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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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besten Willen nicht, wie er das bei Osteinsatz schaffen sollte. Kein Meister, der ihn ausbildete, kein Unterricht. Keine Werkbank, kein Werkzeug. Nichts. Mahlmann ließ ihn im Osteinsatz verschimmeln. Jablonski hatte sich angeboten, sonntags mit ihm zu büffeln. Aber nur unter der Bedingung, dass er den Nazis nicht in den Hintern kröche. Auch nicht wegen der Prüfung.
    Bastian hatte nur die Augenbrauen hochgezogen.
    Er strampelte weiter. Verflixt. Hätte, hätte, Fahrradkette. Schon zum zweiten Mal war ihm dieses Miststück abgesprungen. Er hätte vor Wut heulen können. Aber worüber regte er sich eigentlich auf?
    Er lehnte sein Fahrrad an den Zaun des Trierer Kalkwerkes. Das Werkstor an der Verladehalle von Ford war zwar schon in Sichtweite, aber noch weit genug. Er bückte sich und stellte das Rad auf den Sattel. Mit klammen Fingern versuchte er, die Kette auf den Zahnkranz zu ziehen. Sie hatte sich zwischen Kranz und Kettenstrebe festgefressen. Öl könnte auch nicht schaden, dachte er, gerade als in seinem Rücken drei schwarze Opel vorbeischossen. Dreck spritzte hoch und Rollsplitt knirschte.
    Aus den Augenwinkeln glaubte Bastian das Gesicht Klapproths erkannt zu haben. Dunkle Opel auf dem Weg zu Ford, Männer mit Hüten, vielleicht auch noch Föls und Klapproth? Er sah ihnen nach. Sie fuhren in vollem Tempo durch das offene Werkstor. Zwei Opel jagten in Richtung Halle. Mehr konnte Bastian nicht sehen. Aber das hatte was zu bedeuten. Das Erste, was er dachte, war: Ärger mit den Zwangsarbeitern.
    Der zweite Gedanke schoss ihm fast gleichzeitig durch den Kopf. Er bestand aus drei Worten: Sabotage, Jablonski, Frei. In seinem Kopf brannte es. Sein Herz klopfte sofort so heftig, dass ihm der Atem stockte. Er durfte hier nicht stehen bleiben und warten. Er musste weg. Sofort.
    Nein. Nein. Er musste ins Werk. Er musste wissen, was los war. Aber nicht durch das Werkstor, in dem jetzt einer der Gestapo- Opel quer stand, mit offenen Türen und den Schlapphüten wie Wachhunde auf den Sitzen. Sprungbereit und die Halle im Blick.
    Er überlegte. Wenn er über die Mauer kletterte, danach quer über das Gelände des Kalkwerkes rennen könnte und dann wieder über die Mauer auf die Henry-Ford-Straße, dann könnte er durch ein anderes Werkstor hinein.
    Aber zuerst musste die Kette aufgezogen werden. Und zuallererst musste er sich beruhigen. Dann ging es los.
    Bastian kam am anderen Tor an, hob grüßend die Hand und versuchte, schnell an dem Werkschutzmann vorbeizukommen. Er kannte ihn vom Sehen, vielleicht aus der Kantine. Man lief sich über den Weg und grüßte. Ein freundlicher, älterer ehemaliger Schlosser mit Knollennase und Lachfalten um die Augen.
    Bastian war fast erleichtert, denn er war erst mal im Werk. Dann würde sich alles andere finden. Schließlich kannte er hier jeden Winkel.
    »Moment!« Es war eine freundliche Stimme, die ihn ansprach, und eine eisenharte Schlosserhand, die ihn am Kragen packte, vom Tor wegriss und in die Wachbaracke schob.
    Und dann ging alles ganz schnell. Eine Tür flog auf und Bastian wurde in einen dunklen, engen Raum gestoßen. Er stemmte sich gegen den Arm des Mannes, der ihn unbarmherzig krallte. Er wollte noch schreien.
    »Schnauze!« Eine Hand schlug ihm ins Gesicht. Bastian hob die Arme, versuchte, sein Gesicht zu schützen. Eine Faust boxte gegen seine Brust. Er stolperte rückwärts gegen einen Blechschrank. Ein hartes, spitzes Stück Metall bohrte sich in seinen Rücken.
    »Rühr dich nicht vom Fleck!«, sagte die Stimme ruhig und beherrscht. Sie war immer noch freundlich bestimmt und stand in krassem Gegensatz zu den Attacken, die die Faust gefahren hatte.
    Bastians Wange tat weh. Blut lief warm aus der Nase und Tränen schossen ihm in die Augen. Der Mann schlug die Tür zu. Ein Schlüssel drehte sich. Bastian versuchte, auf die Beine zu kommen. Der Raum war fensterlos und winzig. Er stolperte über Gerümpel, stieß sich die Stirn an einer Wand. Vorsichtig setzte er sich auf eine Kiste.
    Was sollte das? Bastian tastete mit Daumen und Zeigefinger über seinen Nasenrücken und zuckte zusammen. Ein Schmerz durchfuhr ihn, sein Kopf dröhnte. Der Kerl hatte ihm die Nase gebrochen.
    Der Schlüssel drehte sich. Bastian ging sofort in Deckung. Die Tür wurde aufgestoßen. Die wuchtige Figur des Mannes füllte beinahe die Türöffnung aus. Er machte Licht.
    Der Mund unter der Knollennase verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Zeig her«, sagte er und trat nahe heran. Er sah

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