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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Schulterhalfter unter dem linken Arm. Das hatte er neulich gesehen. Paul hat die Luger längst in der rechten Hand. Der Daumen tastete nach dem Sicherungshebel.
    »Was habt ihr eigentlich mit Billi angestellt?« War das seine Stimme? Paul wunderte sich. Er sprach so ruhig und klar, als wollte er plaudern. Klick. Jetzt war die Waffe scharf.
    Ziegen schaute überrascht. »Billi? Wer soll das denn sein?«
    »Ein Mädchen. Hübsch. Hilfskrankenschwester. Ihr habt sie abgeholt und im EL-DE- Haus verhört. In Zelle 7 nehme ich an, eurem Folterraum. Und was habt ihr dann mit ihr gemacht?«
    »Irgendetwas an deinem Ton gefällt mir nicht, Junge.«
    »Mein Ton ist völlig in Ordnung.«
    »Also jetzt mal keine Unverschämtheiten! Wo ist denn dein Respekt vor meinem Dienstgrad?«
    »Im Arsch.« Paul hielt Ziegen die Waffe vors Gesicht.
    »Bist du irre?«, zischte Ziegen. »Damit kommst du nicht durch. Denk doch mal an deine Zukunft.«
    Zukunft? Paul glaubte, nicht richtig zu hören. Nahm der ihn nicht ernst? Das war jetzt kein Spiel mehr. Zukunft? Was wusste Paul von seiner Zukunft? Hier ging es jetzt um Ziegens Zukunft. Und wenn der nicht aufpasste, war die jetzt gleich Vergangenheit.
    »Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    »Was weiß denn ich? Kann mich kaum an die Kleine erinnern. Widerspenstig und pampig war sie. Hübsch sagst du? Na ja. Hat ihr aber nichts genutzt. Die ist jetzt wahrscheinlich im KZ , vielleicht tot, was interessiert mich das? Nimm die ...«
    »Halt’s Maul.« Paul achtete auf Ziegens rechte Hand, die an seinem Kinn lag und die Bartstoppeln kratzte. Der Mund stand offen und im Mundwinkel hatte er Spucke. Die Augen waren jetzt gefährlich eng.
    »Ich fasse es nicht. Was zum Teufel ist in dich gefahren? Mach dich nicht unglücklich, Peter.«
    Paul drückte die Pistole weiter in Ziegens Gesicht. Der verstummte. Die Hand kratzte nicht mehr am Kinn. Er senkte langsam den Kopf und ließ Paul nicht aus den Augen.
    »Peter, was soll das?« Die Stimme klang warm, nachsichtig und verständnisvoll.
    Paul spürte, dass in seinem Rücken der Lkw mit den Gefangenen ankam. Der Schatten verdunkelte das Wageninnere. Er zog gemächlich an ihnen vorbei. Paul sah aus den Augenwinkeln Klapproth hinter der Ladeklappe hocken, dann sah er den feinen Schweiß auf Ziegens Gesicht und wie sich die rechte Hand vom Kinn löste und langsam in den Mantel glitt. Er achtete jetzt nicht mehr auf den Lkw. Als Ziegen die Hand aus dem Mantel riss, drückte Paul ab. Ziegens Kopf wurde herumgerissen, knallte gegen die Frontscheibe und blieb dann auf dem Lenkrad liegen.
    Paul stieß die Tür auf und ließ sich aus dem Wagen fallen. Hinter den Lkw geduckt, drückte er sich in den Aufgang zu den Gleisen. Er lief. Hinter sich nur das schrille Kreischen der Hupe.

    FÖLS
    STAND
    ÜBER Bastian und hielt sich mit einer Hand an einer Dachstrebe fest. Mit wiegenden Hüften glich er das Schaukeln des Lkws aus. Klapproth saß auf der Pritsche und sah die Gefangenen kühl an.
    Sie hatten ihnen keine Zeit gelassen, sie aus der Zelle gezerrt, im Laufschritt über den Hof getrieben und auf den Wagen geworfen. Föls hielt seine Peitsche in der Hand. Aber er ließ sie in Ruhe. Es gab keine Schläge mehr. Das war vorbei.
    Bastian kannte die Gegend, durch die sie fuhren. Sie waren in der Nähe des Ehrenfelder Bahnhofs. Der Lkw bog scharf ab und verlangsamte das Tempo. Die Hüttenstraße. Links die Trasse der S-Bahn. Der Bahnbogen.
    Föls hob das Bein und trat ihm gegen den Oberschenkel. Seit der Nacht, als Ralle und Freddie ihn verprügelt hatten, war Föls kaum noch zu verstehen. Der Kiefer war schlecht verheilt und die Zahnprothese passte nicht richtig. Sie schob sich, wenn Föls in Rage geriet, nach vorne und hing ihm schief aus dem Mund. Föls machte Glubschaugen, drückte seine falschen Zähne mit der Zunge zurück, schmatzte dabei saugend. Beim ersten Mal hatte Bastian unwillkürlich lachen müssen und das war ihm nicht gut bekommen. Neben ihm saß Ralle. Ganz vorne, an der Ladeklappe hockte Otto. Dazwischen Martin, Adi und ein paar andere.
    »Los, aufstehen!« Wieder ein Tritt. »Soll ich euch Beine machen?«
    Bastian wälzte sich umständlich auf die Knie. Wieder hob Föls das Bein und wollte treten.
    »Lass das, Föls«, fuhr Klapproth dazwischen. »Die haben nicht mehr lange. Was soll der Blödsinn?« Klapproth sprang vom Wagen. »Na, kommt. Macht schon. Endstation.«
    Bastian spuckte aus und dann traute er seinen Ohren nicht. Eine Melodie. Auch Ralle

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