Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
die Musik aus allen Musikrichtungen zusammengestellt. Alles sah gepflegt und seriös aus.
„Gehst du hier öfter hin?“, erkundigte sich Gero, während er sich gründlich umsah. Dass es solche anständigen Discotheken in der Stadt gab, hätte er nicht für möglich gehalten.
„Manchmal. Mit meiner Schwester oder Freunden.“ Neal lehnte sich über die Theke und bestellte zwei Bacardi -Cola.
„Alkohol?“ Geros Augen weiteten sich.
„Willst du Brause?“ Es klang, als wolle sich Neal über ihn lustig machen, somit winkte Gero sofort ab. „Nee, ist schon okay.“
Zaghaft nahm er einen Schluck aus dem Glas, dann ließ er sich von Neal auf die Tanzfläche ziehen. Nach einiger Zeit hatte er auch keine Hemmungen mehr, sich frei zu bewegen und zu tanzen.
Erschöpft ließ sich Gero schließlich wieder auf einem der Barhocker nieder.
„Ich brauche dringend eine Pause.“
Neal nickte. „Noch einen Drink?“
„Gerne!“ Gero lächelte, dann erhob er sich wieder. „Du entschuldigst mich kurz?“ Er verschwand in Richtung Herren-WCs.
Neal bestellte währenddessen noch zwei Getränke, als ihn plötzlich jemand von der Seite ansprach.
„Mensch, dich habe ich ja lange nicht gesehen!“ Neben ihm stand Carsten - ein Jugendfreund, dem Neal tatsächlich schon seit Jahren nicht mehr begegnet war.
„Ich habe gehört, du hast richtig Karriere gemacht. Glückwunsch!“
Neal nickte dankend. „Du wohnst also immer noch hier? Was machst du?“
„Ich arbeite in einer Kanzlei und nebenbei büffle ich für meine Doktorarbeit.“ Carsten rümpfte die Nase. Er sah längst nicht mehr so unbeschwingt aus wie früher. Erste Fältchen zierten sein Gesicht, und sein blondes Haar war dünner geworden. Er war ordentlich, mit Hemd, Sakko und dunkler Jeans gekleidet. Man konnte ihm ohne weiteres den Rechtsanwalt abnehmen. Doch seine penetrante Neugier von damals existierte noch immer.
„Was machen die Männer?“, fragte er. Mit einem Auge zwinkerte er Neal zu.
„Nichts.“ Neal seufzte. „Tote Hose.“
„Ach, das kannst du mir doch nicht erzählen!“ Carsten grinste über das ganze Gesicht. „Hast du etwa unsere wilden Zeiten vergessen? Unsere Wetten, wer den besten Typen abschleppt?“
Neal winkte sofort ab. An diese verrückte Vergangenheit wollte er gar nicht mehr denken.
„Lass mich damit bloß in Frieden. Ich bin Familienvater. Ich mache so etwas nicht mehr.“
„Ach, du treibst es also immer noch mit deiner Schwester?“ Carsten schmunzelte. „Du bist und bleibst pervers. Aber das mag ich so an dir.“ Sein Gesicht wurde nachdenklich. „Wollen wir uns nicht mal wieder treffen?“
Neal verdrehte die Augen. Dass Carsten ihn derart belagerte, stimmte ihn sichtlich unzufrieden. Er hatte einfach keine Lust, die alte Freundschaft von damals aufzufrischen.
„Lass mich heute einfach in Ruhe, okay?“
Am Ende der Tanzfläche erschien Gero wieder. Neal wurde unruhig. Auch Carsten hatte Gero erblickt und seine Visage verzog sich abwertend.
„Du und keine Männer ... Denkst du, ich habe den Typen an deiner Seite nicht gesehen?“
Er wandte sich schwerfällig ab. „Na, dann noch viel Spaß!“
Neal atmete auf. Er wollte unbedingt verhindern, dass Gero etwas von dem Gespräch mitbekam. Und jener machte auch nicht den Eindruck, als hätte er Carsten gesehen. Fragend sah er auf die vollen Gläser, die auf dem Tisch standen.
„Was ist das lustiges?“
„Campari Orange!“, erklärte Neal. Sorgfältig verfolgte er, wie Gero das Getränk probierte und daraufhin das Gesicht verzerrte. „Willst du mich vergiften?“
Neal sah in wunderschöne grün-blaue Augen - schien in ihnen zu versinken. Seine Antwort kam regelrecht abwesend über seine Lippen. „Das würde ich niemals wagen ...“
Sie tanzten noch eine ganze Weile, bis die Disco sich allmählich leerte. Schließlich gingen auch sie. Lachend verließen sie das „Angel’s“. Draußen funkelten Sterne. Eine angenehm frische Luft herrschte. Still schlenderten sie nebeneinander her.
„Ich brauche noch einen Kaffee“, äußerte sich Neal schließlich, „sonst kann ich unmöglich Auto fahren.“
„Oh.“ Gero kicherte. Dass er Alkohol nicht gewohnt war, merkte man ihm deutlich an. „Wo willst du denn jetzt noch hin?“
„Abwarten.“
Nach ein paar Minuten machten sie vor einer kleinen Bar halt. Neal verschwand im Eingang, so dass Gero erneut keine andere Wahl blieb, als zu folgen. Innen war die Bar mit Plüsch verkleidet. Die
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