Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
einmal kurz zu Francis um. Diese stand da und konnte noch immer nicht glauben, welches Drama sich eben abgespielt hatte.
„Sie sind schon fast zwei Stunden im Zimmer. Was machen die denn bloß?“ Francis saß zusammen mit Thilo in der WG-Küche. Vor Nervosität hätte sie am liebsten auf den Fingernägeln herumgebissen. Thilo zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung“, erwiderte er. „Ich denke, es ist nicht einfach, Gero zu beruhigen. Nach dem, was du erzählt hast, muss es Gero ziemlich mies gehen.“
Francis winkte ab. „Neal hat selbst schuld, dass es so gekommen ist“, erwiderte sie. „Er hat Gero von sich abhängig gemacht. Es ist doch kein Wunder, dass Gero jetzt heftig auf die Trennung reagiert. Wie soll er das bloß durchstehen?“
Sie seufzte, als sie an die kommenden Monate dachte. „Er wird verrückt werden ohne Neal. Ich mag gar nicht daran denken.“
Sie schloss kurz die Augen und entsann sich an die vier Jahre, die sie selbst von Neal getrennt gewesen war. Es waren die schrecklichsten Jahre, die sie bisher erlebt hatte.
„So schlimm?“ Thilo konnte das alles kaum glauben. Doch Francis bekräftigte ihre Aussage. „Du hättest ihn mal vorhin in meiner Wohnung erleben sollen. Ich dachte, er bricht zusammen. Er hat sich einfach zu sehr auf Neal fixiert.“
Allmählich verstand auch Thilo die ganze Sachlage.
„Ich glaube, dass Neal einiges dazu beigetragen hat. So extrem, wie sie ihre Beziehung ausleben.“
Francis schüttelte bedrückt den Kopf. „Neal geht einfach zu weit“, sagte sie. „Er hätte viel früher mit Gero sprechen müssen. Ich habe es immer schon gesagt. Und nun muss Gero leiden.“
Kurze Zeit später ging endlich Geros Zimmertür auf, und Neal trat heraus. Als er in die Küche kam, sahen Francis und Thilo ihn an.
„Na, ihr zwei“, sagte er und ging zum Kühlschrank, um sich eine Dose Cola herauszunehmen.
„Hat sich Gero beruhigt?“, fragte Francis.
„Irgendwie nicht“, stellte Neal fest. „Ich hätte nie gedacht, dass ein einzelner Mensch so viele Tränen haben kann. Er ist vor Erschöpfung eingeschlafen.“ Er setzte sich mit an den Küchentisch. Doch eine harmonische Stimmung wollte sich nicht einstellen. Seine Schwester sah ihn strafend an.
„Du weißt, dass es deine Schuld ist, dass Gero jetzt so fertig ist?“, sagte sie vorwurfsvoll.
„Meine Schuld?“ Neals Gesicht zeigte Erstaunen.
„Du hättest ihm viel früher von London erzählen sollen, stattdessen hast du ihn völlig vereinnahmt - und auch noch bewusst. Merkst du, was du angerichtet hast? Gero ist abhängig von dir. Und du genießt es auch!“
„Nun ist aber gut!“ Neal war außer sich, als er Francis’ Behauptung hörte. „Wie kommst du darauf, dass ich Gero abhängig gemacht habe? Ich kann doch nichts dafür, wenn er so an mir hängt.“
Francis hielt dagegen. „Klar kannst du das. Du hast von Anfang an mit seinen Gefühlen gespielt. Das hast du mir sogar noch stolz erzählt. Ich weiß noch ganz genau, wie du mir von deinem tollen Plan erzählt hast. Du hast seine Unerfahrenheit rigoros ausgenutzt.“
Nun wurde Neal richtig sauer.
Thilo saß zwischen den beiden Geschwistern und wagte nicht einzugreifen. Er hatte sie noch nie streiten sehen.
„Am Anfang vielleicht“, lenkte Neal ein. „Aber das habe ich doch nur getan, damit Gero merkt, was er an mir hat. Damit er mich nicht so schnell wieder verlässt. Doch ich habe aufgehört, ihn so zu behandeln. Seit Monaten sind wir glücklich zusammen.“
Neal wusste nicht, was er noch dazu sagen sollte. Er verstand nicht, dass seine Schwester ihm so in den Rücken fallen konnte. Und auf der anderen Seite wollte er unmöglich zugeben, dass dieser Plan eine durchdachte Strategie gewesen war, die sich Neal von seiner ersten großen Liebe abgeguckt hatte. Damals befand er sich selbst in den Klauen eines Katz und Maus Spiels. Dieser Plan war vielleicht nicht fair gewesen, aber ohne ihn, hätte Neal bei Gero vielleicht nie landen können. Unmöglich wollte Neal jetzt zugeben, dass er ohne diese Tricks nicht gewusst hätte, wie eine vernünftige Beziehung aufzubauen war. Er hatte nie etwas anders kennen gelernt!
„Du merkst gar nicht, wie dein Verhalten auf Gero wirkt. Und nun? Wie soll es jetzt weitergehen?“
Neal zuckte mit den Schultern. „Er muss damit klarkommen, dass ich weggehe. Er wird es schon verkraften.“
Er drückte die leere Cola Dose in seiner Hand zusammen, warf sie dann geschickt in den
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