Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
Seine Augen waren weit aufgerissen. Sie starrten Neal an.
„Ist gut“, flüsterte der beruhigend. Seine Finger fuhren über Geros Wangenknochen, die ihm sein wundervolles Aussehen verliehen, fast etwas Feminines in sein Gesicht zauberten.
„Hat dir schon mal jemand gesagt wie schön du bist?“, fragte Neal.
„Nein.“ Gero bekam kein weiteres Wort mehr heraus. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Dann strich Neal über seine Stirn und über sein Haar.
Gero erschauderte. Sein ganzer Körper fing an zu kribbeln. Er schloss die Augen. Er konnte Neal einfach nicht mehr ansehen, so sehr schämte er sich. Und plötzlich spürte er warme weiche Lippen auf seinem Mund. Neal hatte ihn geküsst.
„Gefiel dir das?“, wollte Neal wissen, wobei er erneut Geros Gesicht streichelte.
„Ja.“ Geros Augen öffneten sich nun zaghaft. Er sah Neal ganz dicht vor sich, sah in seine blauen Augen, die ihn zu hypnotisieren schienen. Sein dunkles Haar hing ihm seitlich ins Gesicht. Gero fühlte sich hilflos und unsicher, doch in den Armen dieses Mannes auch geborgen. Er wusste nicht wie ihm geschah, als sich Neal erneut über ihn beugte und küsste. Aber diesmal war es anders. Er öffnete leicht den Mund und spürte, wie Neals Zunge Einlass fand. Es war ein ungewohntes Gefühl, welches Gero zuvor noch nie erlebt hatte, trotzdem konnte er schon nach wenigen Sekunden den innigen Kuss erwidern. Ihre Zungen kreisten genießend umeinander herum.
Neal spürte die Furcht und Unerfahrenheit von Gero. Und gerade das machte ihn an. Doch die Vernunft holte ihn zurück in die Wirklichkeit. Hätte er Gero weiter geküsst, hätte er wohl die Grenzen überschritten.
Schweren Herzens richtete er sich wieder auf. Abwesend strich er durch sein Haar.
„Ich glaube, wir sollten langsam zurückgehen. Es wird schon dunkel.“
„Ja, du hast recht.“ Gero stand auf und klopfte das Gras von seiner Hose. Er war völlig verwirrt. In seinem Gehirn herrschte ein großes Durcheinander. Stillschweigend gingen sie zurück zum Auto.
Als Neal vor dem Haus der Steinerts hielt, wusste auch er nicht, was am Besten zu sagen war.
„Also, bis dann ...“, kam Gero ihm zuvor.
„Ja, bis dann!“ Beide sahen sich nochmals an. Wie gerne hätte Neal sich intensiver von Gero verabschiedet, doch dessen Mutter stand sicher wieder am Fenster. Und er wollte seine neue Bekanntschaft nicht gleich in Schwierigkeiten bringen. Ohne ein weiteres Wort ging Gero in das Haus zurück, drehte sich noch mal um und sah die Rücklichter des Autos in der Dunkelheit verschwinden
Am nächsten Tag klingelte bei Neal das Telefon. Sein Butler nahm ab. „Mister Anderson, da ist ein Gero Steinert am Apparat.“
„Ich bin nicht da! Sagen Sie das bitte“, entgegnete Neal, obwohl es ihm innerlich im Herzen weh tat.
„Und wie lange wirst du ihn diesmal warten lassen?“, fragte Francis.
„Ich weiß noch nicht.“ Neal überlegte.
„Ich verstehe dich nicht. Fällt es dir denn gar nicht schwer, ihn nicht zu sehen?“
„Und ob!“ Neal machte ein ernstes Gesicht, dann fuhr er fort: „Es macht mich sogar wahnsinnig.“
„Aber warum verhältst du dich denn so? Sei doch froh, dass ihr zueinander gefunden habt. Genieße die Zeit. Ich weiß nicht, warum du dich so quälen musst. Und ihn erst!“
„Ja, genau das ist es“, sagte Neal. „Die Zeit genießen. Welche Zeit? Wie lange wird diese Zeit sein? Ein paar Wochen? Monate?“ Er schüttelte den Kopf.
„Nein“, sagte er weiter, „ich will Gero nicht so schnell wieder verlieren, verstehst du? Und wenn ich ihn jetzt ein bisschen zappeln lasse, dann merkt er vielleicht ganz genau, was ich ihm bedeute. Er wird mich dann nicht so schnell fallen lassen.“
Eine gewisse Anspannung lag in Neals Stimme, und seine Augen zeigten unterschwellige Furcht. Für was er derzeit kämpfte, wollte er tatsächlich nicht so schnell wieder verlieren. Er verkrampfte sich. Ungewollt musste er an seine schlechten Erfahrungen denken.
„Aber das ist doch Quatsch“, sprach Francis in sein Gewissen. „Wenn ihr euch wirklich liebt, dann wird euch auch nichts trennen.“
„Zu einer Beziehung gehört aber mehr als nur Liebe, Francis“, erwiderte Neal eindringlich. „Ich dachte, das hättest du inzwischen gemerkt?“
Zwei weitere Tage vergingen, an denen sich Neal vor Gero am Telefon verleugnen ließ. Einmal stand Gero sogar vor Neals Haustür, wollte klingeln, doch der Mut ließ ihn im Stich. Neal verließ das Haus
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