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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Menschlichkeit weiter geachtet.
    Und trotzdem: Manchmal müssen »Dinge« getan werden. Weil sie eine Geschichte abschließen. Weil wir nur so unseren Frieden finden können.
    So etwas werde ich jetzt tun. Weil ich kein mitleidloses Tier auf der Straße bin. Und dann – so Gott will – werde ich nicht weggehen, sondern bleiben. Und ein gutes Leben führen.
    Paul stand auf, schob den Stuhl an den Tisch und ließ die Maschine so stehen, wie sie war. Er zog die Jacke an und schob die Luger in den Hosenbund im Rücken. Wenn Fatz recht hatte, musste er heute etwas unternehmen. Genau heute!
    Im EL-DE- Haus wollte er gerade an den Tresen des Wachlokals treten und nach Oberkommissar Ziegen fragen, als ihm Frau Jürgens entgegentrat.
    »Nanu, Peter«, sagte sie überrascht. »Wenn du zum Oberkommissar willst, der hat mit Klapproth in Ehrenfeld am Bahnhof zu tun.«
    Einen Moment stand Paul unschlüssig herum.
    »Ist noch was, Peter?«, fragte Frau Jürgens. Paul schüttelte den Kopf.
    »Wenn es dringend ist, erreichst du ihn bestimmt in Ehrenfeld.«
    »Mal sehen«, sagte Paul. »Vielleicht komme ich später noch mal. Oder morgen.«
    Er hob den Arm, grüßte mit »Heil Hitler« und eilte den Korridor hinunter.
    »Dann bis morgen«, rief ihm Frau Jürgens hinterher.
    Im Ehrenfelder Bahnhof kletterte er über die Gleise der S-Bahn. Die Bahnanlage lag erhöht auf einer Art Viadukt. Paul trat an die Brüstung der Bahnbögen und sah hinunter. Ein Eisenbahner schrie etwas zu ihm herüber und drohte mit erhobener Faust. Er war ungefähr 300 Meter entfernt, machte allerdings keine Anstalten, näher zu kommen. Von der Überführung Venloer Straße her näherte sich ein Posten mit einem Karabiner in den Händen.
    Am Aufgang zum Bahnhof parkten direkt unter ihm zwei schwarze Autos. Schräg zum Bahndamm stand der roh zusammengezimmerte Galgen. Er sah aus wie ein zu groß geratenes Schaukelgestell. Ein schweres Rundholz lag auf X-förmig zusammengenagelten Ständern. Davor, etwa in Kniehöhe, war eine Bank. Fatz hatte von der Hinrichtung der sechzehn Zwangsarbeiter erzählt. Deshalb wusste Paul, dass auf dieser Bank diejenigen stehen mussten, die hingerichtet werden sollten. Über dem Rundholz lagen Stricke. An ihrem Ende baumelte unter einem dicken Knoten eine offene Schlinge. Dahinein steckten die Henker die Köpfe der Verurteilten und legten ihnen den Strick um den Hals. Ein Urteil wurde verlesen und danach wurden sie, einer nach dem anderen, von der Bank nach vorne gestoßen. Sie fielen und wurden vom Strick ruckartig gestoppt. Dann schaukelten sie hin und her, bis sie tot waren. Wurde einem der Henker das Zappeln zu viel, klammerte er sich an die Beine und zog an ihnen. Bis das Zappeln aufhörte. Sie ließen sie hängen, bis die Zuschauer genug gesehen hatten.
    Fatz hatte vor ein paar Tagen gesagt, er wette, dass sie es so auch mit den Edelweißpiraten machen würden. Auf keinen Fall wollte Paul sich das ansehen.
    Mehrere Lkws standen an der Gleisanlage. Und viele Männer in Uniform. Das Grün der Ordnungspolizei war in der Überzahl. Etwas abseits gruppierten sich SS-Männer in schwarzen Uniformen und mit Stahlhelmen auf dem Kopf. Paul konnte selbst auf die Entfernung die grünen Abzeichen auf ihren Ärmeln erkennen. Das waren Einsatzkommandos. Dazwischen sammelten sich Neugierige. Frauen, Männer und Kinder. Unter ihnen erkannte Paul die lange, dünne Gestalt von Fatz. Er stand keine zehn Schritte von den Autos der Gestapo entfernt.
    Fatz löste sich aus der Menge der Neugierigen und betrat den Treppenaufgang zu den Gleisen. Paul sah sich um. Der Eisenbahner von eben beachtete ihn nicht mehr. Er stand einfach nur da und schaute auf das Treiben in der Straße. Der Uniformierte war langsam und lustlos näher gekommen. Er machte Handbewegungen, die Paul von der Balustrade wegscheuchen sollten. Paul tat ihm den Gefallen und ging über die Gleise zum Treppenaufgang.
    Im Tunnel kam ihm Fatz aufgeregt entgegen und hielt ihn am Ärmel. »Sie sind unterwegs«, zischte Fatz. Er war blass und schwitzte. »Die Gestapo holt sie alle auf einem Lkw. Sie werden bewacht. Nicht von der Polizei. Das macht die SS selbst. Einsatzkommandos. Du weißt, was das heißt?«
    »Ja. Dass wir nicht an sie herankommen.«
    Paul wollte nicht so auffällig mit Fatz im Tunnel stehen und schob sich an ihm vorbei. Aber Fatz hielt ihn fest und zog ihn mit sich.
    »Wie lange brauchen sie noch, bis sie hier sind?«, fragte Paul.
    »Vielleicht eine halbe Stunde.«
    »Hast

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