Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
samtigen Sessel und Sofa verliehen dem Etablissement etwas Gemütliches. Das Licht war gedämpft.
Auffällig viele Männer waren hier. Neal bestellte zwei Kaffee, die auch recht zügig an ihren Tisch gebracht wurden. „Das geht auf Kosten des Hauses, Herr Anderson“, sagte der Kellner. Neal bedankte sich und winkte dann dem Mann hinter dem Tresen zu.
„Du scheinst die ganze Stadt zu kennen“, stellte Gero fest. Dann sah er sich neugierig um. Viele Männer in der Bar waren geschminkt. Einige tanzten zusammen auf der Tanzfläche. Unsicher deutete Gero auf die kleine Bühne, die jedoch unbeleuchtet war.
„Da kommt doch jetzt nicht noch Striptease oder so?“ Deutlich schwang eine Verunsicherung in seiner Stimme mit.
„Um diese Uhrzeit findet keine Show mehr statt, keine Angst!“
Neals Stimme war dagegen ruhig. Vielleicht hätte er den Jungen doch nicht hierher bringen sollen?
„Ist das hier eine Schwulenbar?“ Gero bekam diese Worte kaum über die Lippen, doch seine Vermutung bestätigte sich, als Neal nickte.
„Kann man sagen, ja.“
Gero blickte wieder auf die Tanzfläche. Gleich fragte er, ob ich schwul bin, durchschoss es Neals Gehirn, doch Gero schwieg. Überhaupt schien er ziemlich naiv, was diese Sache anging. Als ahnte er wirklich in keiner Weise, was Neal eigentlich von ihm wollte.
„Sollen wir lieber woanders hingehen?“, erkundigte sich der folglich.
„Nein, ist schon in Ordnung.“ Gero lächelte verschämt. „Es ist nur ... Ich habe so etwas noch nie gesehen, weißt du?“
Neal nickte und verspürte irgendwie Mitleid. Offensichtlich hatte er seine neue Bekanntschaft ordentlich verunsichert.
Aber schon bald schien sich Gero damit abgefunden zu haben und wurde wieder gesprächiger. Sie unterhielten sich über alles Mögliche, nur das Thema Homosexualität wurde ausgeklammert. Als Gero das erste Mal gähnte, sah Neal auf die Uhr. Es war fast vier Uhr in der Frühe.
„Ich glaube, wir schließen die Runde für heute, was?“
Gero stimmte zu. Sie verließen die Bar.
Auf dem Rückweg sprachen sie fast kein Wort. Zu anstrengend waren die letzten Stunden für Gero gewesen, und dennoch war er erleichtert, dass der Abend so unverhofft gut verlaufen war.
Mit quietschenden Reifen hielt Neal vor dem Haus der Steinerts. Sie stiegen aus.
„Danke, dass du mich zurück gefahren hast“, sagte Gero.
„Kein Problem“, antwortete Neal. Er kam mit, bis zur Haustür. Dort machten sie Halt.
„Hat dir denn der Abend gefallen?“
Gero nickte. „Hab mich lange nicht mehr so amüsiert.“
„Das war auch Sinn der Sache.“ Neal lächelte. Eine Haarsträhne fiel ihm seitlich in das Gesicht. „Also, dann“, fuhr er fort, „schlaf gut.“
Sie sahen sich an.
Und schließlich kam Neal auf Gero zu und stand plötzlich ganz nah vor ihm. Seine Hände fassten an Geros Hüften und wanderten dann langsam höher. Er fühlte Geros Rippen, seine angespannten Muskeln, seine Brust und wie Gero bei diesen Berührungen regelrecht zusammen zuckte und die Augen schloss. Dann kam Neals Gesicht näher. Zaghaft küsste er Gero auf die Wange.
Dann ließ er von ihm ab. Er ging zurück zum Auto. Gero blieb hingegen wie versteinert stehen. Erst, als Neal am Auto angelangt war, riss er die Augen wieder auf und kam hinterher gerannt.
„Halt! Warte! Wann sehen wir uns denn wieder?“, rief er, doch der Motor war schon längst angesprungen, und der Wagen fuhr davon. Gero blieb an der Gartenpforte stehen. Sein Herz pulsierte wild. Vorsichtig hob er die Hand, um damit seine Wange zu berühren.
„Er hat mich geküsst“, sagte er leise. „Er hat mich einfach geküsst.“
Kapitel 3
Gero lag im Bett. Stundenlang hatte er nun schon an die Decke gestarrt. Geschlafen hatte er so gut wie gar nicht. Er sah sich erst um, als seine Mutter ins Zimmer trat.
„Möchtest du zum Frühstück kommen?“
Gero nickte. „Ich komme sofort.“
Seine Stimme klang schwach. Unentwegt musste er an den gestrigen Abend denken. Was war da bloß passiert?
Am Frühstückstisch machte er erst recht kein glückliches Gesicht.
„War es nicht gut gestern?“, erkundigte sich sein Vater.
„Doch.“ Gero bekam kaum die Zähne auseinander. Am liebsten hätte er sich über den gestrigen Abend ausgeschwiegen. „Nur etwas wenig Schlaf.“
„Ist ja auch ordentlich spät geworden.“ Sein Vater lachte, woraufhin Gero erschrocken aufsah.
„Seid ihr etwa wach geworden, als ich wieder gekommen bin?“
Seine Mutter zuckte mit den
Weitere Kostenlose Bücher