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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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lächelte. Eine Mundharmonika, die spielte: Edelweißpiraten sind treu ...
    Föls nuschelte: »Hör sich das einer an. Bringt uns doch jemand ein Ständchen. Mit Musik geht alles besser. Also ...«
    Da, ein dumpfer Knall. Kein besonders lautes Geräusch, aber schneidend und hässlich. Keine Fehlzündung. Es klang wie ein Schuss.
    Klapproth und Föls gingen sofort in Deckung. Ralle sprang voraus, über die anderen hinweg und fiel auf Klapproth. Bastian blieb dicht hinter ihm und stürzte kopfüber auf den Asphalt. Ralle begrub Klapproth unter sich. Jemand schlug die Ladeklappe des Lkws zu. Gewehre wurden entsichert und Befehle geschrien. Bastian kam auf die Beine und schlug mit aller Gewalt Föls die Faust ins Gesicht.
    Keine zehn Meter vor ihnen stand ein Auto. Keine zehn Meter! Und es war Ziegen, der mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht an der Scheibe klebte. Er hing über dem Lenkrad, die Hand mit der Pistole gegen die Frontscheibe gepresst. Ein Schatten verschwand blitzschnell im Tunnel.

Epilog
    DIE FARBE
    DER HOFFNUNG



BASTIAN
    DUCKTE
    SICH, rannte los und folgte dem Schatten. Er hetzte vorbei an Ziegens blutverschmiertem Gesicht, vorbei an dem dahinter parkenden Lkw und verschwand im Bahnhofstunnel. Er jagte die Treppe hinauf auf die Gleise. Der Schatten war verschwunden. Rechts herum, nur weg vom Geräusch der dröhnenden Stiefel. Trillerpfeifen. Hinter ihm wurden Befehle gebrüllt. Weiter, immer weiter, nur nicht umschauen. Jupp Jablonski und die eiserne Regel. Jetzt fiel sie ihm ein. Nicht zurückschauen. Niemals.
    Ein Zug raste heran. Der lang gezogene Warnton der Sirene heulte auf. Bastian sprang knapp vor der Lokomotive über die Gleise, stolperte, fiel ins Schotterbett und rappelte sich wieder auf. Hinter dem Tunnel über der Stammstraße ließ er sich die Böschung hinunterrollen und kämpfte sich durch Gestrüpp. Er musste weg von diesem Bahndamm. Wenn sie hinter ihm her waren, kamen sie über die Schienen. Im Tunnel zwang er sich, ruhig zu gehen. Die Straße machte einen scharfen Knick. Er bog ab und begann wieder zu laufen. Durch ruhige Seitenstraßen, Hauptsache weg von den Schienen.
    Die Müllabfuhr! Vor sich sah er einen Pferdewagen der Müllabfuhr. Von den Arbeitern war nichts zu sehen. Die Ladebordwand war heruntergeklappt. Bastian sah sich um. Eine Haustür stand offen. Dahinter schrappte Metall über eine Steintreppe. Einen Moment lauschte er. Da gab es nichts zu überlegen. Bastian schwang sich auf den Müllwagen und grub sich tief in den Dreck.
    War das Asche, die da langsam in seinen Mund eindrang? Er hatte den Geschmack von Verbranntem auf der Zunge und unterdrückte ein Husten. Vorsichtig tastete die Hand weiter. Er griff in etwas Feuchtes, Glitschiges, fühlte Zweige und Erde. Bastian hielt den Atem an. Etwas fiel auf ihn, es war zum Glück nicht schwer, und dann wurde die Ladeklappe wuchtig hochgeklappt.
    Pferdehufe schlugen gleichmäßig auf den Asphalt. Er lauschte und versuchte zu erkennen, wohin sie fuhren. Der Wagen bog rechts ab, dann nach links, er verlangsamte das Tempo. Er holperte, schlug härter auf, rollte wieder. Von vorne hörte er eine Männerstimme: »Brav, Blitz. Weiter!« Blitz schnaubte als Antwort. Sie bogen ab. Bastian rollte leicht zur Seite. Der Untergrund schien hier weicher, sie fuhren schon auf Feld- oder Waldboden.
    Bastian entspannte sich ein wenig, streckte seine Finger aus, bewegte seine Beine. Die Ohren offen, unter Laub und Asche begraben, lag er dort. Die Geräusche der Stadt zogen sich immer mehr zurück, als würde eine Tür behutsam zugezogen. Er musste trotzdem aufmerksam bleiben und sich vor den Männern auf dem Kutschbock hüten.
    Bastian kannte die Müllhalde vor der Stadt, wusste jetzt, wohin sie unterwegs waren. Er musste vor dem Abladeplatz abspringen und dafür den richtigen Augenblick erwischen.
    Er drehte den Kopf, öffnete die Augen und sah nichts als Dunkelheit, feuchte, ungemütliche Dunkelheit, die ihm früher oft Angst gemacht hatte. Über alles hatte sich inzwischen dichter Nebel gelegt. Es nieselte und war bitterkalt. Sie fuhren und fuhren. Kälte und Feuchtigkeit drangen ihm langsam in alle Glieder.
    Der Wagen fuhr eine Anhöhe hinauf, und Bastian musste sich an einer Querstrebe festhalten, damit er nicht hinunterrutschte.
    Jetzt hieß es aufpassen. Das war vermutlich der Hügel vor der Müllhalde. Wenn er versäumte, abzuspringen, würden die Männer ihn beim Abkippen des Mülls sofort erwischen.
    Vorsichtig zog er sich hoch.

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