Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
fügte er ernst hinzu: „Ich muss mit dir reden, es ist wichtig.“
Francis nickte.
„Wenn etwas ist“, sagte sie zu Christen gewandt, „bin ich in der Kantine zu finden.“
„Alles klar“, entgegnete ihre Freundin, die Thilo noch immer verwundert ansah.
Wenig später hatten sie sich in die Kantine zurückgezogen. Hier gingen nur Angestellte oder Geschäftspartner von Anderson Creation ein und aus. Alle waren vornehm gekleidet und signalisierten einen gewissen Luxus, den die Modefirma stets in den Vordergrund stellte. Thilo, mit seinen schwarzen Nietenklamotten und langen Haaren, sorgte sofort für Aufmerksamkeit. Doch er ließ sich davon nicht beeindrucken. Als sie sich Kaffee geholt hatten, nahmen sie in einer ruhigen Ecke Platz.
„Was ist denn los?“, wollte Francis sofort wissen.
„Es geht um Gero“, fing Thilo an. Seufzend rührte er in seiner Tasse Milchkaffee. „Ich komme nicht mehr klar mit ihm. Seitdem Neal weg ist, lässt er sich total gehen. Er geht nicht zur Uni, räumt nichts auf, schläft kaum ...“ Thilo schüttelte den Kopf. „Der macht mich ganz wahnsinnig mit seinem Verhalten.“
Francis’ Stirn legte sich in Falten. „Hast du mal mit ihm drüber gesprochen?“
„Sprechen?“, wiederholte Thilo. Er sah verzweifelt aus. „Das tut er ja auch kaum noch. Man kann nicht vernünftig mit ihm reden. - Und ich dachte, du könntest vielleicht...“
Francis verstand und nickte.
„Ich kümmere mich drum“, beschloss sie.
Schon am Nachmittag machte sie sich auf den Weg in die WG. Vorsichtig trat sie in Geros Zimmer, und jener lag tatsächlich wie lethargisch auf dem Bett und starrte an die Decke.
„Hallo“, grüßte Francis. Lächelnd hielt sie Gero einen Teller hin. „Ich habe Kuchen mitgebracht.“
Aber auch das schien Gero nicht zu reizen.
„Ich habe keinen Hunger“, kam es monoton aus seinem Mund.
Francis seufzte. Sie stellte den Kuchen ab und setzte sich dann auf das Bett.
„Du siehst aus, als hättest du seit Tagen nichts mehr gegessen.“
Gero zuckte nur mit den Schultern. Noch immer hielt er es nicht für nötig aufzusehen.
„Ist doch eh sinnlos, ohne Neal.“ Seine Worte klangen voller Verzweiflung und Ratlosigkeit. Doch Francis war froh, dass er wenigstens sagen konnte, was ihn so bedrückte. „Wenn er bloß hier wäre“, fuhr Gero fort. „Ich vermisse ihn so.“ Nun drehte er den Kopf. Traurig sah er Francis an.
„Ich weiß nicht, wie ich es noch länger ohne ihn aushalten soll.“
Francis nickte verständnisvoll. Behutsam strich sie über Geros Wange. „Ich kann dich verstehen“, sagte sie dabei. „Ich vermisse ihn auch. - Aber deswegen musst du dich doch nicht so gehen lassen. Das macht die Sache auch nicht besser.“
Gero seufzte. „Wahrscheinlich hast du recht.“
Wenig später standen beide vor dem Haus und atmeten die kühle Herbstluft ein. Gero hielt Neals Hunde an der Leine und lächelte sogar leicht. „Ich wusste gar nicht mehr, wie schön es draußen ist im Herbst.“
Dann machten sie sich auf den Weg zum Park.
Dort ließen sie die Hunde laufen. Und schließlich erhellte sich Geros Gesicht gänzlich. Munter zeigte er in die Ferne.
„Sieh mal! Da ist die Bank, wo Neal mich angesprochen hat!“ Er lief ein Stück vor und setzte sich dann auf die besagte Parkbank. „Hier hat er gesessen“, begann er zu schildern. „Im ersten Moment habe ich geglaubt, er ist total bescheuert. Er hat mich unheimlich genervt.“ Gero grinste.
„Hey, du kannst ja wieder lachen!“, stellte Francis daraufhin erfreut fest.
„Tja, aber nur dank dir ...“
„Es war wirklich seit langem mal wieder ein schöner Tag“, stellte Gero am Abend fest. Er saß zusammen mit Francis in ihrer Wohnung. Die Herbstsonne hatte sogar etwas Farbe in sein blasses Gesicht gezaubert.
„Ich fand es auch schön“, entgegnete Francis, während sie auf die Uhr sah. „Aber ich muss jetzt schlafen gehen. Ich habe morgen früh eine wichtige Besprechung.“
Gero nickte verständnisvoll - und trotzdem wurde er nachdenklich und zeigte auf den Fernseher.
„Darf ich heute Nacht hier bleiben und Videos sehen? Thilo regt sich immer so auf, wenn ich nachts auf bin.“
Da wurde Francis sofort hellhörig. „Wieso schläfst du denn nicht?“
Gero senkte den Kopf. „Ich kann einfach nicht abschalten, seitdem Neal weg ist. Ich mache mir Sorgen um ihn. Ich habe Angst, dass er nicht zurückkommt.“ Verzweifelt blickte er Francis an. „Ich kann nicht
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