Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
Glücklich winkte er Neal und Gero zu.
„Du bist ein toller Vater“, stellte Gero fest.
„Ja, findest du?“ Es klang schnippisch, und sofort verdunkelte sich Neals Miene. „Lässt ein Vater seinen Sohn im Stich?“
Gero drehte seinen Kopf. „Du meinst wegen London?“
„Natürlich!“ Neal sah zu Boden. Seine gute Laune schien verflogen. „Wenn ich könnte, würde ich hierbleiben. Nicholas braucht mich. Er hat sich so gut an mich gewöhnt.“
Er ging an einen der vielen Futterautomaten und steckte Geld hinein. Dann zog er eine Packung Tierfutter heraus.
„Weißt du“, fuhr er fort, „ich war schon mal viel länger in London, vier Jahre. Nicholas war damals gerade erst geboren.“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich daran zurückdenke, war es das dümmste, was ich je getan habe.“
„Wieso warst du denn so lange weg?“, wollte Gero sofort wissen.
„Wegen der Band“, erklärte Neal sofort. „Wir hatten damals unseren Plattenvertrag bekommen, haben das erste Album aufgenommen, waren auf Tour. Eine ganz verrückte Zeit. - Und Francis und ich dachten, es wäre vielleicht das Beste, wenn Nicholas nicht erfährt, wer sein richtiger Vater ist.“
Gero nickte. „Aber du bist dann ja doch zurückgekommen.“
„Ja.“ Neal lächelte wieder, als er seinen Sohn betrachtete. „Und Nicholas weiß inzwischen, vor welchen Leuten er mich „Papi“ nennen darf und vor welchen nur „Neal“. Er spürt, was da vor sich geht. Er ist schon schlau.“
Neal lag auf dem Sofa und zündete sich erneut eine Zigarette an. Er wirkte nachdenklich.
„Du kümmerst dich doch um meine Hunde, wenn ich weg bin, oder?“ Prüfend sah er seine Schwester an, die selbstverständlich nickte.
„Sicher. Ich kümmere mich.“ Ein Seufzer folgte aus ihrem Mund. Unzufrieden sah sie auf Neals schlanke Finger, die die Zigarette hielten. „Musst du so viel rauchen? Das ganze Zimmer ist schon verqualmt.“
„Was soll ich sonst tun?“ Ihr Bruder verdrehte die Augen. „Wenn ich mir einen Drink mache, meckerst du ja auch.“
„Versuche einfach, dich zu entspannen“, schlug Francis vor, während sie die Fernsehzeitung durchblätterte. „Das muss doch möglich sein.“
Aber auch da schüttelte Neal mit dem Kopf. „Ich werde euch morgen verlassen. Wie soll ich denn bei dem Gedanken entspannen können?“ Er sah auf die Uhr. Es war schon spät am Abend. Nervös rauchte er weiter.
„Und was ist mit Gero?“, hakte Francis sofort nach.
„Er ist drüben.“ Neals Stimme klang gleichgültig, dabei konnte sich Francis kaum vorstellen, dass es ihrem Bruder egal war.
„Willst du nicht zu ihm gehen?“ Sie legte die Fernsehzeitung weg. Aufmerksam sah sie Neal an, der nun tatsächlich noch nervöser zu werden schien.
„Ich bin doch jetzt bei dir, Liebes“, antwortete er. „Ich kann dich nicht ständig wegen ihm hängen lassen.“
„Aber es ist der letzte Abend hier“, räumte Francis ein. „Du kannst Gero unmöglich heute alleine lassen.“
Neal richtete sich in dem Sofa auf. Schließlich drückte er die Zigarette aus. Die vorwurfsvollen Worte seiner Schwester konnte er nicht so stehen lassen.
„Und was ist mit dir - wenn ich rübergehe?“
Seine Schwester lächelte. „Du warst den ganzen Nachmittag und Abend hier, gestern warst du mit Nicholas im Zoo. Ich kann mich wirklich nicht beklagen. Die Nacht solltest du aber lieber mit Gero verbringen. Er braucht dich jetzt mehr als ich.“
„Meinst du?“ Neals Stirn legte sich in Falten.
„Bestimmt“, versicherte Francis. „Und du willst auch zu ihm. Das merke ich doch.“
Tatsächlich spürte Neal eine Art von Erleichterung, als er schließlich in die WG trat. Geros Zimmer war ganz dunkel. Nur am Schreibtisch brannte Licht.
Sein Freund saß über ein Buch gebeugt. Verblüfft sah er auf, als Neal durch die Tür kam.
„... dass du noch kommst?“, sagte er erstaunt und erhob sich von dem Stuhl.
„Ich kann dich doch nicht alleine lassen, heute Nacht“, lenkte Neal ein.
Gero nickte, doch betrübt sah er zu Boden. „Es ist unsere letzte Nacht. - Ich darf gar nicht drüber nachdenken.“
Neal schloss die Tür. Zielstrebig ging er in das kleine Badezimmer, das sich an Geros Zimmer anschloss. „Es ist nicht unsere letzte Nacht“, sagte er, während er sein Oberteil auszog und zur Zahnbürste griff. „Es ist unsere vorläufig letzte Nacht“, sprach er weiter, „und wenn ich wiederkomme, haben wir noch unendlich viele Nächte vor uns.“
Er
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