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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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gab Bastian immer einen Stich. Aber das Leben ging weiter.
    In ihrer Wohnung in der Landmannstraße war inzwischen eine ausgebombte Familie einquartiert. Bastian hatte mit Paul und den anderen gerade noch die Möbel ausräumen und in der Gärtnerei unterstellen können.
    Bastian hauste seitdem in Ellis kleiner Kammer und wurde als Eindringling betrachtet. Der Mann arbeitete als Buchhalter in einem kriegswichtigen Betrieb und trug eine Hakenkreuzbinde über dem Mantelärmel. Zwei- oder dreimal hatte er den Versuch gemacht, Bastian ein Bier und ein Gespräch aufzudrängen. Er hatte das sehr höflich und bestimmt abgelehnt, während der Buchhalter am Küchentisch saß und seine Frau vom Endsieg schwärmte. Der Mann war nichts weiter als ein lästiger Schwätzer, ein fieser Charakter, vor dem er sich in Acht nehmen musste.
    Seit Bastians Familie in Sicherheit war und er ganz offiziell von Paul »bespitzelt« wurde, musste er den Kontakt zu den Edelweißpiraten nicht mehr meiden. Sie schoben gemeinsam Kohldampf und schrieben Flugblätter. Ihr »Feierabendwiderstand«, wie Bastian mit einer Spur Verachtung sagte. Dafür hatte er sich einen strafenden Blick von Franzi eingefangen, die mit Fatz am Tisch über einer Partie Mensch ärgere dich nicht gesessen hatte.
    Aber Bastian war es ernst. Er hatte gedacht, jetzt richtig loszulegen. Und sich dabei erst mal auf Jupp Jablonski verlassen. Aber der war plötzlich weg. Seit ein paar Tagen kam er nicht zur Arbeit. Der Vorarbeiter fluchte, als Bastian die Sprache auf Jupp brachte. Das sei ein fauler Sack, schimpfte der. Krankfeiern sei das Einzige, was Jablonski wirklich gut könne.
    Ab und zu schmiss Bastian jetzt eine Kiste mehr in den Rhein und sah zu, wie sie blubbernd in der trüben Flut versank. Er war wütend und wusste nicht mal richtig, worauf.
    »Frei. Du pennst ja mit offenen Augen.« Die Stimme seines Vorarbeiters.
    Langsam drehte sich Bastian um. Das gibt es doch nicht, dachte er. Der graue Kittel war nicht alleine. Er hatte Frericks mitgebracht.
    »Heil Hitler«, sagte Frericks und hob den Arm. Bastian behielt die Hände in den Hosentaschen und zog die Nase hoch. Er konnte förmlich riechen, wie Frericks auf Touren kam und gleich fuchsteufelswild werden würde. Aber das war das Schöne am Osteinsatz. Er hatte vor Frericks keine Angst mehr, ganz einfach, weil es nichts mehr gab, womit der ihm über Osteinsatz hinaus noch drohen konnte. Bastian sammelte Spucke im Mund und sah Frericks an.
    »Haben Sie sich meinetwegen so fein gemacht?«, fragte Bastian und seine Augen hingen an Frericks’ glänzender Uniform.
    »Halt bloß die Schnauze.« Frericks’ Stimme bebte. »Du hast also noch nichts dazugelernt?« Er kämpfte mit sich, versuchte, seine Stimme in den Griff zu bekommen, und klang plötzlich wieder freundlich.
    »Hör zu, Frei. Ich will nicht lange drum herumreden. Wir stecken wegen eines kriegswichtigen Auftrags in enormen Schwierigkeiten und da kam dem Betriebsobmann die Idee, ob wir dir nicht eine Möglichkeit zur Bewährung geben sollten. Du weißt ja. Eine Hand wäscht die andere.«
    Frericks schien auf eine Antwort zu warten. Vielleicht erwartete er, dass Bastian ihm sofort um den Hals fiel.
    »Wo ist denn dieser andere?«, fragte Frericks den Vorarbeiter. »Dieser Jacubowsky oder wie der hieß.«
    »Jupp Jablonski«, half ihm der Vorarbeiter. »Der ist krank. Ich glaube, Gelbsucht oder so was.«
    »Also das geht nicht. Sehen Sie zu, dass Sie den Mann hierherkriegen. Tot oder lebendig. Der hat hier anzutreten.«
    Der Vorarbeiter eilte mit wehendem Kittel in sein Büro.
    Frericks musterte Bastian. »Also was ist, Frei? Können wir mit dir rechnen oder verschwenden wir hier unsere Zeit?«
    »Ich kann also ins Werk zurück?«
    »Ja, wenn auch nur vorübergehend. Ich will dir da nichts vormachen.«
    »Sie scheinen in wirklichen Schwierigkeiten zu stecken.« Bastian verkniff sich ein Grinsen.
    »Wir haben Lkws der Wehrmacht hier. 120 Stück. Typ Ford BB, zweiachsig, 4,5 Tonnen. Wir haben die Motoren generalüberholt. Die müssen in zwei Wochen mit dem Zug raus. Wir sind im Rückstand. Da sind noch Schweißarbeiten zu machen. Das Verladen machen wir in den Messehallen in Deutz. Der Werkschutz fährt die Lkws dorthin und ihr habt drei Tage. Also? Ich frage nicht noch einmal.«
    »Was springt für mich dabei raus?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht lasse ich dich nicht erschießen. Vorläufig. Wäre das ein Anfang?«
    »Na ja, alles andere haben Sie ja schon

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