanspruchen. Von daher wäre die geplante Regelung sogar kontraproduktiv. Die meisten Patienten, die eine Suizidbegleitung wünschen, befinden sich in einer Phase schwerer Depression, sodass der Begriff des »Freitodes« hier geradezu absurd wirkt. Bei ihnen ist es die eingeschränkte Fähigkeit zur Selbstbestimmung und gerade nicht ihre »Freiheit«, die »nahestehende Personen« dazu einlädt, ihnen beim Suizid zu »helfen«.
Sterbehilfe – Euthanasie an Depressiven
Die Neigung einer Person, sich das Leben zu nehmen, bezeichnet man im weitesten Sinne als »Suizidalität«. Diese wird definiert als die »Summe aller Denk- und Verhaltensweisen von Menschen oder Gruppen von Menschen, die in Gedanken, durch aktives Handeln, passives Unterlassen oder durch Handeln lassen den eigenen Tod anstreben beziehungsweise als mögliches Ergebnis in Kauf nehmen«. 43 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bisher noch keine einheitliche Definition von »Suizidalität« publiziert.
In extremen Situationen – zum Beispiel nach massiven persönlichen Enttäuschungen und Kränkungen, privaten und beruflichen Niederlagen, vor allem aber bei schweren und unheilbaren Krankheiten – denken nicht wenige Betroffene daran, sich selbst zu töten. Nach Angaben der EU-Kommission aus dem Jahre 2005 begehen in der Europäischen Union jährlich etwa 58 000 Personen Suizid. Dem stehen etwa 50 700 Verkehrstote und 5 350 Opfer von Gewaltverbrechen gegenüber. In Deutschland nahmen sich im Jahre 2010 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 10 021 Personen das Leben, davon waren 7 465 Männer und 2 556 Frauen. Mit steigendem Lebensalter nehmen die Suizidraten zu. Der Anteil älterer Menschen an allen Suiziden hat sich in den letzten Jahren überproportional erhöht. Aktuell sind 39 Prozent der Männer, die sich das Leben nehmen, über 60 Jahre alt, in der Gesamtbevölkerung sind dagegen nur 23,6 Prozent älter als 60 Jahre. Bei den Frauen sind 48 Prozent der Suizidentinnen über 60 Jahre alt, in der Gesamtbevölkerung nur 29 Prozent. Fast die Hälfte aller Suizide bei Frauen entfällt auf über 60-Jährige.
Seit 1980 ist die Zahl der Selbsttötungen von damals 18451 pro Jahr deutlich zurückgegangen; sie stieg aber im Jahre 2010 erstmals wieder auf über 10000 Fälle an. Als Gründe für den Rückgang gelten eine verbesserte psychiatrische Versorgung sowie eine Enttabuisierung psychischer Erkrankungen. Denn die meisten Menschen, die durch Selbsttötung aus dem Leben scheiden, dies sei ausdrücklich wiederholt, leiden unter Depressionen. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass die Anzahl der Suizidversuche international je nach Land zehn- bis fünfzehnmal höher liegt. Die Suizidrate ist jedoch deutlich geschlechtsabhängig. Weltweit liegt sie bei Männern höher als bei Frauen, meist ist sie mehr als doppelt so hoch. Die Suizidrate ist auch altersabhängig, allerdings variiert diese Abhängigkeit nach kulturellem und sozialem Kontext. Dass besonders in Deutschland die Suizidrate ab dem 60. Lebensjahr signifikant ansteigt, haben auch Forschungen der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) ergeben. 44
Bei den psychischen Erkrankungen, in deren Zusammenhang die Neigung zur Selbsttötung, insbesondere aber der vollendete Suizid zu beobachten ist, handelt es sich vor allem um die klinische Depression und um weitere psychiatrische Krankheitszustände, die mit einer depressiven Symptomatik einhergehen. Hierzu zählen Schizophrenie, Angststörungen,
Weitere Kostenlose Bücher