Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
Vom Netzwerk:
wirkte etwas durch den Wind, wenn ich das so sagen darf.«
    »Ach mach dir um den keine Sorgen, Ekkehart.«
    »Außerdem, Ines und ich sind auch mal froh, wenn wir Zeit für uns haben.«
    »Dafür haben wir schließlich geheiratet.«
    »Das finde ich schön. Wenn man bedenkt, dass in vielen anderen Kulturkreisen immer noch Zweckehen geschlossen werden.«
    »Wirklich verwerflich so was.«
     
    * * *
     
    Ich habe nach langem Ringen mit mir beschlossen, dass ich doch noch nicht zu müde bin, um mir die Zähne zu putzen. Durch die offene Badezimmertür höre ich Ines telefonieren. Immer wenn es interessant wird, unterbreche ich die Bürsterei, damit ich besser höre.
    »Nein, Bernd…
    Ach, was für ein Quatsch!
    Nein, nein…
    Wo du überall versteckte Andeutungen vermutest…
    Nur weil er gesagt hat, meine Eltern haben sich beim Kegeln kennengelernt, heißt das noch lange nicht, dass er…
    Nein…
    Du bist völlig paranoid…
    Nein, wir landen nicht im Knast…
    Wie meinst du das, wo ist Lukas jetzt …?
    Wenn es dich so interessiert: IM BAD! Er putzt sich die Zähne und hat eine gestreifte Schlafanzughose an und die Brille…
    Woher ich das weiß? Weil ich Augen im Kopf habe und…
    Eine Beim-Zähneputzen-Tür-zumach-Pflicht hat es hier noch nie gegeben…
    LEG DICH JETZT HIN! TSCHÜSS!!!«
    Ich hätte nie gedacht, wie angenehm es sich anhören kann, wenn jemand das Telefon mit aller Kraft auf die Basisstation knallt. Ines geht anschließend eine Runde im Kreis, bleibt dann vor der Wand stehen, überlegt kurz, ob sie ihren Kopf dagegen donnern soll, entscheidet sich dann anders und verschwindet in ihr Zimmer.
    »NACHT!!!«
    Auch das klang irgendwie angenehm.
     
    * * *
     
    »Entschuldigung, könnten Sie mir vielleicht weiterhelfen? Ich suche Unterhosen für mich, die so richtig schön warm… Oh nein, vergessen Sie es. Bin schon wieder weg.«
    »He, jetzt warten Sie doch.«
    »Nein, nein, wirklich, ich habs mir überlegt, ich brauch gar keine warmen Unterhosen!«
    »Natürlich brauchen Sie warme Unterhosen, das sehe ich Ihnen doch an. Und heute Morgen waren es fast null Grad. Kommen Sie, ich zeige Ihnen welche.«
    »Aber nur, wenn Sie mir versprechen, dass Sie mir diesmal keinen Jazz-Vortrag halten und dass ich vor sechs hier wieder rauskann.«
    »Versprochen.«
    »Ich schrei sonst um Hilfe.«
    »Vertrauen Sie mir.«
    Es gäbe ja jetzt viele Möglichkeiten. Ich könnte ihm vorführen, welche warmen Unterhosen am besten als Mütze geeignet sind, ich könnte meine Hose herunterlassen, um ihm zu beweisen, dass ich, wenn ich behaupte »Die trage ich selber«, nicht gelogen habe, oder ich könnte ganz fies mein Versprechen brechen und Mutmaßungen darüber anstellen, welcher Jazzmusiker zu welcher Wäschemode neigte (ein Feld, das noch nie richtig erforscht wurde), aber nein, heute will ich nichts anderes sein als ein perfekter Karstadt-Unterhosenverkäufer. Es dauert keine zehn Minuten, und mein Kunde geht glücklich lächelnd mit acht Jockey Platinum Cotton ohne Eingriff zur Kasse. Er ist nicht nur froh, weil er seinen Einkauf erledigt hat, nein, ich habe tief in sein Herz die Überzeugung eingesät, dass dieser Kauf der Start zu einem neuen angenehmeren Leben für ihn ist, praktisch ein Verkaufsgespräch wie aus dem Lehrbuch.
    Warum will ich heute nicht gekündigt werden?… Da, schon wieder. Ich ertappe mich dabei, wie ich ein paar in Unordnung geratene Edelschlüpfer in Papp-Verpackungen neu ordne. Und das einfach nur, weil ich möchte, dass das Regal gut aussieht. Wenn ich so weitermache, werde ich noch Verkäufer des Quartals. Was ist mit mir los? Hm, das Calvin-Klein-Display steht ja auch völlig schief in der Landschaft… Schon wieder.
    Also, wenn ich ganz ehrlich bin, irgendwie stelle ich mir die ganze Zeit vor, ich wäre ein Familienvater, der weiß, dass seine Frau und seine Kinder dringend darauf angewiesen sind, dass er Geld mit nach Hause bringt. Aber welche Kinder? Welche Frau? Kann man so voreilig sein? Nur weil Ines gestern mit Bernd am Telefon gestritten hat?
    Na ja, eins kann mir auf jeden Fall keiner nehmen: Heute Abend ist schon wieder Tangokurs. Ich werde sie im Arm halten und sie mit den neuen Schritten, die ich heimlich geübt habe, betören. Das wird…
    »Kann ich das hier mal anprobieren?«
    »Aber meine Dame, wollen Sie wirklich einen Herren-String-Tanga… Oh, Vanessa.«
    »Hihi!«
    Also wirklich.
    »Was machst du in der Karstadt-Herrenunterwäsche-Abteilung?«
    »Kam nur eben zufällig

Weitere Kostenlose Bücher