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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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probiert.«
    Frericks stutzte und machte dann ein Gesicht, das Bastian verriet, wie sehr dem braven Parteisoldaten seine Worte auf die Nerven gingen. Er drehte sich um und marschierte in Richtung Lagerbüro.
    Bastian trottete gemächlich hinter ihm her. Allein die Aussicht, wieder ins Werk zu dürfen, in die Kantine zu gehen, vielleicht nach Feierabend zu duschen, erschien ihm reizvoll genug, um das Angebot Frericks’ nicht auszuschlagen. Was war schon dabei? Sie brachten ihn sogar wieder mit Jablonski zusammen. Und zusammen würden sie sich schon was einfallen lassen, um denen zu schaden. – Also sagte er Ja.
    »Gut«, antwortete Jablonski am nächsten Morgen auf Bastians Frage nach seinem Gesundheitszustand und band sich mit energischen Griffen die Arbeitsstiefel zu.
    »Jetzt brauchen sie unsere Schlosserkünste in ihrem Scheißkrieg also doch noch, bevor sie uns verheizen. Das ist jetzt unsere Gelegenheit. Die werden sich wundern.« Er grinste Bastian an. »Das ist, als hätten wir das große Los gezogen. Du bist doch dabei? Jetzt, wo deine Familie weg ist.«
    »Worauf du dich verlassen kannst.« Bastian spürte, wie sich sein Brustkorb dehnte und sich seine Muskeln anspannten.
    Endlich war es so weit.
    Am Abend in der Kneipe tat Jablonski zunächst sehr schweigsam.
    »Ich wusste es«, sagte er schließlich und schob sein volles Glas auf die Seite. »Mit Geduld und Spucke kriegen wir sie dran.«
    Bastian, der vor allem auf das Wie, das Was und Womit gespannt war, wurde ungeduldig. Jablonski sah ihn ruhig an und sagte: »Carborundum.«
    »Was soll das sein, Jupp? Ein neuer künstlicher Brotaufstrich? Kunsthonig? Oder hast du die Muckefuck-Krise gelöst?«
    »Carborundum«, flüsterte Jablonski jetzt verschwörerisch und zog Bastian am Rockaufschlag ganz nahe an sein Ohr. »Siliziumcarbit.« Er sah ihn dabei todernst an. »Das ist es.«
    »Sind das jetzt zwei Sachen, die ordentlich knallen? Oder was erzählst du mir da?«
    »Nee, nee. Das ist ein und dasselbe. Das ist Gift für Motoren. Ich kippe es in das Motorenöl. Hab ich mir genau überlegt. Ich hatte ja Zeit. Und genau so was plane ich schon lange. Eigentlich hatte ich vor, in die Montagehallen einzubrechen. Dass sie uns jetzt die Lkws direkt vor die Nase stellen, konnte ich zuerst kaum glauben. Wir warten bis zur Verladung. Wir zurren die Laster fest und werfen Planen darüber. Darauf kommt es an. Ich habe das schon mal gemacht. Das läuft immer so. Das ist dann der richtige Zeitpunkt. Der Werkschutz guckt dann nicht mehr genau hin. Die haben sich den ganzen Tag die Beine in den Bauch gestanden. Ich kippe das Zeug ins Öl und fertig.«
    »Wie, fertig? Was macht das Zeug?«
    »Das ist ein Schleifmittel. Extrem hart und fein. Der Motor läuft eine Weile und dann überhitzt er. Die Pleuelstangen fressen sich fest und dann fliegen ihnen die Zylinderkopfdichtungen um die Ohren. Danach ist Sense. Der Kolbenfresser: ein Klassiker! Die kommen nicht mal in die Nähe der Front, und die ganze schöne Arbeit, der lange Transport, alles für die Katz. Todsichere Sache.«
    »Und dieses Carborundum hast du bei dir zu Hause im Keller?«
    »So ungefähr. Also nicht hier in Nippes. Aber in Solingen. Da komm ich ja her. Du weißt doch? Solingen. Die Stadt der Messer.«
    »Ich verstehe nur Bahnhof.«
    »Messer! Schleifmittel! Mensch, Bastian, manchmal bist du echt langsam.«
    »Was soll ich dabei tun?«
    »’ne Menge, Bastian. Ich bringe also das Zeug hier nach Köln und dann müssen wir es nach Deutz in die Verladehalle schmuggeln. Es muss dort sein, bevor wir mit dem Verladen anfangen. Alles eine Frage der Organisation und des richtigen Zeitpunkts. Wir müssen damit rechnen, dass der Werkschutz uns filzt.«
    »Das kriegen wir ja wohl noch hin.« Bastian war ganz bei der Sache.
    »Ja. Und dann musst du Wache halten, wenn ich das Zeug in die Motoren kippe. Zwanzig Lkws, dachte ich, machen wir platt. Vielleicht schaffen wir aber auch mehr. Wollen mal sehen, wie weit wir kommen. Aber erst mal Prost und Maul halten.«
    Bastian räusperte sich.
    »Was ist, wenn es schiefgeht, Jupp. Wenn sie einen von uns erwischen?«
    »Das hört sich vielleicht etwas hart an, Bastian, aber dann muss es jeder für sich versuchen. Mich kriegen die Nazis nicht. Also. Wenn es schiefgeht, kümmerst du dich nicht um mich. Du denkst an dich und nur an dich.«
    Zack, dachte Bastian und kniff unwillkürlich die Lippen zusammen. Es war, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen. Als die

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